Limburger Bischof Tebartz-van Elst Teure Bau-Ideen nach Dienstreisen
Wie kam es zur Kostenexplosion beim Bau der Limburger Bischofsresidenz? Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wird vorgeworfen, die Mehrkosten selbst verursacht und trotz Aufforderungen für 2012 und 2013 keinen Haushaltsplan vorgelegt zu haben.
Die Steigerung der Kosten könne er sich nur so erklären, "dass der Bischof von Limburg entweder ein raffinierter Betrüger oder krank ist", sagte das Mitglied des Vermögensverwaltungsrates des Bischöflichen Stuhls, Jochen Riebel, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Ein "normal denkender Mensch" veranlasse solche Ausgaben nicht.
Der Bischof habe die Steigerungen zum Teil selbst verursacht, sagte Riebel in mehreren Interviews. Den Bau der Residenz habe der Bischof geleitet, nicht sein Generalvikar Franz Kaspar, kommentierte er anderslautende Angaben des Bistums.
Angeblich keinen Haushaltsplan vorgelegt
Ständige Neu- und Umplanungen sowie Änderungswünsche des Bischofs hätten zu "ganz erheblichen Mehrkosten geführt", sagte Riebel zudem dem Radiosender FFH. Mitarbeiter des Bistums hätten berichtet, der Bischof habe von seinen Dienstreisen stets neue Ideen mitgebracht und sofort in den Bau einfließen lassen.
Die Kosten für das gesamte Bauvorhaben in Limburg stiegen nach Bistumsangaben auf 31 Millionen Euro. Lediglich eine Anfinanzierung von 600.000 bis 800.000 Euro sei im Haushaltsplan 2011 genehmigt worden, erklärte Riebel. Demnach habe Tebartz-van Elst den Haushalt für 2012 und 2013 trotz mehrfacher Aufforderung einfach nicht vorgelegt.
Keine Mehrkosten für den Kirchensteuerzahler
Riebel und Michael Lucas, ein weiteres Verwaltungsratsmitglied, dämpften unterdessen Befürchtungen, dass der Kirchensteuerzahler für die Mehrkosten aufkommen müsse.
Der Bischöfliche Stuhl trage die Kosten, sagte Lucas. "Das ist mit Eigenmitteln finanziert." Mehr als die im Haushalt veranschlagten 2,5 Millionen Euro an Kirchensteuern seien nicht eingebracht worden.
Bezahlt wurde der aufwendige Bau auf dem Limburger Domberg zum großen Teil vom Bischöflichen Stuhl, einem mehr als 100 Jahre alten Kirchenvermögen, das dem Bischof für seine Aufgaben zur Verfügung steht. Allerdings muss der Vermögensverwaltungsrat Ausgaben billigen.
User von t-online.de beziehen klar Stellung
Die Meinung der Leser von t-online.de ist eindeutig. Bei der Umfrage, wie es weitergehen solle mit Tebartz-van Elst, stimmten mehr als 90 Prozent von über 20.000 Teilnehmern für seinen Rücktritt. Der Bischof schade durch den Skandal dem Ansehen der katholischen Kirche.
Dass von den Vorgängen niemand etwas gewusst habe, sei "kaum zu glauben", meint nicht nur User "Woell-Rettert". Tebartz-van Elst offenbare sich sich als "verschwenderischer Wolf im Schafspelz", erklärt er. "Von was sind die Handwerker und Firmen denn bis jetzt bezahlt worden?" fragt "muck08". und ergänzt: "Der Bischof wird es ja wohl kaum vorgestreckt haben."
Andere User betrachten die Kostenexplosion mit Zynismus. "Lasst es uns doch positiv betrachten", schlägt "Kunz" vor. "Dank van Elst kommen die Kirchengelder der lokalen Bauwirtschaft zu Gute. Er hat seinen guten Ruf dem Wohle der Arbeiter geopfert."
"Wäre er ein Ehrenmann, wäre die Entscheidung klar"
Vermögensverwaltungsrat Riebel weist die Vorwürfe, vorher nicht genauer nach den Kosten gefragt zu haben, zurück. Das Gremium habe "keine Nachforschungspflicht, sondern der Bischof hat die Pflicht, uns alles vorzulegen, was nötig ist", sagte er. Das sei erst am Montag passiert.
Zu den Konsequenzen für Tebartz-van Elst hat Riebel jedoch auch eine klare Meinug: "Wenn der Bischof ein Ehrenmann wäre, wäre die Entscheidung klar."
"Unfähig, uneinsichtig und offensichtlich krank"
Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller forderte Papst Franziskus auf, eine Amtsenthebung gegen Tebartz-van Elst einzuleiten. "Der Bischof wird vermutlich an seinem Stuhl kleben, da gibt es nur noch einen Weg: die Amtsenthebung durch den Papst", sagte Schüller dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Tebartz-van Elst bezeichnete er als "unfähig, uneinsichtig und offensichtlich krank". Der Bischof selbst äußerte sich bislang nicht öffentlich dazu.