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Mysteriöser Geheimbund: Was die Freimaurer wirklich wollen


Was die Freimaurer wirklich wollen

dpa, Helmut Reuter

22.06.2017Lesedauer: 3 Min.
Ein Zirkel und ein Winkel, die Symbole der FreimaurerVergrößern des BildesEin Zirkel und ein Winkel, die Symbole der Freimaurer (Quelle: David Ebener/dpa-bilder)
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Seit Jahrhunderten sind die Freimaurer geheimnisumwittert. Mythen und Legenden ranken sich um die Bruderschaften. Nicht wenige Menschen wittern eine internationale Verschwörung. 300 Jahre nach der Gründung öffnet sich der Geheimbund, denn es gibt Nachwuchssorgen.

Als sich Mitglieder von vier lokalen Logen am 24. Juni 1717 in der Taverne "Goose and Gridiron" in London trafen, war ihnen vermutlich nicht bewusst, dass dies der Gründungstag der modernen Freimaurerei werden sollte. Die Bewegung ist weltumspannend und hat Menschen wie Wolfgang Amadeus Mozart, Friedrich den Großen und Theodor Roosevelt gleichermaßen fasziniert und bewegt. "To make a good man better" - ist ein zentraler Kern des Freimaurerei, die heute in Deutschland etwa 15.000 Mitglieder in knapp 500 Logen zählt.

Der 24. Juni ist aber nicht nur wegen des legendären Treffens im "Goose and Gridiron" der Jubiläumstag. Der 24. Juni ist Johannistag und Geburtstag des Heiligen Johannes dem Täufer, der seit Urzeiten Schutzpatron der Steinmetzgilden ist, aus denen die Logen hervorgingen. Vieles bei den Freimaurern erinnert an religiöse Begriffe und Riten. Das Versammlungshaus heißt Tempel, die Brüder sind zur Tempelarbeit angehalten. Es gibt Rituale, den "Allmächtigen Baumeister aller Welten" und den Glauben an ein übergeordnetes Wesen.

Dialoge über philosophische und ethische Themen

"Bei einem freimaurerischen Ritual muss immer ein Heiliges Buch aufgeschlagen sein. Ob das die Bibel, die Tora oder der Koran ist, das ist zweitrangig. Es gibt Logen, da sind alle drei aufgeschlagen", erläutert Christoph Bosbach. Seit über einem Vierteljahrhundert ist er Freimaurer und seit November 2015 Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD). Es gibt fünf Großlogen, unter denen sich die einzelnen Logen einreihen, und Hannover gilt als eine Hochburg. Dort feiern die zwölf örtlichen Logen am 24. Juni in einem Festakt das Jubiläum. Die zentrale VGLvD-Feier ist am 1. September auch in Hannover.

In den Ritualen in den Tempeln entstehen Dialoge zwischen dem Meister vom Stuhl und anderen Freimaurern. Es geht um philosophische und ethische Themen. "Eine Art schauspielerische Darstellung dessen, was wir als freimaurerische Lehre, als Königliche Kunst betrachten", so Bosbach. Erörtert werden die Bedeutung der jahrhundertealten wiederkehrenden Symbole aus der Maurerei wie Winkel, Zirkel, Lot oder Wasserwaage. Die Dialogsituation inspirierte schon Mozart bei der "Zauberflöte", die seit jeher als die "Freimaurer-Oper" gilt.

In DDR und Drittem Reich verboten

So wichtig den Freimaurern Verschwiegenheit und Geheimhaltung sind, sie müssen und wollen sich mit Bedacht öffnen, denn auch ihnen bereitet der Nachwuchs Kopfzerbrechen. Zum Ende der Weimarer Republik zählten die Logen etwa 82.000 Mitglieder in Deutschland, wie Matthias Pöhlmann sagt, der Weltanschauungsbeauftragter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ist und sich auch als Buchautor mit den Freimaurern befasste. 1935 kam das Verbot durch die Nazis. Auch in der DDR galt ein Verbot. "Die Geschichte der Freimaurer in Deutschland ist sehr ambivalent", so Pöhlmann.

Ein Blick weiter zurück in die Historie zeigt, dass die Freimaurer eine wichtige gesellschaftspolitische Rolle spielten. Im 18. Jahrhundert waren die Klüfte zwischen den einzelnen Ständen und Konfessionen groß. "Man konnte im 18. Jahrhundert kaum Katholiken und Protestanten gesellschaftlich zusammenbringen. Es gab immer noch extrem hohe Konfessionsschranken", so Barbara Stollberg-Rilinger, Historikerin und Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

"Die Freimauer waren in dieser Zeit ein ganz wichtiges Medium, um in einer freieren Geselligkeitsform solche und andere Schranken zu überwinden. Das Ziel war für die Zeit typisch: die Vervollkommnung des Menschengeschlechts."

Die Kirche ist nicht erfreut

Als abgeschirmte und verschwiegene Sozietät waren und sind die Logen immer auch geheimnisumwittert. Ritualtexte, Kennwörter oder Erkennungsgriffe sollen nicht bekannt und Brüder dürfen nicht "geoutet" werden. "Die Rituale sind auch ein Mittel, um das alles spannend und attraktiv zu machen", erläutert Stollberg-Rilinger. Das deckt sich mit den Ansicht von Großmeister Bosbach. Auch er weiß, dass die Rituale interessant sein müssen, damit potenzielle Mitglieder bereit sind, sich damit zu beschäftigen. Ein "elegantes Spiel" nennt Weltanschauungsexperte Pöhlmann die Ritualwelt der Freimaurer.

Ob Schauspiel, Attraktion oder elegantes Spiel - für die Katholische Kirche ist die Freimaurerei unvereinbar mit ihrer Glaubenslehre. Ein zu undifferenziertes Gottesbild, sakramentsähnliche Handlungen und einige Rituale, die wie eine Persiflage auf die Heilige Messe wirken könnten - all das spricht aus Sicht Roms gegen die Freimaurerei. Deswegen machte die Glaubenskongregation 1983 nochmals unmissverständlich klar: "Die Gläubigen, die freimaurerischen Vereinigungen angehören, befinden sich also im Stand schwerer Sünde und können nicht die Heilige Kommunion empfangen." Das gilt bis heute.

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