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Iran: Mindestens 20 Tote bei schlimmsten Protesten seit 2009


Neue Todesopfer
Iraner proben im ganzen Land den Aufstand

Von ap, dpa, afp, rtr, jmt

Aktualisiert am 02.01.2018Lesedauer: 2 Min.
Proteste an der Universität in Teheran: Im ganzen Land demonstrieren Menschen gegen das Mullah-Regime – es kommt zu Gewalt mit vielen Toten.Vergrößern des Bildes
Proteste an der Universität in Teheran: Im ganzen Land demonstrieren Menschen gegen das Mullah-Regime – es kommt zu Gewalt mit vielen Toten. (Quelle: ap-bilder)

Die Proteste gegen Führung und Klerus im Iran gehen unvermindert weiter. Das Staatsfernsehen meldet neun weitere Tote – insgesamt sind es nun mindestens 20. Auch ein Revolutionswächter starb.

Bei den Protesten im Iran sind nach Angaben des Staatsfernsehens weitere neun Menschen ums Leben gekommen. Sie seien im Laufe der Nacht zu Dienstag zu Tode gekommen, meldete der Sender. Sechs von ihnen bei einem Angriff auf eine Polizeiwache in Kahdaridschan getötet worden. Dort hätten sie Waffen stehlen wollen.

Polizei schießt angeblich auf Demonstranten

In sozialen Netzwerken wird hingegen behauptet, dass die Polizei in Dutzenden Städten auf die Demonstranten schieße. Diese Berichte ließen sich allerdings nicht unabhängig überprüfen.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Tasnim wurde in der Nähe von Nadschafabad eine Polizeiwache von Demonstranten in Brand gesetzt. Dem Staatsfernsehen zufolge wurden zudem in mehreren Städten staatliche Einrichtungen von Bewaffneten attackiert. Auch diese Berichte ließen sich nicht unabhängig verifizieren. Hunderte sollen aber festgenommen worden sein.

Kam auch ein Polizist zu Tode?

Die Zahl der Todesopfer steigt damit laut offiziellen Angaben auf mindestens 20. Darunter ist demnach auch ein Mitglied der paramilitärischen Revolutionsgarden – zuvor hatte die Nachrichtenagentur Tasnim von einem Polizisten berichtet, der mit einem Jagdgewehr erschossen worden sei. Es ist unklar, ob es sich möglicherweise um den selben Fall handelt.

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Die Demonstrationen begannen am Donnerstag in Maschhad und richten sich gegen jüngst gestiegene Preise für Grundnahrungsmittel wie Geflügel und Eier. Mittlerweile haben sich die Proteste auf mehrere Städte ausgeweitet, die Teilnehmer erheben auch politische Forderungen. Es sind die größten Demonstrationen im Iran seit der umstrittenen Präsidentenwahl 2009. Wie ein BBC-Reporter berichtete, empfingen viele Iraner Text-Nachrichten einer unbekannten Nummern, die sie davor warnten, an den Protesten teilzunehmen – sie würden sonst wegen "anti-revolutionärer" Verbrechen belangt.

Präsident Ruhani: Lage nicht mehr unter Kontrolle

Auch Irans Präsident Hassan Ruhani räumt mittlerweile "Mängel" im politischen System ein. Die Regierung habe die Lage derzeit nicht mehr völlig unter Kontrolle. Bei einer Krisensitzung am Montag im Parlament erklärte er, es wäre ein Fehler, die Proteste nur als ausländische Verschwörung einzustufen. "Auch sind die Probleme der Menschen nicht nur wirtschaftlicher Natur, sondern sie fordern auch mehr Freiheiten." Er kritisierte damit indirekt die Hardliner im Klerus, die seine Reformen blockieren. Ruhani zufolge sollten die Proteste nicht als Gefahr, sondern als Chance angesehen werden.

Stimmen aus dem Ausland forderten eine Garantie der freien Meinungsäußerung in der islamischen Republik. Die USA und Israel unterstützten die Proteste und äußerten ihre Hoffnung auf einen politischen Umsturz in Teheran. Die EU, Großbritannien und Deutschland appellierten an die Regierung, eine öffentliche Debatte zuzulassen.

Quellen:
– dpa, AFP, AP, Reuters

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