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Justin Trudeau lässt unbekanntes Flugobjekt über Kanada abschießen


Befehl von Premier Trudeau
US-Kampfjet schießt Flugobjekt über Kanada ab

Von t-online, dpa, wan

Aktualisiert am 12.02.2023Lesedauer: 5 Min.
"Es war unrechtmäßig in den Luftraum eingedrungen", sagte die kanadische Verteidigungsminsterin. (Quelle: Glomex)

Kanada hat ein Flugobjekt über seinem Hoheitsgebiet abschießen lassen. In Montana wurde kurzzeitig der Luftraum gesperrt.

Über Kanada ist am Samstagabend ein unbekanntes Flugobjekt aufgetaucht, nur einen Tag nach dem Abschuss eines Objektes vor Alaska. Die Regierung in Ottawa bat die USA um Hilfe, kurz darauf meldete Premierminister den Abschuss des Objektes über dem Yukon-Fluss, ohne weitere Details zu nennen. Wenige Stunden später sperrte die US-Behörde FAA kurzzeitig den Flugraum über einem Gebiet in Montana.

Die Behörde hatte den Flugraum über Havre im Staat Montana per Eilanweisung an Fluggesellschaften zunächst als nationalen Verteidigungsraum erklärt. Das Gebiet ist nicht weit von der kanadischen Grenze entfernt. Auf der Webseite Flightradar24 waren Daten eines US-Militärflugzeugs der Hercules-Klasse KC-135R Stratocaster, das in der Gegend kreiste, zu sehen. Dieser Flugzeugtyp wird zum Betanken von Kampfjets eingesetzt. Nach einiger Zeit verließ der Tanker die Region wieder. Der Flugraum wurde bald darauf wieder freigegeben.

In der Nacht zum Sonntag gab das nordamerikanische Norad-Kommando dann bekannt, dass es sich bei dem Vorfall offenbar um eine Anomalie des Radars gehandelt habe. Ein fremdes Flugobjekt wurden demnach nicht gefunden.

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Trudeau gab Befehl zum Abschuss

Am späten Samstagabend deutscher Zeit waren erste Meldungen über ein Flugobjekt in Kanada aufgetaucht. US-Kampfjets waren in die Luft gestiegen. Kanadas Premierminister Justin Trudeau gab kurz darauf auf Twitter bekannt: Das Objekt wurde abgeschossen. "Ich habe den Abschuss eines nicht identifizierten Objekts angeordnet, das den kanadischen Luftraum verletzt hat. Norad Command hat das Objekt über dem Yukon abgeschossen. Kanadische und US-Flugzeuge wurden in die Luft gebracht und eine US-F-22 hat erfolgreich auf das Objekt geschossen", sagte Trudeau. Norad steht für "North American Aerospace Defense Command" (Nordamerikanisches Luftraum-Verteidigungskommando) und wird von Kanada und den USA gemeinsam verwaltet.

Trudeau sagte, er habe am Samstag mit Präsident Joe Biden gesprochen und die kanadischen Streitkräfte würden die Operation zur Bergung des Objekts leiten. Auch die kanadische Verteidigungsministerin Anita Anand bestätigte den Abschuss auf Twitter.

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Das Flugobjekt hat nach Angaben der kanadischen Regierung eine "zylindrische Form" gehabt. Es sei in einer Höhe von zwölf Kilometern unterwegs gewesen, sagte Anita Anand am Samstagabend (Ortszeit) in einer Pressekonferenz. Nach ersten Erkenntnissen war es demnach kleiner als der chinesische Spionageballon, der vor einer Woche von der US-Luftwaffe vor der Küste des Bundesstaats North Carolina vom Himmel geholt worden war. Die Bergung sei im Gange, so die Ministerin.

Weißes Haus: Objekt aus Vorsicht abgeschossen

Das rätselhafte Flugobjekt über dem Norden Kanadas ist nach Angaben der US-Regierung aus Vorsicht und auf Empfehlung des Militärs abgeschossen worden. Das Objekt sei in den vergangenen 24 Stunden vom Nordamerikanischen Luftverteidigungskommando Norad genau überwacht worden, hieß es in einer Mitteilung des Weißen Hauses am Samstagabend (Ortszeit). US-Präsident Joe Biden und der kanadische Premier Justin Trudeau hätten den Abschuss schließlich gemeinsam genehmigt. In einem Telefonat hätten die beiden darüber gesprochen, wie wichtig es sei, das unbemannte Objekt zu bergen, um weitere Einzelheiten über seinen Zweck und seine Herkunft zu erfahren, hieß es weiter.

Objekt seit Freitag unter Beobachtung

Das Objekt flog offenbar in großer Höhe. Das Objekt wurde nach Angaben der amerikanischen "Washington Post" schon Freitagnacht von zwei F-22 "Raptor"-Jets überwacht, die von der Joint Base Elmendorf-Richardson entsandt wurden. Die Überwachung sei am Samstag fortgesetzt worden, als das Objekt den kanadischen Luftraum überquerte, sagte Pentagon-Sprecher Patrick Ryder. Kanadische CF-18-Jäger und CP-140-Seepatrouillenboote seien ebenfalls eingesetzt worden. Der Abschuss sei mit einer AIM-9X Sidewinder-Rakete erfolgt.

Nach Informationen der Zeitung seien die jüngsten Sichtungen auch neuen Einstellungen bei Überwachungsgeräten zu verdanken. "Wir haben im Grunde die Filter geöffnet", sagte ein namentlich nicht genannter US-Beamter dem Blatt. Damit würden die Rohdaten weniger eingeschränkt. Diese Änderung beantworte aber noch nicht vollständig, was vor sich gehe, warnte der Beamte.

Schon der vor der US-Ostküste abgeschossene chinesische Spionageballon war über kanadisches Hoheitsgebiet geflogen. Auf die Frage, warum Kanada den ersten Ballon nicht abgefangen habe, sagte Verteidigungsministerin Anand zu Reportern, die Regierung habe das Fahrzeug überwacht und "festgestellt, dass es überhaupt kein unmittelbares Risiko für die Kanadier darstellt". "Wir haben es sehr genau beobachtet, um sicherzustellen, dass wir das Notwendige tun, um die Kanadier zu schützen, und das tun wir natürlich im Zusammenhang mit den Norad-Beziehungen", sagte Anand auf einer Pressekonferenz mit ihrem US-Amtskollegen Lloyd Austin am Freitag in Washington.

Nur einen Tag nach Abschuss in Alaska

Am Freitag hatten die USA über Alaska ein bislang nicht identifiziertes Objekt abgeschossen. Es stürzte auf gefrorene Flächen vor der Küste, die Bergungsarbeiten sind noch in vollem Gange. Die US-Regierung hatte den Abschuss des Flugobjektes über dem Bundesstaat Alaska am Freitag damit begründet, dass der zivile Flugverkehr gefährdet gewesen sei. Das Objekt über Alaska hatte nach Angaben der US-Regierung ungefähr die Größe eines Kleinwagens und war damit viel kleiner als der chinesische Ballon. Das Objekt soll ersten Erkenntnissen nach auch nicht selbst manövrierfähig gewesen sein.

Das US-Militär hat noch keine Informationen über die Herkunft oder Mission des Flugobjekts. "Zurzeit liegen uns keine weiteren Details über das Objekt vor, einschließlich seiner Fähigkeiten, seines Zwecks oder seines Ursprungs", teilte der Kommandostab Northern Command (Northcom) am Samstagnachmittag (Ortszeit) mit. Die Bergungsarbeiten hielten an, würden aber durch die "arktischen Wetterbedingungen" erschwert. Dazu zählten Eiswind, Schnee und eingeschränktes Tageslicht. Die Bergung der Trümmerteile finde auf dem Meereis statt.

Neue Aufmerksamkeit für Flugobjekte

Wenige Tage zuvor hatte ein chinesischer Spionageballon, der über die USA flog, für Aufsehen gesorgt. Er wurde ebenfalls abgeschossen. Rätselhafte Flugobjekte haben in den USA jüngst vermehrt Aufmerksamkeit bekommen. Im Jahr 2020 richtete das US-Verteidigungsministerium bereits eine Arbeitsgruppe ein, die "ungeklärte Phänomene in der Luft, die möglicherweise eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA darstellen könnten", analysieren soll. Seitdem veröffentlicht die Gruppe in unregelmäßigen Abständen Berichte über "nicht identifizierte Luftphänomene" (Unidentified Aerial Phenomena, kurz: UAP) – zuletzt vor einigen Wochen. Daraus ging hervor, dass das US-Militär für zahlreiche Beobachtungen von unidentifizierten Flugobjekten keine Erklärung hat.

Andere Sichtungen hingegen waren als "unauffällig" gewertet worden – sie könnten auf gewöhnliche Objekte in der Luft zurückgeführt werden – etwa Drohnen, Ballons und Unrat wie Plastiktüten, hieß es in dem Bericht. Die Meldung von unerklärlichen Himmelsphänomenen habe zugenommen. Dass es sich dabei auch um chinesische Spionage handeln könne, wurde offenbar in einem US-Geheimpapier an den Kongress angesprochen. Tyler Rogoway, Chefredakteur des in den USA bekannten Militärfachblogs "The War Zone", erhob bereits 2019 Vorwürfe gegen das Pentagon. In einem Artikel warf er den amerikanischen Militärstrategen "grobe Untätigkeit" bezüglich der ungeklärten Luftphänomene vor.

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