Sturz durch Russland-Affäre? Demokraten werfen Trump-Sohn "Landesverrat" vor
Die E-Mails seines Sohnes bringen Donald Trump in der Russland-Affäre schwer in Bedrängnis. Juristen, Demokraten und Experten erheben den Vorwurf, die E-Mails enthüllten kriminelle Absichten. Während einige Abgeordnete von "Landesverrat" sprechen, verteidigt der
Boris Vormann, Politikwissenschaftler und USA-Experte der Freien Universität Berlin, schätzt die Lage so ein: "Die neuen Entwicklungen wiegen sehr schwer. Denn zum Vorwurf der Strafvereitlung im Amt und der praktisch erwiesenen Einflussnahme Russlands im US-Wahlkampf kommt nun das Eingeständnis eines wichtigen Mitglieds des Trump-Lagers, sich um ein Treffen mit einer Anwältin mit Verbindungen zum Kreml bemüht zu haben, die kompromittierende Informationen über Hillary Clinton anbot."
Donald Trump Jr. veröffentlichte am Dienstag einen E-Mail-Wechsel mit dem Publizisten Rob Goldstone, der nach seinen Angaben zu einer Begegnung mit einer russischen Anwältin führte. Daraus geht hervor, dass ihm belastende Informationen über die Konkurrentin seines Vaters, Hillary Clinton, in Aussicht gestellt wurden, die von der russischen Regierung stammen sollen.
Gespräch Zeitverschwendung
Angesichts der neuen Vorwürfe hat sich Trump Jr. einen tag nach dieser Veröffentlichung verteidigt. Dass er sich im Wahlkampf mit Russen abgesprochen haben soll, sei "lächerlich" und "übertrieben", sagte er in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender Fox News.
Er sagte zudem, seinen Vater habe er über das Gespräch mit der Anwältin Natalia Weselnizkaja nicht informiert. "Es war einfach nichts. Es gab nichts zu erzählen", so der 39-Jährige. Im Rückblick habe er die Dinge rund um das Treffen vielleicht etwas anders gestalten sollen. Dennoch sah er bei sich kein Fehlverhalten. Schlussendlich sei das Gespräch mit Weselnizkaja Zeitverschwendung gewesen, sagte er in dem Fernsehinterview.
Nach Bekanntwerden der E-Mails von Trump Jr. ließ Vizepräsident Mike Pence über seinen Anwalt Marc Lotter umgehend eine Erklärung veröffentlichen, in der er sich von der Angelegenheit distanziert. Pence habe von dem Treffen von Trump Jr. mit der Anwältin nichts gewusst und sei damals noch nicht im Trump-Team gewesen. Dies wurde in Washington als ein erstes Anzeichen für eine mögliche Absetzbewegung des Vizepräsidenten von Trump gewertet. Das Weiße Haus wies diese Vermutung zurück.
Trump verteidigt seinen Sohn
US-Präsident Donald Trump hat derweil seinen ältesten Sohn Donald Jr. verteidigt. "Mein Sohn hat gestern einen guten Job gemacht. Er war offen, transparent und unschuldig", schrieb Trump auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Der Anwalt des Präsidenten, Jay Sekulow, stellte auf CNN klar: "Der Präsident war bei dem fraglichen Treffen nicht anwesend, er wusste nichts über dessen Inhalt und er hat erst vor einigen Tagen davon erfahren."
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"Unterstützung Russlands für Herrn Trump"
Den veröffentlichten Dokumenten zufolge meldete sich Goldstone am 3. Juni 2016 beim Sohn Trumps. Ein Klient habe ihn kontaktiert, weil ein russischer Staatsanwalt sich mit dem Vater dieses Klienten getroffen habe und diesem Dokumente über Clinton für Trumps Wahlkampfteam angeboten habe. "Das sind offensichtlich hochrangige und sensible Informationen, aber es ist Teil der Unterstützung Russlands und der Regierung für Herrn Trump (...)", heißt es in der E-Mail weiter.
Trump Jr. antwortete am selben Tag: "Es sieht so aus, als ob wir Zeit hätten, und wenn es das ist, was Du sagst, liebe ich es, besonders später im Sommer." Damit meinte er belastendes Material über Clinton, das näher am Wahltermin im Herbst besonders nützlich sein könnte. In dem weiteren Schriftverkehr vereinbarten beide einen Termin. Goldstone erwähnt in diesem Zusammenhang eine "Anwältin der russischen Regierung".
Natalia Veselnitskaja, die Anwältin mit der sich der 39-jährige Sohn Trumps am 9. Juni 2016 getroffen hat, bestritt, jemals für den Kreml gearbeitet zu haben. Vom Kreml hieß es, man kenne die Frau nicht. Trump Jr. hatte schon zuvor eingeräumt, dass ihm vor dem Treffen "hilfreiche Informationen" versprochen worden seien.
Mit der Veröffentlichung der E-Mails reagierte Trump Jr. auf einen Bericht der "New York Times". Die Zeitung hatte am Montagabend geschrieben, dass Goldstones E-Mail darauf hindeute, dass die russische Regierung Quelle der potenziell schädlichen Informationen gewesen sei.
Strafrechtliche Konsequenzen für Trump Jr. möglich
"Wenn es so zutrifft, dann wäre es mehr als nur eine Einflussnahme der russischen Regierung. Dann könnte man tatsächlich auch von "collusion" sprechen, also von einer geheimen Absprache zwischen Kreml und einer Person aus dem direkten Trump-Umfeld. Das könnte dann auch strafrechtliche Konsequenzen für Trump Jr. haben. Einige demokratische Abgeordnete gehen noch weiter und sprechen schon von Landesverrat.", erklärt USA-Experte Vormann.
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Die amerikanischen Geheimdienste werfen dem Kreml vor, sich auf diese Weise in den Wahlkampf eingemischt zu haben, um Trump zu helfen und seiner Konkurrentin Clinton zu schaden. Sonderermittler und Ex-FBI-Chef Robert Mueller sowie mehrere Kongressausschüsse untersuchen, ob es dabei um Absprachen mit Trumps Wahlkampflager gab. "Die jetzt bekannt gewordenen E-Mails dürften wichtige Beweisstücke für die Untersuchungen von Sonderermittler Robert Mueller sein. Denn sie lassen klar erkennen, dass ein Mitglied des Trump-Teams willens war, kompromittierende Informationen gegen Hillary Clinton zu beschaffen und zu nutzen, auch wenn diese von einer fremden Regierung stammten.", erklärt Vormann.
"Für Trump ist die Angelegenheit brandgefährlich"
Präsident Trump erfuhr nach Angaben einer Sprecherin erst in den vergangenen Tagen von dem Treffen seines Sohnes. Bei dem Gespräch im Juni waren neben Donald Jr. auch Trump-Schwiegersohn Jared Kushner und der damalige Wahlkampfchef, Paul Manafort, anwesend.
Mit diesem Trio erreicht die Russland-Affäre den innersten Kreis des Trump-Vertrauten. Für den Präsidenten kann diese neue Entwicklung verheerende Folgen haben. Vormann glaubt: "Für Trump ist die Angelegenheit brandgefährlich. Sie könnte ein Szenario heraufbeschwören, in dem der Präsident allmählich das Wohlwollen und den Rückhalt seiner Anhänger und Wegbereiter verliert. Wichtige Unterstützer in der Republikanischen Partei beginnen sich bereits von ihm zu distanzieren. Das könnte am Ende in einem Amtsenthebungsverfahren gipfeln."