"Wollen uns in den Dornröschen-Schlaf zurückversetzen" Erzbischof Woelki zerpflückt deutsche Flüchtlingspolitik
Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, holt zum Rundumschlag aus: Mit der Flüchtlingspolitik Deutschlands und der EU geht er hart ins Gericht. Einen Ministerpräsidenten nennt er dabei namentlich.
Das Abkommen der EU mit der Türkei zur Rücknahme von Flüchtlingen sei "infam" gewesen, sagte Woelki dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Unsere führenden Politiker wollen uns in den Dornröschen-Schlaf zurückversetzen oder sind als Sandmännchen unterwegs."
Kritik an Seehofer
"Sie möchten uns einschläfern und uns weismachen, es sei jetzt wieder alles wie vorher und wir seien wieder im 'Closed Shop' des 'guten alten Europa' angekommen", fügte der Kardinal hinzu. "Das ist ein Märchen."
Dem CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer warf Woelki Zynismus vor. Ein Ende der Willkommenskultur für "notariell besiegelt" zu erklären, wie Seehofer es mit Blick auf verschärfte Grenzkontrollen getan hatte, sei vor dem Hintergrund der Verpflichtung zur Aufnahme und Unterbringung von Menschen in Not "zynisch". Zudem sei es ein zivilisatorischer Bruch mit den Werten Europas und unserer deutschen Verfassung.
Woelki fordert Einwanderungsgesetz
Zugleich bekräftigte Woelki seine Forderung nach einem Einwanderungsgesetz, das legale Zuwanderung nach Europa und Deutschland ermöglichen würde. Damit würden zum Beispiel Anreize gemindert, unbegleitete Minderjährige mit dem Ziel eines Familiennachzugs aus Krisenregionen auf den lebensgefährlichen Weg nach Europa zu schicken.