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USA gehen gegen Oligarchen vor – Russland kündigt "harte Antwort" an


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Sanktionen gegen Russland
Gegen diese Oligarchen gehen die USA vor


Aktualisiert am 07.04.2018Lesedauer: 4 Min.
Bekannte – und auch Wirtschaftspartner? Präsident Wladimir Putin empfängt Öl-Magnat Wladimir Bogdanow im Kreml.Vergrößern des Bildes
Bekannte – und auch Wirtschaftspartner? Präsident Wladimir Putin empfängt Öl-Magnat Wladimir Bogdanow im Kreml. (Quelle: Sergei Karpukhin/reuters)
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Die USA haben neue Sanktionen gegen Russland verhängt. Sie treffen einige der reichsten Russen und Vertraute von Kreml-Chef Wladimir Putin. Auch sieben Oligarchen sind darunter.

Strafmaßnahmen gegen sieben russische Oligarchen, Dutzende ihrer Firmen und russische Regierungsmitarbeiter: So sanktionieren die USA die "bösartigen Aktivitäten" Russlands in der Welt – einmal mehr. Die russische Reaktion lässt erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten. Noch am Abend kündigt das russische Außenministerium eine "harte Antwort" an und bezeichnet die Maßnahmen als "anti-russischen Angriff".

Doch wer sind die Oligarchen überhaupt?

Wladimir Bogdanow

Der Unternehmer leitet den drittgrößten Ölkonzern des Landes, Surgutneftegas, der zugleich als einer der undurchsichtigsten unter den großen Playern in Russland gilt. Nur knapp ein Viertel der Eigentümerschaft ist bekannt. Der Rest ist hinter einem verzweigten Geflecht von Firmen versteckt. Der Regimekritiker Stanislaw Belkowski behauptete vor einigen Jahren, Putin höchstselbst gehöre ein nicht unerheblicher Firmenanteil. Surgutneftegas soll über gewaltige Geldreserven von rund 30 Milliarden Euro verfügen.

Bogdanow machte bereits zu Sowjetzeiten in der Firma Karriere, stieg 1984 zu deren Chef auf, begleitete 1993 maßgeblich die Privatisierung. Das US-Finanzministerium begründet die Sanktionen gegen Bogdanow mit der herausragenden Rolle, die der 66-Jährige im russischen Energiesektor spielt. Der Oligarch gilt als sparsam, die Ölstadt Surgut verlässt er nur selten. Das Magazin Forbes schätzt sein Vermögen auf 1,5 Milliarden Euro.

Oleg Deripaska

Der 50-Jährige gilt als einer der einflussreichsten Geschäftsmänner in Russland überhaupt und ist berüchtigt für seine aggressiven Geschäftspraktiken. Die von ihm gegründete Firma En+ hält die Mehrheit am weltweit zweitgrößten Aluminiumhersteller RUSAL, deren Präsident er ist. Deripaska ist zudem alleiniger Eigentümer des global tätigen Mischkonzerns Basic Element. Er war einst Russlands reichster Mann, stürzte jedoch in der Finanzkrise ab. Heute verfügt er laut Forbes noch immer über ein Vermögen von rund 4,4 Milliarden Euro.

Das US-Finanzministerium hebt Deripaskas Rolle im Energiesektor sowie seine engen Verbindungen zum Kreml hervor. Es verweist auch auf Ermittlungen gegen den Geschäftsmann wegen Geldwäsche, Morddrohungen gegen Konkurrenten, illegaler Abhörmaßnahmen gegen Regierungsbeamte sowie Erpressung und illegaler Geschäfte. Ihm werden zudem Bestechung, ein Mordauftrag sowie Verbindungen ins organisierte Verbrechen nachgesagt.

Deripaska ist zudem wegen eines anderen Vorgangs im Visier der US-Justiz. Sonderermittler Robert Mueller ermittelt gegen den Unternehmer wegen Verbindungen zu US-Präsident Donald Trumps früherem Wahlkampfchef Paul Manafort.

Suleiman Kerimow

Der 51-Jährige ist seit 2008 Mitglied des Föderationsrates, des russischen Oberhauses, und vertritt dort die Republik Dagestan. Über zahlreiche Firmen ist er im russischen Energie- und Rohstoffsektor aktiv. Seine Familie kontrolliert den größten russischen Gold-Produzenten Polyus.

Im November 2017 wurde Kerimow in Nizza wegen Geldwäsche verhaftet. Laut US-Finanzministerium brachte er Hunderte Millionen an Euros illegal mit ins Land, manchmal bis zu 20 Millionen auf einmal, die er in Koffern bei sich trug. Anschließend versuchte er demnach, das Geld über den Kauf von Villen zu waschen. Zwei Tage nach der Festnahme kam er auf Kaution frei, musste aber seinen Pass abgeben. Seither steht er in Aix-en-Provence vor Gericht.

Der 51-jährige Geschäftsmann stieg in der Vergangenheit als Investor bei der Deutschen Bank ein, hielt zwischenzeitlich drei Prozent der Anteile. Bekanntheit erlangte er als Großinvestor beim Fußballklub Anschi Machatschkala, in den er umgerechnet 370 Millionen Euro gesteckt haben soll. Kerimow galt vor rund zehn Jahren mit einem geschätzten Vermögen von rund 14,3 Milliarden Euro als einer der reichsten Männer der Welt. Heute besitzt er laut Forbes noch 5,4 Milliarden Euro.

Igor Rotenberg

Dem Sohn von Putins einstigem Judo-Partner Arkadi Rotenberg wird wie seinem Vater große Nähe zum Kreml nachgesagt. In den vergangenen Jahren übernahm er zunehmend Verantwortung im milliardenschweren Firmengeflecht der Familie. Unter anderem kaufte er seinem Vater die Mehrheitsanteile am Öl- und Gasbohrunternehmen Gazprom Bureniye ab. Er besitzt ein Drittel an der russischen Immobilienfirma TPS Real Estate und hält Anteile am russischen Lkw-Maut-Unternehmen Platon. 2014 sanktionierten die US-Behörden bereits den Vater Arkadi und dessen Bruder Boris. Forbes taxierte das Vermögen von Igor Rotenberg zuletzt auf 900 Millionen Euro.

Kirill Schamalow

Mit den Sanktionen gegen den 36-Jährigen nimmt Washington auch das familiäre Umfeld von Kreml-Chef Putin ins Visier. Schamalow war seit 2014 mit Putins Tochter Katerina Tichonowa verheiratet, bis das Paar sich im Januar trennte. Mit der Heirat stieg Schamalow nach Angaben der US-Behörden zu einer mächtigen Figur im russischen Energiesektor auf. Er übernahm Anteile an Russlands größtem petrochemischen Konzern Sibur, dessen Vizepräsident er bis heute ist, und erhielt dafür Kredit von der staatlichen Gazprombank. Binnen kurzer Zeit wurde Schamalow so zum Milliardär. Sein Vermögen wird aktuell auf knapp 1,2 Milliarden Euro geschätzt.

Andrei Skotsch

Der 52-Jährige kam vor allem durch gemeinsame Geschäfte mit dem Oligarchen Alischer Usmanow zu Reichtum, einem der wohlhabendsten Russen überhaupt. Skotschs Vermögen beträgt geschätzte 4,1 Milliarden Euro. Die beiden Unternehmer kontrollieren den russischen Bergbauriesen Metalloinwest, Russlands größten Eisenerzproduzenten.

Skotsch hat nach Angaben des US-Finanzministeriums "lange zurückreichende Verbindungen zu Gruppen des organisierten Verbrechens in Russland". Zwischenzeitlich soll er in einer Gruppe sogar eine führende Position eingenommen haben. Skotsch weist das vehement zurück. Der schwer reiche Geschäftsmann ist verheiratet, hat zehn Kinder und ist Besitzer der knapp 100 Meter langen Superyacht "Madame Gu".

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Wiktor Wexelberg

Seine erste Million machte der in der West-Ukraine geborene Doktor der Mathematik noch zu Sowjet-Zeiten. Er importierte begehrte Computer aus dem Westen, exportierte Kupferschrott aus den Industrien des Ostens. 1991 gründeten er und ein befreundeter Unternehmer die Renova-Gruppe, die heute unter anderem Anteile an Rohstoff-, Industrie und Telekommunikationsunternehmen hält. Seinen Ruf als Aluminium-Baron erarbeitete sich Wexelberg durch den Kauf von Bauxitminen und mittelgroßen Aluminiumhütten. 2007 führte er sein Unternehmen SUAL in die Fusion mit dem Branchenprimus RUSAL.

2016 durchsuchten Ermittler die Geschäftsräume von Renova und nahmen zwei hochrangige Manager fest. Laut US-Finanzministerium sollen sie Behördenvertreter bestochen haben.

Wexelberg ist als Kunstsammler bekannt. 2004 kaufte er der Familie Forbes für 100 Millionen Dollar deren berühmte Sammlung an Fabergé-Eiern ab. Der 60-Jährige besitzt wie Andrei Skotsch eine riesige Yacht. Er nennt zudem einen Airbus A319 sein eigen. Das Vermögen Wexelbergs wird auf knapp 12 Milliarden Euro geschätzt.

Verwendete Quellen
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