Zustand des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ist krank – Lage "sehr besorgniserregend"
Um den emeritierten deutschen Papst Benedikt XVI. steht es offenbar nicht gut. Sein Nachfolger Franziskus hat sich zu seinem Gesundheitszustand geäußert.
Die Meldungen um den Gesundheitszustand des emeritierten Papstes Benedikt XVI. sind aus Sicht seines Biografen Peter Seewald "sicherlich sehr besorgniserregend". Er habe ihn im Oktober zuletzt gesehen, sagte der Autor der Deutschen Presse-Agentur. Ein letzter Brief habe gezeigt, dass er geistig völlig klar gewesen sei. Benedikt selbst sehne sich seit langem nach seinem "Heimgang".
Zuvor hatte Matteo Bruni, der Sprecher des Heiligen Stuhls, mitgeteilt, der Gesundheitszustand von Benedikt XVI. habe sich in den vergangenen Stunden verschlechtert. Er fügte aber an, die Situation sei "für den Moment unter Kontrolle". Der Papst werde permanent von Ärzten überwacht, sagte er. Papst Franziskus habe Benedikt sofort nach der Generalaudienz besucht.
"Denkt an ihn, er ist sehr krank"
Papst Franziskus sagte gegen Ende der Generalaudienz im Vatikan: "Denkt an ihn, er ist sehr krank. Und bittet den Herrn, ihn zu trösten und zu unterstützen in diesem Zeugnis der Liebe zur Kirche, bis zum Ende." Er bat die Gläubigen um ein "spezielles Gebet" für den 95-jährigen Benedikt.
Weitere Details nannten Franziskus und der Heilige Stuhl zunächst nicht. Der Gesundheitszustand des emeritierten Papstes habe sich laut einer Meldung der italienischen Nachrichtenagentur Ansa allerdings schon vor Weihnachten verschlechtert. Wie Ansa am Mittwoch unter Berufung auf qualifizierte Kreise berichtete, haben beim 95-Jährigen schon in den Tagen vor Weihnachten Atemprobleme eingesetzt. Offiziell bestätigte das der Vatikan bisher nicht.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat sich dem Aufruf von Papst Franziskus zu Gebeten für den erkrankten emeritierten Papst Benedikt XVI. angeschlossen. Woelki bitte darum, "sein Gebetsanliegen" für den 95-Jährigen "in persönlichen Gebeten und in allen Gottesdiensten aufzugreifen", teilte das Kölner Erzbistum am Mittwoch mit.
Der gebürtige Bayer Joseph Ratzinger, der 2005 zum Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt wurde, war der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren. Seit seinem Rücktritt 2013 lebt er relativ abgeschieden in einem Kloster im Vatikan. Zuletzt hieß es seit Monaten, Benedikt sei körperlich schwach und könne kaum noch sprechen. Geistig aber sei er den Umständen entsprechend fit. In unregelmäßigen Abständen hat Benedikt, der von seinem langjährigen Wegbegleiter Georg Gänswein sowie Ordensschwestern betreut wird, auch noch Besuch empfangen.
Auf ein Schreiben im April habe er nicht geantwortet
"Die Lage ist sicher sehr ernst", sagte Benedikts langjähriger Weggefährte, der Theologe Wolfgang Beinert. "Bei einem Mann, der auf die 100 zugeht, ist das aber nicht überraschend." Bis zum Jahresanfang habe er noch Briefkontakt zu Benedikt gehabt, sagte der emeritierte Theologieprofessor. Auf ein Schreiben zu dessen Geburtstag im April habe er aber nicht mehr geantwortet.
Benedikt – der selbst gar nicht Papst werden wollte – hatte es als Nachfolger des charismatischen Polen Karol Wojtyla, des "Jahrhundert-Papstes" Johannes Paul II., nicht leicht. Zu vielen Gläubigen hatte der scheue Intellektuelle keinen Draht gefunden. Als er fünf Jahre im Amt war, stürzte die katholische Kirche in eine ihrer schwersten Krisen: Schrittweise kamen ab 2010 jahrzehntelanger Kindesmissbrauch und Vertuschung ans Licht.
- Nachrichtenagentur dpa