Pressestimmen zum TV-Duell "Siegerin ist Merkels Kette"
Nach dem TV-Duell von Kanzlerin Angela Merkel und Herausforderer Peer Steinbrück beginnt die Auswertung: Wie haben sich die Kandidaten geschlagen? Wer hat bei welchen Themen gepunktet? Wo sahen die Kontrahenten schwach aus? Wir haben die ersten Pressereaktionen aus dem In- und Ausland gesammelt.
"Blick" (Schweiz)
Siegerin ist Merkels Kette. Peer Steinbrück versäumte im TV-Duell zu punkten. Angela Merkel vermied Fehler und war somit im Vorteil. Steinbrück glänzte nicht. Er war viel zu aufgeregt, spulte auswendig gelernte Sätze ab, attackierte bloß zahm und wich kritischen Fragen aus. Angela Merkel gelang, was einer Politikerin gelingen muss, die vorne liegt: Sie vermied Fehler.
"Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Angela Merkel hatte sich darauf vorbereitet, Peer Steinbrück den Wind aus den Segeln zu nehmen. Doch das brauchte es gar nicht. Steinbrück kam ohne Wind.
"Bild"-Zeitung
Es war ein TV-Duell der Überraschungen. Peer Steinbrück zeigte sich überraschend aggressiv. Zu Beginn mit Nervositätstremolo in der Stimme, gewann er während der 90 Minuten an Fahrt und an Statur. Angela Merkel kam bei Nachfragen nach Pkw-Maut und Details der Snowden-Affäre unter Druck. Ihr Vorteil ist, dass ihre Kernaussage: "Uns geht es besser als vor vier Jahren", von Konjunkturdaten gestützt wird.
"Die Welt"
Während Merkel auf pointierte Aussagen verzichtet und das Volk geradezu sediert, spitzt Steinbrück zu und versucht, bislang weitgehend erfolglos, die Bürger aufzurütteln.
"Der Spiegel"
Gepflegte Langeweile, Herunterbeten von Parteiprogrammen. Keine Leidenschaft, nirgends. Ein Null zu Null zwischen den Kontrahenten ist das Ergebnis. Das war's. Dieses TV-Duell war kein Beispiel für lebendige Demokratie, sondern eine Enttäuschung.
"Stuttgarter Nachrichten"
Peer Steinbrück hat sich gut geschlagen. Mit präzisen Aussagen, mit einem Schuss Humor, mit staatsmännischer Härte auch. Angela Merkel ist sich treu geblieben. Mit großen europäischen Entwürfen, weit weg vom parteipolitischen Kleinklein, mit eisernem Augenzwinkern. Das TV-Duell zwischen dem SPD-Kanzlerkandidaten und der Bundeskanzlerin blieb ohne inhaltliche Überraschungen und neue persönliche Erkenntnisse. Was unter dem Strich bedeuten könnte: Der Herausforderer war stärker als von vielen vorhersagt, die Regierungschefin so souverän wie erwartet.
"Süddeutsche Zeitung"
Sieg und Niederlage sind in einem solchen Fall eher eine Frage der Interpretation - sofern man nicht der These zuneigt, dass angesichts der Umfragen für Steinbrück alles andere als ein einmütig empfundener Sieg einer Niederlage gleichkommen musste. Einen solchen Sieg wird niemand ernsthaft wahrgenommen haben, die Auseinandersetzung war ausgeglichen. Keiner von beiden hat sich blamiert, keiner hat dem anderen einen unvergesslichen Schlag zugefügt.
"Leipziger Volkszeitung"
Heute ist die nächste große Agenda notwendig. Regieren heißt handeln und nicht abwarten. Deshalb ist die Strategie der Entpolitisierung des Wahlkampfes, die Merkel bis zur lähmenden Perfektion so perfekt beherrscht, ein Bärendienst für das Land. Seit gestern Abend, seit Steinbrücks halbwegs gelungenem Versuch der dosierten Zuspitzung, läuft der Wahlkampf vielleicht erst so richtig an. Auf Nummer sicher gehen, mit Merkel, oder etwas riskieren, mit Steinbrück. Das ist doch eine Entscheidungslage, aus der sich einiges machen lässt.
"Südwest Presse"
Schlafabtausch statt Schlagabtausch? Nicht ganz: Beide, Merkel und Steinbrück, zeigten zumindest viel von ihrer politischen Persönlichkeit. Präsidial, zum Teil fast gönnerhaft, präsentierte die Kanzlerin staatsmännisch die Bilanz ihrer Regierungszeit. Bissig, im Lauf der Sendung immer aufbrausender griff Steinbrück seine Gegnerin an. Am Ende aber zerschellten die Attacken am Gelassenheits-Bollwerk einer siegessicheren Kanzlerin. All das wusste man bereits vorher. Dieser Sonntagabend hat an der Ausgangssituation für den 22. September nichts verändert.
"Badisches Tagblatt"
Steinbrück zeigte sich deutlich angriffslustiger, wollte die "vielen bunten Schachteln", die Merkel ins Schaufenster gestellt habe, entzaubern. Sie ließ sich davon nicht weiter beeindrucken und konterte mit ziemlich emotionslosen Berichten aus der Regierungsarbeit. Eine Wende im Wahlkampf war das nicht.
"Kleine Zeitung" (Österreich)
TV-Duell ohne klaren Sieger. Angela Merkel und ihr Herausforderer Steinbrück haben sich drei Wochen vor der Bundestagswahl ein weitgehend sachliches TV-Duell mit wenigen persönlichen Spitzen geliefert.