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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Analyse des "Economist" Weshalb Germany auf einmal cool sein soll
Deutschland soll jetzt cool sein. Das britische Magazin "Economist" widmet "Cool Germany" die Titelgeschichte. Merkel habe das Land geöffnet – jetzt stehe aber ein Wechsel an.
Das britische Wochenmagazin "Economist" hat der größten Volkswirtschaft Europas immer wieder Themenschwerpunkte gewidmet: Deutschland. Ende der 1990er war Deutschland "der kranke Mann Europas", einige Jahre später volkswirtschaftlich "überraschend stark". Wieder einige Jahre später: der "Motor Europas".
Auch wenn sich die Prognosen nicht immer bestätigten: Wenn der "Economist" eine solche These vertritt, horcht Deutschland auf. Nun ist es wieder soweit: "Cool Germany" lautet der Titel der aktuellen Ausgabe. Deutschland befinde sich in Zeiten des Umbruchs, es sei endlich cool.
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Merkel hat Deutschland verändert
Deutschland, cool? Hatte nicht eben erst die Kanzlerin monatelang darum ringen müssen, eine Regierung zu bilden? Herrscht nicht allgemeine Gereiztheit? Hat Deutschland nicht halb Südeuropa verärgert mit strengen Sparvorgaben? Ist nicht das Land politisch gespalten wie lange nicht?
Ja, schreibt der "Economist", dieses Bild zeichneten die Zeitungen. Aber. Deutschland sei endlich offener und lockerer. Das ist es, was das Magazin mit "cool" vor allem meint. Und dafür sei auch die Politik der Bundeskanzlerin Angela Merkel verantwortlich.
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Deutschlands "Hauptmerkmale" seien für lange Zeit "ethnische und kulturelle Homogenität" sowie eine "konformistische und konservative Gesellschaft" gewesen, außerdem der "Unwille, sein Gewicht in internationaler Diplomatie zur Geltung zu bringen". Vor allem Merkels "Politik der offenen Tür" während der Flüchtlingskrise habe das geändert.
Deutschland sei nun ein "Schmelztiegel". Das Land definiere Nationalität nicht mehr ethnisch, sondern über Staatsbürgerschaft. Es sei dadurch jünger geworden. Vor allem habe es seinen Horizont erweitert.
Umbrüche wecken Unbehagen
Das alles erschüttere die Gesellschaft zwar auch. Es breche Gräben auf, zwischen jenen, die die Entwicklungen begrüßten, und jenen, die sie ablehnten. Zwischen städtischen und ländlichen Wählern. Zwischen Jung und Alt. Der Einzug der AfD in den Bundestag sei ein Effekt dieser Grabenkämpfe, dieses "Unbehagens", das die Erschütterungen begleite.
Aber wie Deutschland darauf reagiere, könne als Beispiel für andere Nationen dienen. Denn Deutschland sei aus historischen Gründen nicht so empfänglich für Demagogie.
Viele andere Entwicklungen wertet der "Economist" positiv.
Das Land lasse sich von Frankreich dazu drängen, mehr EU-Integration zuzulassen. Deutschlands Abhängigkeit vom Handel mache es zu einem idealen Vermittler im drohenden Handelskrieg Donald Trumps. Außerdem sei es nun häufiger bereit, internationale Verantwortung zu übernehmen, wie die Auslandseinsätze mit deutschen Truppen in Mali, Afghanistan und Litauen belegten. Deutschland engagiere sich jetzt auch stärker in der Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika.
Die Richtige für den Wandel, die Falsche für die Zukunft
Gleichzeitig breche die "patriarchalische Kultur" auf: Der Anteil arbeitender Frauen steige, Ehen würden häufiger geschieden, die Zahl der Eheschließungen nehme ab. Und selbst der eher konservative Mittelstand öffne sich für neue Technologien.
Doch: Für die Zeit des Umbruchs sei Angela Merkel die falsche Kanzlerin. Ihr reaktiver Regierungsstil habe zur Zeit gepasst. Nun erfordere das neue Deutschland einen anderen Typ Kanzler: innenpolitisch proaktiv, außenpolitisch ambitioniert – mit der Fähigkeit, Wähler für seine Ambitionen zu begeistern. Gelinge das, habe Deutschland enormes Potential.
- Economist: "Germany is becoming more open and diverse" (engl.)
- Economist: "How Germany and the Germans have changed" (engl.)
- Economist: "The sick man of the euro" (engl.)