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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vorfall in Sachsen Bewaffnete Neonazis bedrohen linke Demo
Baseballschläger, Pfefferspray und große Messer. Ein kleines Waffenarsenal führten
Bei einer Kundgebung gegen rechte Gewalt und Ausländerfeindlichkeit im sächsischen Wurzen sind am Samstag Rechtsextreme bewaffnet und zum Teil vermummt aufgetaucht. In ihren Händen: Messer, Baseballschläger und eine große Flasche mit Tränengas.
Die Fotos des Fotografen Sören Kohlhuber dokumentieren den Einschüchterungsversuch. Sie zeigen, wie Rechtsextreme vom Grundstück eines Sonnenstudios stürmen und ihre Waffen in Richtung von Journalisten und linken Demonstranten richten. Die Neonazis drohten ihnen unter anderem mit "Halsabschneide-Gesten", berichtet Kohlhuber. Doch es blieb an diesem Tag bei martialischen Drohgebärden. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand.
"Ort war als rechter Treffpunkt bekannt"
Die Polizei war laut der sächsischen Landtagsabgeordneten der Linken, Juliane Nagel, schnell zur Stelle und trennte die beiden Gruppen. Die Anmelderin der Kundgebung unter dem Motto “Solidarität mit allen Betroffenen rassistischer und rechter Gewalt” kritisiert aber auch die Beamten, da diese sich nicht von Anfang an vor dem Sonnenstudio postierten. "Der Ort ist als Treffpunkt von Neonazis bekannt", sagte Nagel t-online.de.
Die Polizei ermittelt nun wegen unerlaubtem Waffenbesitz gegen die Neonazis. Allerdings müssen erst noch die vermummten Personen identifiziert werden, so ein Polizeisprecher. In einer Mitteilung der Beamten heißt es, dass lediglich Teleskopschlagstöcke und Baseballschläger gefunden worden seien. Messer und Tränengas sind verschwunden.
Außer den rund 250 Menschen aus dem linken Spektrum demonstrierten auch Rechtsextreme auf einer Gegenkundgebung. Laut der Polizei nahmen dort rund 30 Personen teil. Die Kundgebung der Linken verlief nach Angaben der Beamten friedlich. Allerdings wurden 30 Identitätsfeststellungen rund um die Veranstaltung durch die Polizei durchgeführt. Die Ordnungshüter stellten vor allem Verstöße gegen das Versammlungsgesetz und Ordnungswidrigkeiten fest.
Auseinandersetzungen in Wurzen
Auch ein weiteres Foto mit vermummten Neonazis wurde auf dem Kurznachrichtendienst Twitter viel diskutiert. Neben den Vermummten stehen Polizisten, die offenbar nichts unternehmen, obwohl Vermummungen auf Demonstrationen verboten sind. Auf Nachfrage bei der Polizei sagte ein Sprecher, dass die Beamten die Männer aufforderten, ihre Vermummung abzunehmen. "Wären sie dieser Aufforderung nicht nachgekommen, hätten die Kollegen sie auch nicht demonstrieren lassen", so ein Polizeisprecher.
Der Vorfall in Wurzen ist nicht der einzige dieser Art am Wochenende in den neuen Bundesländern. Ebenfalls am Samstag wurden in Cottbus Journalisten bedroht und sogar attackiert.
Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen am Freitag vor zwei Wochen setzt der Oberbürgermeister der nordsächsischen Stadt auf verstärkte Polizeipräsenz. Wer für die Eskalation verantwortlich sei, müssten die Ermittlungen ergeben. "Da muss jetzt Polizeiarbeit dran", sagte Oberbürgermeister Jörg Röglin (SPD). Die Polizei hat nach eigenen Angaben noch keine neuen Erkenntnisse zu den Hintergründen des gewalttätigen Streits, bei dem zwei Menschen durch Messerstiche in den Oberschenkel schwer verwundet wurden.
Quelle:
- eigene Recherchen