Trotz Rückgangs Tausende Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet
Innerhalb einer Woche sind mehr als 5000 Flüchtlinge im Mittelmeer aufgegriffen worden. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zahl der Migranten jedoch deutlich zurückgegangen.
Der Sprecher der libyschen Marine, Ajub Kacem, erklärte am Sonntag, die libysche Küstenwache habe zwischen Montag und Freitag 2082 Menschen gerettet, von denen eine Frau gestorben sei, und am Samstag seien es weitere 1047 Menschen gewesen.
Aus Italien gab es Berichte von Nichtregierungsorganisationen und Medien, in denen von insgesamt fast 2000 geretteten Flüchtlingen die Rede war. Die Zeitung "La Stampa" berichtete am Sonntag, auf Sizilien seien 589 Migranten eingetroffen, die von einem Schiff der Hilfsorganisation Save the Children gerettet worden seien. Die britische Organisation war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Weitere 200 Menschen wurden vor den Inseln Lampedusa und Sizilien gerettet. Das irische Marineschiff "William Butler Yates" brachte am Sonntag zudem 550 Migranten in den Hafen von Augusta auf Sizilien. Auch die Leichen zweier Frauen und eines Kindes waren an Bord. Nach Angaben des Roten Kreizes handelte es sich bei dem toten Kind um einen Dreijährigen aus Kamerun.
Das italienische Schiff "Zeffiro" rettete 135 Afrikaner vor der Küste des sizilianischen Messina, die Organisation SOS Méditerannée brachte nach eigenen Angaben vom Samstag 371 Menschen in den Hafen von Trapani auf Sizilien.
Zahlen deutlich zurückgegangen
Zuletzt war die Zahl der in Italien ankommenden Flüchtlinge zurückgegangen. Seit Mitte Juli hatte das Land 6500 ankommende Migranten registriert – das waren nur 15 Prozent der durchschnittlichen Ankünfte in den entsprechenden Zeiträumen der Jahre 2014 bis 2016. Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni zeigte sich am Sonntag erfreut über den Rückgang der ankommenden Flüchtlinge. "Die italienische Erfahrung der vergangenen Monate zeigt, was getan werden kann", sagte er. "Es gibt weniger Ankünfte und damit weniger Todesfälle auf See."
Libyen ist eines der Haupttransitländer für Flüchtlinge aus Afrika auf ihrem Weg nach Europa. Das Land wird in weiten Teilen von bewaffneten Milizen kontrolliert. Aus der EU wird die Forderung immer lauter, die Mittelmeerroute zu schließen. Italien sieht sich besonderen Belastungen ausgesetzt, weil die meisten Flüchtlinge dort eintreffen.
Italiens Innenminister Marco Minniti hatte im Juli in Libyen Gespräche über einen möglichen Pakt gegen Menschenhandel geführt. Kritiker warfen ihm vor, Absprachen mit libyschen Milizen getroffen zu haben. Der Minister bestreitet dies.
Die italienische Marine unterstützt die libysche Küstenwache bereits dabei, Flüchtlinge abzufangen, bevor sie internationale Gewässer erreichen. Dieses Vorgehen stößt unter anderem bei Hilfsorganisationen auf Kritik. Sie werfen Rom vor zuzulassen, dass Flüchtlinge zurück in libysche Lager mit menschenunwürdigen Umständen gebracht werden.