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Erdbestattung ist out: Vielen Friedhöfen droht das Aus


Trend zur Urne
Vielen Friedhöfen droht das Aus

Von dpa
15.10.2017Lesedauer: 3 Min.
Trend zu pflegefreien Gräbern: Sterben Friedhöfe selbst?Vergrößern des BildesEine Urne nimmt wesentlich weniger Platz in Anspruch als ein traditionelles Grab. (Quelle: Nicolas Armer/dpa-bilder)
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Eigentlich müsste man meinen, den Friedhöfen ginge es gut – gestorben wird nämlich immer. Doch immer mehr Menschen wollen Feuerbestattungen und Urnen statt des traditionellen Grabs. Das macht manchem Friedhof zu schaffen.

Bundesweit gibt es derzeit rund 32.000 traditionelle Friedhöfe, so Michael Albrecht vom Verband der Friedhofsverwalter Deutschlands in Hannover. Früher pflegten Angehörige Gräber an ihrem Wohnort. "Geschah das nicht, wurde im Dorf getuschelt, denn bis vor etwa 15 Jahren war ein Grab immer auch eine Art Statussymbol", sagt Judith Könsgen von der Deutschen Friedhofsgesellschaft, einem Unternehmen, das in Deutschland 15 Friedhöfe betreibt. Heute sind Familienmitglieder oft mobiler und weniger aneinander gebunden.

Pflegefreie Angebot liegen im Trend

Laut der Verbraucherinitiative Aeternitas sind daher pflegefreie Angebote wie Urnenwände, Rasengräber, Baumbestattungen, Gemeinschaftsgräber und Seebestattungen im Trend. Generell lässt sich mit Feuerbestattungen Geld sparen im Vergleich zum traditionellen Erdbegräbnis.

Nach Branchenschätzungen fällt inzwischen bei fast zwei Drittel der jährlich rund 925.000 Verstorbenen in Deutschland die Entscheidung für eine Einäscherung. Der Bundesverband Deutscher Bestatter rechnet mit einem weiteren Anstieg.

Der Sprecher des Verbands der Friedhofsverwalter, Michael Albrecht, glaubt dennoch nicht an ein baldiges Aus für die Friedhöfe: "Es gibt hier keine eigenen bundesweiten Statistiken, aber in den letzten Jahren ist mir keine Friedhofschließung bekanntgeworden." Bis etwa 2040 werde ein Anstieg der Zahl der Sterbefälle auf mehr als 1,2 Millionen jährlich erwartet. Bei Ruhefristen zwischen 15 und 30 Jahren für Gräber gebe es außerdem keine schnellen Veränderungen.

Dennoch habe der Trend zur Urne zu immer mehr ungenutzten Flächen geführt – weil für einen Urnengrab deutlich weniger Platz benötigt wird als für ein Erdgrab. Nach einer Berechnung des Instituts für Kommunale Haushaltswirtschaft von 2015 machen sie mehr als ein Drittel aus. Der Unterhalt dieser ungenutzten Areale koste jährlich viele Millionen.

Friedhöfe sollen "Oasen in Großstädten" werden

Albrecht argumentiert, Überhangflächen würden zur Aufwertung eines Friedhofs mit zusätzlicher Bepflanzung als Park zur Erholung von Stadtbewohnern genutzt: "Viele haben einen hohen ökologischen Wert. Das sind kleine Oasen in Großstädten."

Überhangflächen für eine Bebauung abzutrennen, sei oft nicht möglich, weil es auf ihnen immer wieder Inseln von Gräbern mit langen Ruhezeiten gebe. Leichter möglich ist das nach Albrechts Einschätzung auf Flächen, auf denen nie jemand begraben wurde.

Der Bonner Juraprofessor Tade Spranger sagt: "In Berlin zum Beispiel sind tatsächlich schon ehemalige Friedhofsflächen der evangelischen Kirche bebaut worden. Bei der chronischen Wohnungsnot in Großstädten kann das eine gute Alternative sein."

Auch Spranger kann sich gut vorstellen, dass ein Drittel aller deutschen Friedhöfe in zehn Jahren nicht mehr in der heutigen Form besteht. "Heute wird jemand in Mannheim geboren, arbeitet in Frankfurt und stirbt in Heidelberg. Es gibt weniger Ortsbindungen und mehr Wettbewerb unter Friedhöfen. Für Bonner zum Beispiel sind die Friedhofsgebühren in den Umlandgemeinden oft viel niedriger."

Zu strikte Regeln an Friedhöfen

Zum Trend zur Feuerbestattung und zu alternativen Begräbnisformen wie Urnen in sogenannten Friedwäldern trägt nach Sprangers Überzeugung auch bei, dass es auf vielen Friedhöfen strikte Regeln gibt: "Oft ist dort vieles verboten, zum Beispiel bestimmte Bepflanzungen bei Gräbern oder Spielzeug auf Kindergräbern." Viele Friedhöfe erlaubten auch keine Begräbnisse an Samstagen, obwohl Angehörige heute oft eine weite Anreise haben. Friedhofsverwaltungen müssten deshalb flexibler werden: "Sonst schaufeln sie sich ihr eigenes Grab."

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