Auftritt mit Deutschland-Fahne Jauchs Gäste schießen gegen AfD-Mann Höcke
Wird Hass gesellschaftsfähig? Zwischen Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) und CDU-Innenpolitiker Klaus Bouillon auf der einen Seite sowie dem thüringischen AfD-Mann Björn Höcke auf der anderen flogen in dieser Frage die Fetzen. In der turbulenten Talk-Runde trat Höcke mit Deutschland-Flagge auf - und musste für seine Parolen viel einstecken.
Der Sonntagabend-Talk zum Thema "Pöbeln, hetzen, drohen - wird der Hass gesellschaftsfähig?" eskalierte quasi mit Ankündigung. Schließlich traf bei "Günther Jauch" Höcke, dem das Wort „Kanacksprach‘“ auf Demos locker von den Lippen geht, auf Justizminister Maas, der Demo-Gänger dieser Couleur als "Pack" bezeichnet hatte.
"Das ist widerlich!", erregte sich der SPD-Politiker, als in der Sendung Auftritte von Höcke gezeigt wurden, in denen dieser gegen Flüchtlinge wettert und - knapp an der Nazi-Parole vorbei - von "1000 Jahren Deutschland" spricht. Auch mit dem saarländischen Innenminister Bouillon bekam Höcke Streit: "Wollen Sie mich verarschen?", zürnte der, als Höcke gerade behauptet hatte, Bouillon teile seine Meinung, in Flüchtlingsunterkünften gebe es verstärkte Gewalt gegen Frauen. "Sie haben keine Manieren!", keilte Höcke zurück.
Damit nannte der AfD-Fraktionsvorsitzende im thüringischen Landtag das entscheidende Stichwort. Denn die NDR-Innenpolitik-Chefin und Moderatorin Anja Reschke war nicht der einzige Talk-Gast, der bereits Droh-Mails von zürnenden Bürgern bekommen hat. Auch Bouillon, der selbst mehrere Wochen sein Büro in eine Flüchtlingsunterkunft verlegte, wurde beschimpft. Führt verbale Gewalt auch zu echten Taten auf der Straße? "Ich denke schon, dass es da einen Zusammenhang gibt", warnte Reschke.
Diskussion verläuft banal
Um den Kampf "Höcke gegen alle" wenigstens ab und an etwas zu befrieden, rang sich Jauch zu ein paar gewollt kritischen Fragen an die anderen Gäste ab: "Ist politische Korrektheit wichtiger als die realen Zustände?", wollte er von Maas wissen. Anlass war der wegen Streit in der Flüchtlingsfrage aus der SPD ausgetretene Magdeburger Oberbürgermeister Lutz Trümper. Antwort Maas: "Nein, die Menschen sollen über ihre Ängste reden können." Aha. Und ob so genannte "linke Ausgrenzer" nicht genauso gefährlich sind wie die ganz Rechten? Sie wisse nicht, was linke Ausgrenzer sein sollen, antwortet Anja Reschke, aber auf jeden Fall finde sie das nicht.
Das Hetzen ist schlecht, der Flüchtlingsstrom machbar und Höcke ganz unmöglich - das waren die Eckpunkte, auf die sich Moderator und drei von vier Gästen schnell einigten. Immerhin versuchte Bouillon mit konkreten Beispielen aus Flüchtlingsunterkünften, die Diskussion auch zu den realen Herausforderungen zu lenken. Doch wenn manche dort Knäckebrot für eine Henkersmahlzeit halten, mag das eine kulturelle Hürde sein, doch angesichts der Gesamtaufgabe eher banal.
Denn wenn der Bund nicht mehr Geld in die Hand nimmt, konkurrieren Menschen mit kleinem Geldbeutel dann nicht immer mehr mit Flüchtlingen auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt? Sorgen sich "besorgte Bürger" in Zeiten der Finanzkrise nicht eigentlich mehr um schwindende Einkommen, Renten und soziale Teilhabe als um Immigranten? Fragen, deren Beantwortung Jauch leider der nächsten Pegida-Demo überlässt.