"Globales Desaster" Möglicher Trump-Sieg löst weltweit Erschaudern aus
Nach der Siegesserie von Donald Trump beim "Super Tuesday" wird weltweit die Möglichkeit debattiert, dass der New Yorker Milliardär der nächste Präsident der USA werden könnte. Der Gedanke ruft Verwirrung hervor - und eine ordentliche Portion Horror.
Es gab auch Schadenfreude von russischen Kommentatoren mit Blick darauf, wie die US-Politik 2016 auf den Kopf gestellt wird. Und in Lateinamerika prognostizierte der ecuadorianische Präsident Rafael Correa, dass sich ein Präsidentschaftssieg Trumps als Segen für die Linke des Kontinents erweisen könnte.
"Ein schlechter Witz wird Wirklichkeit"
Doch die dominante Reaktion im Ausland auf den effektiven Kollaps des Establishments der Republikanischen Partei angesichts des Trump-Erfolgs schien eine Mischung aus Verblüffung und Furcht vor dem zu sein, was möglicherweise bevorsteht. "Der kometenhafte Aufstieg des New Yorker Magnaten hat die Hälfte des Planeten sprachlos gelassen", schrieb Kolumnist Andrea Rizzi in der spanischen Zeitung "El País".
Das deutsche "Handelsblatt" schrieb in einem Leitartikel für seine Donnerstagsausgabe: "Die Trump-Kandidatur hat das Tor zum Wahnsinn aufgestoßen: Das Undenkbare tritt ein, ein schlechter Witz wird Wirklichkeit. Was eben noch grotesk erschien, muss nun ernsthaft erörtert werden."
"Verwirrung" in Israel
Eytan Gilboa, ein Experte für amerikanisch-israelische Beziehungen an der Bar-Ilan University, sagte, "Verwirrung" sei das beste Wort, um israelische Empfindungen über Trump zu beschreiben. Es gebe bestimmte Teile von Trump, die Israelis nachvollziehen könnten, sagte Gilboa - wie seine Abneigung gegenüber politischer Korrektheit, seine harte Haltung zu islamischem Terrorismus und seine Forderung nach einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, um für Sicherheit zu sorgen.
Doch manche Aussagen Trumps waren für Israelis besonders schrill, wie Kommentare über Juden und seinen Spott über die Gefangenschaft des US-Senators John McCain in Vietnam. "Dies ist etwas, was jeder Israeli ablehnen würde", erklärte Gilboa. "Es ist ein höchst heikles Thema in einem Land, wo Kriegsgefangene Helden sind und Menschen sich große Mühe geben, sie zu befreien."
"Würde die Welt Jahrhunderte zurückwerfen"
In China hat Trump zwar Sorge, aber nicht viel Aufmerksamkeit hervorgerufen. Dabei hat Trump dem Land vorgeworfen, seine Währung zu manipulieren, amerikanische Jobs zu stehlen und es eines unfairen Wettbewerbs beschuldigt. Chinesen nähmen Trumps Kommentare möglicherweise nicht zu ernst, weil sie glaubten, dass er nicht gewählt werde oder dass er seine Positionen anpassen würde, wenn er gewählt ist, sagte Xiong Zhiyong, Experte für internationale Beziehungen an der China Foreign Affairs University. Doch sieht er eine Gefahr für die bilateralen Beziehungen, würde Trump Präsident und an seiner Einstellung aus dem Wahlkampf festhalten.
Thuraja Ebrahim al-Arrajed, Mitglied des saudi-arabischen Schura-Rats, glaubt, dass eine Trump-Präsidentschaft "katastrophal" wäre und die Welt "nicht nur Genarationen, sondern Jahrhunderte" zurückwerfen würde. "Wir beten zu Gott, dass eine rassistische, politisch inkorrekte Persönlichkeit nicht die Wahl gewinnt", sagte sie.
"Ein Berlusconi ohne Charme und Geschäftssinn"
In der Londoner "Financial Times" schrieb Martin Wolf, dass es ein "globales Desaster" wäre, sollte es Trump bis ins Oval Office schaffen. "Herr Trump ist ein Förderer paranoider Fantasien, ein Fremdenfeind und ein Ignorant", schrieb Wolf. Man könne Trump auch als "amerikanischen Silvio Berlusconi" betrachten, "wenn auch ohne den Charme oder Geschäftssinn". Im Gegensatz zu Trump habe der italienische Ex-Ministerpräsident und Medien-Tycoon Berlusconi niemals damit gedroht, "Millionen von Menschen zusammenzutrommeln und auszuweisen".
Ein japanischer Online-Kommentator verglich den Spitzenreiter bei den republikanischen Präsidentschaftsbewerbern mit dem Schurken aus den "Harry Potter"-Büchern, Lord Voldemort. "Obwohl dies die Wahl eines anderen Landes ist, sollten Japans Verbündete ihre Stimmen erheben, um dabei zu helfen, die Geburt eines "Voldemort"-Präsidenten in den Vereinigten Staaten zu verhindern", forderte Masato Kimura, ehemaliger London-Bürochef für die konservative Zeitung "Sankei Shimbun".
Mexiko sieht Ku-Klux-Klan am Werk
In der mexikanischen Zeitung "Reforma" warf Kolumnist Sergio Aguayo Trump vor, eine "braune Panik" zu entfachen. Das linksgerichtete Blatt "La Jornada" brachte eine Karikatur von Trump, in der er eine Krawatte mit der Aufschrift "KKK" (Ku-Klux-Klan) trägt und erklärt: "Ich werde Kremationsöfen für die Mexikaner und Muslime machen...und sie werden für ihren Bau bezahlen!"
Auch in Afrika befasste man sich mit dem amerikanischen Präsidentschaftsbewerber. In Senegal äußerte der Chefredakteur der Wochenzeitung "La Tribune", Mame Gor Ngom, die Hoffnung, dass Amerikaner letztendlich nicht "so unbedacht" seien, Trump das höchste Amt ihres Landes zu geben. "Wir glauben, dass die Amerikaner nicht für ihn stimmen werden", erklärte er. "Sie bezahlten bereits die Konsequenzen mit George W. Bush."
Nicht alle Europäer gegen Trump
In Europa sind nicht alle gegen Trump. Der Gründer der rechtsextremen Partei Front National in Frankreich, Jean-Marie Le Pen, hat gesagt, wenn er Amerikaner wäre, würde er für Trump seine Stimme abgeben. Nach Ansicht des französischen konservativen Abgeordneten Laurent Wauquiez führt Trumps Popularität einen allgemeinen Trend vor Augen, der den Atlantik überquert hat. Es zeige, "dass in heutigen Demokratien Bürger nicht länger wollen, dass Menschen ihnen sagen, was sie denken sollten, was sie sagen sollten. Das ist es, was Donald Trump verführerisch macht", sagte Wauquiez im Fernsehsender France 2.
In der nordindischen Stadt Lakhnau äußerte sich Rohitash Sharma von der Rhetorik Trumps beeindruckt. "Trump sieht wie ein harter Kerl aus", sagte Sharma, Manager einer Softwarefirma. Der Präsidentschaftsbewerber meine es ernst.