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Leopard 2-Panzer im Ukraine-Krieg: Putins Albtraum wird wahr


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Wende im Ukraine-Krieg
Putins Albtraum wird wahr


Aktualisiert am 25.01.2023Lesedauer: 4 Min.
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Kriegsgerät aus Deutschland: Das kann der Leopard II-Panzer. (Quelle: t-online)

Nun also doch: Der Westen liefert moderne Kampfpanzer, und auch Deutschland schickt den Leopard 2 in die Ukraine. Das wird den Krieg verändern. Aber wie?

Plötzlich ging alles ganz schnell und nach langem Zögern und Verhandeln ist die Entscheidung gefallen: Deutschland schickt nun doch moderne Leopard-2-Panzer in die Ukraine, auch aus den USA bekommen die ukrainischen Verteidiger M1 Abrams. Damit ist die Kampfpanzer-Hürde gefallen. Gute Nachrichten für die Ukraine im Angesicht der russischen Invasion. Mehr dazu lesen Sie hier.

Trotzdem drängt weiterhin die Zeit. Momentan bereiten sich Russland und die Ukraine auf Offensiven im Frühjahr vor. Mit den Lieferungen von modernen Kampf- und Schützenpanzern hat das westliche Bündnis die Bedingungen dafür geschaffen, dass die Ukraine militärisch in dem Abnutzungskrieg gegen Russland bestehen kann. Doch damit nicht genug.

Die deutsche Leopard-2-Entscheidung sendet eine klare Botschaft an den russischen Präsidenten Wladimir Putin: Der Westen gibt nicht nach und ist gewillt, die Ukraine auch längerfristig mit den modernsten Waffen in seinen Arsenalen zu unterstützen. Putins Albtraum wird wahr.

Leoparden und Abrams für die Ukraine

Die Bombe war am Dienstagabend geplatzt. Zunächst meldete der "Spiegel" die Panzerlieferung, dann wurde der Bericht auch t-online aus Koalitionskreisen bestätigt. Die Bundesregierung sei bereit, eine Kompanie Panzer des Typs Leopard 2 A6 – also 14 Stück – an die ukrainische Armee zu übergeben. Außerdem gibt Deutschland grünes Licht für alle Staaten, die ihrerseits ebenfalls Leopard-2-Panzer liefern möchten.

Kurz zuvor gab es zudem Berichte aus den USA, wonach US-Präsident Joe Biden nun doch die Lieferung von M1-Abrams-Panzern erwägt. Das "Wall Street Journal" berichtete, die Zusage für "eine größere Anzahl" der M1 Abrams könnte noch diese Woche kommen. Biden habe Scholz in einem Telefonat vergangene Woche zugesagt, eine solche Lieferung prüfen zu lassen, meldete das Blatt unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen. In der "New York Times" hieß es, die USA würden etwa 30 Panzer schicken.

Es war ein Kampfpanzer-"Doppelwumms", wie der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk auf Twitter schrieb. Die USA und Deutschland haben zusammen mit Großbritannien – das zuvor schon die Abgabe von Challenger-2-Kampfpanzern an die Ukraine verkündete – die militärische Unterstützung der Ukraine politisch auf eine neue Stufe gestellt. Aber das allein wird nicht ausreichen.

Russische T-72-Panzer sind unterlegen

Klar, die modernen Kampfpanzer westlicher Bauart haben ihren Widersachern auf russischer Seite einiges voraus. Deutschland schickt 14 Modelle der zweitmodernsten Form in die Ukraine, Reichweite und Feuerkraft sind so konzipiert, dass die Panzer in einem Duell mit den russischen T-72 und T-90 überlegen sind. Putins Armee setzt in der Ukraine größtenteils auf T-72-Panzer.

Das allein reicht jedoch nicht aus, denn die russischen Panzer können ihre technologischen Nachteile momentan durch ihre Überzahl wettmachen. Deshalb schätzen Militärexperten aus Großbritannien, der Ukraine und den USA, dass für einen nachhaltigen Effekt auf den Gefechtsfeldern und den Frontverläufen 250 bis 300 Kampfpanzer nötig wären. Davon ist die westliche Unterstützung noch weit entfernt: Zusammen mit Polen haben die USA, Großbritannien und Deutschland bisher die Abgabe von maximal 80 Kampfpanzern angekündigt.

Die Vorstöße aus London, Washington und Berlin sind deshalb eher als Speerspitze einer neuen westlichen Kampfpanzerallianz zu verstehen. Ihr Vorstoß setzt nun andere Staaten in Europa unter Druck, die noch über viele Leopard-2-Panzer verfügen, aber bislang zurückhaltend auftreten – Spanien oder Griechenland zum Beispiel.

Ukraine braucht mehr Panzer

Auch die Ukraine ist sich der großen Panzerlücke im eigenen Arsenal bewusst und wirbt für weitere Lieferungen. Nach den Berichten über die geplanten Lieferungen der Kampfpanzer hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj deshalb eine endgültige Entscheidung gefordert. "Unsere Alliierten kennen die Zahl der Panzer, die wir brauchen", sagte er am Dienstagabend in seiner täglichen Videoansprache. "Die Diskussionen müssen mit Entscheidungen enden." Zugleich machte der Präsident klar, dass sein Land "mehr als 5, 10 oder 15 Panzer" benötige.

Im Frühjahr befürchtet die ukrainische Führung erbitterte Kämpfe im Donbass. Die blutigen Schlachten um Bachmut und Soledar könnten nur ein Vorgeschmack gewesen sein. Die russische Armee mobilisiert Kräfte und Gerät für eine Frühjahrsoffensive, und die Ukraine möchte in den kommenden Monaten weitere Teile ihres Staatsgebietes befreien.

Daher ist es für die Ukraine ein wichtiger Schritt, dass der Westen seine Bemühungen weiter intensiviert. Die Leopard-2- und Abrams-Panzer werden zwar keine schnelle Hilfe auf den Gefechtsfeldern sein, aber bei schneller Lieferung könnten die ukrainischen Truppen bis Mitte oder Ende März an den Geräten ausgebildet worden sein.

Putins Strategie geht nicht auf

Für den Westen geht es nun darum, weitere Staaten für die Panzerallianz zu gewinnen. Sie müssen nicht nur die Ausbildung, sondern auch die Logistik für Munition und Reparaturen der Kampfpanzer gewährleisten. Die politische Ankündigung ist also erst der Anfang, noch kann das Projekt Kampfpanzer schiefgehen.

Für Wladimir Putin hingegen markiert die Kampfpanzerwende schon jetzt die nächste Niederlage. Seine Einschüchterungsversuche, die Drohungen seiner TV-Propagandisten mit der atomaren Vernichtung – all das hat nicht gewirkt. Auch in den westlichen Staaten wird den Menschen mehr und mehr bewusst, dass der Kremlchef die Welt nicht wegen 14 Panzern vernichten wird. Zumal Russland durch seinen Angriffskrieg momentan so schwach ist, dass es konventionell gar nicht zu einem Angriff auf die Nato in der Lage wäre.

Trotzdem hat der Kreml stets an diesem Narrativ gebaut, um das zu verhindern, was nun geschieht: dass der Westen seine modernsten Waffen an die Ukraine gibt. Der Kreml versuchte mit seiner aggressiven Rhetorik in den vergangenen Monaten die westliche Politik zu verunsichern, aber diese Strategie scheint an Wirkung zu verlieren. Und das macht Hoffnung, vor allem für die ukrainische Bevölkerung, diesen Krieg am Ende vielleicht gewinnen zu können.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen afp und dpa
  • Eigene Recherchen
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