Nordkorea-Experte des CIA "Kim Jong Un ist ein vernünftiger Akteur"
US-Präsident Donald Trump nennt Kim Jong Un gerne einen "verrückten kleinen Raketenman". Ein Nordkorea-Experte dagegen meint, der nordkoreanische Machthaber ist "vernünftig" und verfolgt einen Plan.
Ein Experte des US-Auslandsgeheimdienstes CIA hat Kim Jong Un als "vernünftig" bezeichnet. "Hinter all dem Gepoltere ist Kim Jong Un ein vernünftiger Akteur", sagte Yong Suk Lee von der Nordkorea-Abteilung der CIA am Mittwoch. "In diesem Land tendieren wir dazu, seine konservative Einstellung zu unterschätzen." US-Präsident Donald Trump hatte Kim mehrfach "verrückt" genannt.
Bei einer Konferenz an der George Washington-Universität in Washington D.C. sagte Lee über Kim: "Er will lange herrschen und in seinem eigenen Bett sterben." Nordkorea sei daran gewöhnt, in der Politik stark auf Verteidigung zu setzen. Schließlich sei das isolierte Land seit langer Zeit von stärkeren Mächten umgeben. "Nordkorea ist ein politischer Organismus, der in der Konfrontation aufblüht."
Der Nordkorea-Experte glaubt nicht daran, dass aus der Kriegsrhetorik ein Atomwaffenangriff erfolgt, auch wenn Kim wiederholt damit gedroht hat. "Aufzuwachen und zu entscheiden, Los Angeles platt zu machen, liegt nicht in seinem Interesse zu überleben", sagte Lee.
Trump hatte dem Machthaber in Pjöngjang vor kurzem den Spitznamen "Raketenmann" gegeben und ihn mehrfach als "verrückt" und unvernünftig dargestellt. In den vergangenen Monaten hatten sich Trump und Kim gegenseitig immer wüstere Beleidigungen und Drohungen an den Kopf geworfen. So hatte Trump Nordkorea etwa mit der "völligen Zerstörung" gedroht.
Sorge über Nordkoreas Chemiewaffen
Unterdessen zeigte sich die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) besorgt über Nordkoreas Chemiewaffenarsenal. OPCW-Generaldirektor Ahmet Üzümcü sagte, die internationale Gemeinschaft sollte wegen Nordkoreas "Unberechenbarkeit" besorgt sein.
Üzümcü forderte "mehr Druck" auf Nordkorea, damit es die internationale Chemiewaffenkonvention unterzeichnet. Versuche, mit der Führung in Pjöngjang ins Gespräch zu kommen, waren laut Üzümcü bisher erfolglos. Üzümcü verwies auf Schätzungen, wonach Nordkorea im Besitz von 3000 bis 5000 Tonnen an Chemiewaffen ist. Pjöngjang gibt an, gar keine Chemiewaffen zu besitzen.