Vorwurf der Kreml-Propaganda "Tagesschau" rudert wegen "irritierender Wortwahl" zurück
Russland beansprucht völkerrechtswidrig ukrainische Gebiete, die "Tagesschau" sprach von "Schutz". Die Formulierung will die Sendung nun so nicht mehr nutzen.
Nach Irritationen um eine Moderation der "Tagesschau"-Sprecherin Susanne Daubner hat die Redaktion Fehler eingeräumt. Eine Sprecherin des verantwortlichen Norddeutschen Rundfunks (NDR) teilte t-online am Donnerstag mit, dass die Wortwahl "offenbar Irritationen ausgelöst hat."
Die "Tagesschau" hatte am vergangenen Mittwoch darüber berichtet, der russische Präsident Wladimir Putin habe ein Gesetz unterzeichnet, dass die ukrainischen Gebiete Cherson, Saporischschja, Luhansk und Donezk nun als Teile Russlands angesehen würden. "Damit stehen die teilweise von Russland besetzten Regionen Cherson, Saporischschja, Luhansk und Donezk künftig unter dem Schutz der Atommacht", sagte Daubner dazu in ihrer Moderation.
Vorwurf der Kreml-Propaganda
Auf Twitter äußerten daraufhin einige Nutzer ihr Unverständnis: Sie warfen den für die Sendung Verantwortlichen vor, mit der Formulierung ein Propagandanarrativ der russischen Führung zu verwenden. Die Annexion wird als völkerrechtswidrig angesehen und von kaum einem Staat anerkannt. Der Kreml hatte zuvor Scheinreferenden in den Gebieten abgehalten.
Der NDR räumte nun ein, dass man aus heutiger Sicht den Text so nicht mehr formulieren würde: "Besser wäre es gewesen, die Nachricht hätte etwa so gelautet: … 'damit sind die Regionen … nach Lesart des Kremls nun Teil der Atommacht Russland'", teilte der Sender am Tag nach der Ausstrahlung mit.
- Schriftliche Antwort des NDR
- Tageschau vom 5.10.2022