Briefkastenfirma "Spiegel": Franz-Josef Strauß kassierte Schmiergeld im großen Stil
Franz Josef Strauß
Über eine Briefkastenfirma kassierte Strauß über Jahre hinweg Geld. Dies belegen bislang unbekannte Akten des "Eureco Büro für Wirtschaftsberatung GmbH und Co. KG". Auf die stieß der Politikwissenschaftler Peter Siebenmorgen bei Recherchen
für seine Strauß-Biografie.
Strauß und seine Gattin Marianne hatten das Büro 1964 gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Reinhold Kreile gegründet. Der Anwalt sorgte mittels einer Treuhand-Konstruktion dafür, dass der Name Strauß nicht mit "Eureco" in Verbindung gebracht werden konnte.
Strauß wusste um halblegalen Charakter der Firma
Die Liste der Geldgeber ist lang - und namhaft: Strauß erhielt Zuwendungen von BMW, Bertelsmann, Daimler Benz und Dornier. Auch Firmen aus dem Flick-Imperium sowie die Taurus-GmbH von Medienmogul Leo Kirch zahlten Strauß Schmiergelder. Die Zahlungen summieren sich allein zwischen den Jahren 1964 bis 1968 auf 490.895 D-Mark - und damit mehr als das fünffache des Jahresgehalts, das Strauß damals bezog (etwa 90.000 D-Mark).
Gegenleistungen erhielten die Firmen dafür offenbar kaum: Die "Eureco"-Verträge sind sehr vage gehalten und umfassen meist nur Beratungen. Strauß wusste dennoch, dass er sich damit am Rande der Legalität bewegt, wie Schreiben von Anwalt Kreile belegen. Er schlug vor, dass man sich über die praktische Tätigkeit der Gesellschaft "am besten mündlich" verständige.
Das Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" konfrontierte Kreile mit den Anschuldigungen. Er lehnte mit einem Hinweis auf seine anwaltliche Schweigepflicht jeden kommentar ab, stellte jedoch fest, dass die gezahlten Honorare "ohne jegliche Beanstandung seitens der Finanzämter blieben"