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Ukraine-Krieg: Diese Waffen könnten Putin zur Verzweiflung bringen


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Es geht nicht nur um Kampfpanzer
Das könnte Putin zur Verzweiflung bringen

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns, Washington

Aktualisiert am 20.01.2023Lesedauer: 4 Min.
imago images 196056083Vergrößern des Bildes
Schutz für die Schwachstelle der Ukraine: Das Nahbereichsverteidigungssystem Phalanx CIWS im Einsatz. (Quelle: Stocktrek Images/imago-images-bilder)

Bekommt die Ukraine Kampfpanzer oder nicht? Vor allem über diese Frage diskutiert der Westen. Dabei könnten andere Waffen der Ukraine ebenfalls helfen.

Den Stein der Weisen gibt es nicht. Sätze wie dieser fallen als Erstes, wenn man Militärexperten und Vertreter der Waffenindustrie in Washington fragt: Womit könnte der Westen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine schnell beenden?

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Tatsächlich will von der einen Wunderwaffe, mit der die Wende gelingt, keiner reden. Denn die eine Technologie, die einen Krieg entscheidet, gibt es nicht. Krieg ist ein dynamisches Geschehen, in dem Strategien ständig angepasst werden müssen.

Video | "Das ist die absolute rote Linie"
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Quelle: t-online

Schon lange fordert der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vom Westen Panzer, Kampfflugzeuge und Raketen mit größerer Reichweite. Doch Deutschland und auch die USA zögern noch. Sie argumentieren mit der Angst vor einer Eskalation, der Sorge um die Logistik und mit fehlendem Training der Soldaten.

Dabei gibt es viele Waffen, über die noch nicht öffentlich diskutiert wird. Darunter sind solche, die teils wenig spektakulär klingen, die aber ungeheuer wirksam wären. Ein US-Rüstungsexperte hat mit t-online in Washington über mögliche Systeme gesprochen. Seine Voraussetzung: Er darf nicht identifizierbar sein. Die Branche ist extrem verschwiegen.

Video | Hochpräzise Gleitbomben sollen Ukraine helfen
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Quelle: t-online

Der Luftraum ist entscheidend

Das größte Problem für die Ukraine bleibt seiner Einschätzung nach die Verteidigung des Luftraums. Von Beginn an haben russische Militärs die kritische Infrastruktur als Achillesferse erkannt. Bis heute zerstört die russische Armee Kraftwerk um Kraftwerk und bombardiert andere zivile Ziele. Die Zahl der Opfer wächst. Grausame Helfer sind günstige Drohnen aus dem Iran.

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Eine Forderung aus Kiew lautet: Israel soll den weltweit einmaligen, dort entwickelten Schutzschirm liefern, zu dem auch das bekannte System "Iron Dome" gehört". Die israelische Regierung aber fürchtet mögliche Konsequenzen Russlands - und lehnt ab.

Dafür könnte ein System aus Deutschland nicht nur die ukrainische Infrastruktur, Wohngebiete oder das Regierungsviertel von Kiew schützen. Gegen die billigen iranischen Kamikaze-Drohnen wäre es auch die deutlich günstigere Alternative als das extrem teure Iris-T-System, das Deutschland mit anderen Staaten entwickelt hat. Munition dafür wäre im Überfluss vorhanden. Und Krieg ist immer auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung.

Der Name des deutschen Luftabwehrsystems lautet Mantis (eine Abkürzung für Modular, Automatic and Network capable Targeting and Interception System). Es dient dem sogenannten Feldlagerschutz gegen Luftangriffe aller Art, von Raketen über Drohnen bis zu Artilleriegeschossen. Entwickelt wurde es für Stützpunkte der Bundeswehr in Afghanistan. Eingesetzt wurde Mantis in Mali.

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Hergestellt wird das System von Rheinmetall Air Defence. Der ehemalige Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) wäre für die Ampelkoalition als heutiger Rheinmetall-Rüstungslobbyist ein naheliegender Ansprechpartner.

Amerikanisches Phalanx-System gegen russische Attacken

Die Amerikaner haben ein vergleichbares System, das der Ukraine helfen könnte. Phalanx CIWS ist wie Mantis ein sogenanntes Nahbereichsverteidigungssystem. Es wird insbesondere auf Kriegsschiffen eingesetzt, um herannahende Geschosse in einer Art Feuerstoßwolke zu zerstören. Mit Phalanx schossen die Amerikaner etwa iranische Raketen ab, die auf die eigene Botschaft in der irakischen Hauptstadt Bagdad gerichtet waren.

In einem Brief forderten bereits im Juli 2022 mehrere republikanische US-Senatoren, der Ukraine unverzüglich derartige Phalanx-Systeme zur Verfügung zu stellen. Geschehen ist bislang allerdings nicht. Dabei könnten Mantis und Phalanx den russischen Präsidenten wirklich zur Verzweiflung bringen.

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Die ukrainische MacGyver-Armee

Weil Entscheidungen der westlichen Unterstützer allerdings auf sich warten lassen, bleibt den Ukrainern oft nur das Improvisieren. Denn Krieg bedeutet auch, unter Druck zu lernen. Die Ukraine ist damit so erfolgreich, dass Rüstungsexperten, Militärs und Politiker gleichermaßen erstaunt sind.

Die amerikanische Verteidigungs-Community beschreibt es als MacGyverism-Phänomen. Es ist eine Referenz auf eine US-Fernsehserie aus den Achtzigerjahren, in der der Actionheld Angus MacGyver seine Feinde immer wieder durch Schläue, Improvisationstalent und mit einem Schweizer Taschenmesser überlistet.

Ein digitales Lagebild für jeden

"Was mit ukrainischen Molotow-Müttern begonnen hat, führt zu hochwirksamen Erfindungen, von denen auch der Westen profitiert", erzählt der Mann, der sich von Berufs wegen mit diesen Entwicklungen befasst. Den Unterstützern bieten sich wertvolle Einblicke in notwendige eigene Vorbereitungen für kommende Konflikte. Auch die Rüstungsindustrie lernt seit dem 24. Februar 2022 täglich dazu.

Video | Das kann der Leopard II-Panzer
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Quelle: t-online

So hat die Ukraine eine Art Uber-App für den Krieg erfunden. Statt ziviler Taxis werden mit der Software russische Militärstellungen auf einer Karte angezeigt. Gefüttert wird das Programm mit Daten, die jeder Ukrainer eingeben kann. Wer russische Panzer sichtet, trägt sie ein. Alle anderen wissen Bescheid, können sich verschanzen oder angreifen. Ein kollektives Lagebild entsteht, kreiert aus einer digitalen Infoflut.

Militärs auf der ganzen Welt beißen sich an so etwas seit Langem die Zähne aus. "Das verlässliche Synthetisieren grundverschiedener Daten ist ungeheuer schwer", heißt es. In der Ukraine aber muss es irgendwie gehen. Denn Zeit gibt es nicht.

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Eine weitere Tüftelei: Die Ukraine kauft massenhaft billige Propeller-Drohnen auf, mit denen Amazon-Pakete ausgeliefert werden könnten. Die Ukrainer fliegen solche Drohnen, versehen mit Handgranaten, über das Schlachtfeld. Per dran gebasteltem Ausklinkmechanismus werden sie abgeworfen. Mal treffen sie, mal nicht. Die Masse macht die Effektivität. Ein russisches Funkgerät wurde kürzlich auch mit einer derartigen Drohne erbeutet.

Not und Einfallsreichtum der Ukrainer haben inzwischen sogar dazu geführt, westliche Waffensysteme mit sowjetischen zu kombinieren. Das ist so, also würde man Lego-Steine mit Playmobil-Bauteilen kombinieren, ohne dass alles auseinander fliegt. So werden inzwischen alte sowjetische Buk, ein mobiles Mittelstrecken-Boden-Luft-Lenkwaffensystem, mit amerikanischen Sea-Sparrow-Raketen beladen. Im jüngsten Hilfspaket der USA von Anfang Januar war darum eine nicht genannte Anzahl enthalten.

Einen Geheimtipp hat der Rüstungsexperte aus Washington am Ende des Gesprächs auch noch. Zwar hat die britische Regierung Medienberichte dementiert, wonach in Planung sei, dass Kampfhubschrauber des amerikanischen Typs Apache an die Ukraine geliefert werden könnten. Das lenke den Blick aber auf ein deutsches Produkt, das bislang vor allem Negativschlagzeilen gemacht hat. Es ist der Kampfhubschrauber Tiger.

"Die Probleme, die er der Bundeswehr bereitet, könnten ganz einfach abgestellt werden", sagt der Mann aus Washington. Für die Ukraine wären sie zusammen mit Apaches jedenfalls wertvoll, solange der Westen keine Kampfflugzeuge liefern will. "Nach dem Tiger hat bislang niemand gefragt, obwohl er der Ukraine viel bringen würde", sagt der Experte.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Truppenübungsplatz im niedersächsischen Bergen im vergangenen Oktober jedenfalls schon besucht und die Übungen des Kampfhubschraubers Tiger im Tiefflug verfolgt.

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