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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vermeintliche Bilder aus Syrien Türkisches Fernsehen blamiert sich mit Videospiel-Szene
Gegnerische Kämpfer der YPG gezielt getötet, keine eigenen Verluste: Das sollten Bilder in türkischen Medien zeigen. Sie stammen aber aus einem Videospiel.
In türkischen Medien sind Bilder aus dem Computerspiel "Medal of Honor" als echte Bilder von den Kämpfen bei Afrin ausgegeben worden. Es ist nicht das erste Mal, dass Szenen aus Computerspielen als echte Aufnahmen präsentiert werden. Das russische Verteidigungsministerium zeigt bis heute Bilder aus einer Simulation als "Beweis" für eine Zusammenarbeit von IS und USA.
Taliban statt Kurdenkämpfer
Zahlreiche Bilder und Videos in sozialen Netzwerken sollen Erfolge beider Seiten im Kampf der Türkei gegen die Kurdenmiliz YPG im syrischen Afrin zeigen, oft sind es aber alte Bilder aus anderen Zusammenhängen. Bei "Milliyet" und "Habertürk" sowie dem gleichnamigen TV-Sender waren am Dienstag vermeintliche Kampfszenen zu sehen, die aus dem 2010 veröffentlichten Videospiel "Medal of Honor" stammen.
Die Bilder zeigen nicht die Perspektive türkischer Soldaten, sondern die eines Spielers, der als Angehöriger einer US-Spezialeinheit kämpft. Nachgestellt wird eine Mission gegen Taliban und Al-Kaida im afghanischen Shahi-Kot-Tal im März 2003.
Für die Szene waren dickere Balken über die im Spiel eingeblendete Zielhilfe gelegt worden, rechts oben war aber noch der Schriftzug "M82" eingeblendet. Er zeigt dem Spieler, dass er gerade das amerikanische Scharfschützengewehr Barrett M82 einsetzt. Auf YouTube haben etliche Spieler Mitschnitte aus dem Spiel veröffentlicht. Unsere Redaktion hat zum Vergleich Ausschnitte übereinander montiert:
Nach Protesten und Spott in sozialen Medien griff eine anerkannte türkische Faktenprüf-Seite die Szenen auf. Auch andere türkische Medien berichteten über den peinlichen Fehler. HaberTürk reagierte auf Anfrage von t-online.de nicht. Aus Kreisen der Redaktion hieß es aber, dass man selbst getäuscht worden sei und es sich um ein Versehen gehandelt habe.
Russland blamierte sich mit "Beweis"
Am Montag bereits war das Video auf YouTube hochgeladen worden mit dem Titel "Jagen wir ein bisschen in Afrin bei der Operation Olivenzweig". Operation Olivenzweig nennt die Türkei die aktuelle Offensive in der Region Afrin. Auf eine Anfrage von t-online.de antwortete der Nutzer nicht. Das Video hat er inzwischen gelöscht.
Vor einigen Monaten hatte sich bereits das russische Verteidigungsministerium mit Bildern aus einem Spiel blamiert. Als "unwiderlegbarer Beweis" für eine Zusammenarbeit der USA mit dem IS wurde auch ein Foto veröffentlicht, welches aus der Vorschau für das Spiel AC-130 Gunship Simulator stammte.
Besonders peinlich war, dass das Video bereits Tage zuvor in sozialen Netzwerken von Amerikanern als "Beweis" für einen erfolgreichen Luftschlag gegen den IS gefeiert wurde. Schon da hatte es Hinweise auf die echte Quelle gegeben.
Das russische Verteidigungsministerium löschte die Bilder und erklärte einem Bericht der Agentur Tass zufolge, es werde gegen einen zivilen Mitarbeiter ermittelt, der die falschen Bilder verwendet habe. Verwendet worden waren auch Bilder aus einem echten Video, das allerdings älter war und aus dem Irak stammte. Von dem Vorwurf rückte Russland nicht ab.
Quellen und weiterführende Informationen: