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AfD macht Wahlkampf spannend: Die Euro-Gegner sind im Aufwind


Euro-Gegner im Aufwind
AfD macht den Wahlkampf spannend

dpa, von Thomas Lanig

Aktualisiert am 11.09.2013Lesedauer: 3 Min.
Bernd Lucke, Parteichef der Alternative für DeutschlandVergrößern des Bildes
Im Aufwind: Parteichef Bernd Lucke und die Alternative für Deutschland (Quelle: dpa-bilder)

Das Risiko für Schwarz-Gelb hat einen Namen: Alternative für Deutschland. Die eurokritische Partei ist zur großen Unbekannten in diesem Wahlkampf geworden. Sie könnte es in den Bundestag schaffen.

Doch plötzlich sorgen die Außenseiter für Spannung: Die euroskeptische Alternative für Deutschland (AfD) ist im Aufschwung, der Sprung ins Parlament scheint möglich - mit dramatischen Folgen für den Rest der Parteien und für die Regierungsbildung.

Am 20. August kam die Wende

Vielleicht war der 20. August 2013 der Tag der Wende. Bis dahin dümpelte der Wahlkampf der AfD vor sich hin, auch Parteichef Bernd Lucke schien kaum mehr mit dem Einzug in den Bundestag zu rechnen. Denn die Eurokrise - das wichtigste Thema der Partei - spielte keine Rolle.

Dann aber ließ sich Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) vernehmen: Es werde wohl ein drittes Rettungspaket für Griechenland geben, sagte er, nicht ganz neu, aber vielbeachtet. Das Thema war wieder da, und mit ihm die eurokritische AfD.

Werben um Protestwähler

Wahlforscher Matthias Jung meint zwar, dass die neue Partei der Union kaum Stimmen wegnehmen werde, denn ihr härtester Konkurrent im Werben um Protestwähler sei die Linkspartei. Dennoch wäre ein AfD-Erfolg vor allem für die Regierung von Angela Merkel (CDU) katastrophal.

Für Schwarz-Gelb wäre eine Mehrheit damit praktisch ausgeschlossen. Kein Zufall, dass am Dienstag sowohl Unions-Fraktionschef Volker Kauder ("Stuttgarter Nachrichten") als auch FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle ("Stuttgarter Zeitung") davor warnten, der AfD die Stimme zu geben.

Die Umfrage-Ergebnisse der Eurokritiker gehen nach oben. Nachdem monatelang höchstens drei Prozent vermeldet wurden, sind es nun plötzlich vier. Viel fehlt nicht mehr, ist die Botschaft.

Die große Unbekannte

"Euro-Hasser könnten für böse Überraschung sorgen", schreibt "Bild.de". Viele machen sich Sorgen um die Zukunft der schwarz-gelben Koalition. Zumal auch Experten einräumen, dass sich Protestwähler in Umfragen oft nicht zu ihrer Präferenz bekennen. Die AfD ist zur großen Unbekannten in diesem Wahlkampf geworden.

Die "geordnete Auflösung des Euro-Währungsgebiets" ist die Kernforderung der erst im Frühjahr gegründeten Partei, in der sich vor allem enttäuschte CDU-Sympathisanten zusammengefunden haben.

Aber auch zu anderen Themen wird sie immer mehr gehört, versucht es jedenfalls. "Deutsche Interessen" sollten die Außenpolitik bestimmen, sagte Vize-Parteichef Alexander Gauland, ein gutes Verhältnis zu Russland sei unumgänglich. Nicht nur nach der Pfeife der USA tanzen, ist seine Forderung.

Potenzial der Unzufriedenen ist groß

Immer mehr spielt die AfD auch die populistische Karte, denn sie weiß, dass das Potenzial der Unzufriedenen so groß ist wie nie. Im sozialen Netzwerk Facebook steigt die Zahl der AfD-Anhänger so schnell wie die keiner anderen Partei.

Nach Angaben des Mediendienstes "Meedia" kommt die AfD zur Zeit auf 61.000 Facebook-Freunde, mehr als alle anderen Parteien mit Ausnahme der Piraten, die es auf 83.000 bringen.

Lucke weist den Vorwurf rechter Tendenzen zurück, lässt die Anhänger am Rand aber gewähren. Die Landesverbände in Hamburg und Baden-Württemberg warnen dennoch bereits vor einer rechten Unterwanderung durch Überläufer aus der rechtspopulistischen Partei Die Freiheit.

Merkel stehe für ein sozialistisches System "DDR 2.0" und wolle die Vollhaftung für alle Euroschulden, stellt ein mutmaßlicher AfD-Anhänger in einem Internet-Kommentar fest. Dagegen stehe die AfD zu Grundgesetz und sozialer Marktwirtschaft.

Lautstarke Oppositionsrolle

Die Parteiführung um den Wirtschaftsprofessor Lucke schließt zwar eine Koalition mit Merkel nicht aus, traut ihr eine Kehrtwende auch in der Europapolitik zu. Viel wahrscheinlicher aber ist, dass die AfD, wenn sie es in den Bundestag schaffen sollte, lautstark Opposition betreibt.

Damit gerieten auch Union und FDP unter Druck, denn Euroskeptiker in ihren Reihen dürften sich bestätigt fühlen. "Und Frau Merkel wird darüber nachdenken", sagt Gauland, "ob eine andere Europolitik nicht besser wäre."

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