IS noch nicht besiegt Iraks Armee kämpft bei Mossul weiter
Drei Jahre lang kontrollierte die Terrormiliz IS die Stadt im Norden des Iraks, jetzt ist Mossul wieder befreit. Der Kampf gegen die Islamisten ist damit aber noch nicht zu Ende.
Einen Tag nach der offiziellen Befreiung von Mossul rückten irakische Sicherheitskräfte im Umland der Stadt weiter gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vor. Mit Luftunterstützung der von den USA geführten Koalition seien IS-Gebiete in der südlich von Mossul gelegenen Stadt Al-Schirkat belagert worden, hieß es am Dienstag aus irakischen Sicherheitskreisen. Die Dschihadisten hatten diese Gebiete ihrerseits erst in der vergangenen Woche eingenommen.
Al-Schirkat gehört damit zu einer der wenigen Gegenden im Irak, in denen die Dschihadisten noch aktiv sind. Der IS, der große Gebiete im Nordirak im Juni 2014 überrannt und eingenommen hatte, wurde von irakischen Sicherheitskräften zuletzt mehr und mehr zurückgedrängt. Am Montag erklärte Iraks Ministerpräsident Haidar al-Abadi die bisherige IS-Hochburg Mossul für befreit. Nur noch vereinzelte IS-Kämpfer sollen sich in der Stadt aufhalten.
Kritik an Situation der Zivilisten
Russlands Außenminister Sergej Lawrow bemängelte nach der Vertreibung des IS die Situation der Zivilisten in der Stadt. "Bislang ist nichts zur organisierten Rettung der Zivilisten geregelt. Alles war chaotisch und spontan", sagte der Chefdiplomat am Rande eines OSZE-Treffens im österreichischen Mauerbach am Dienstag. Die Zahl der Toten könne noch immer steigen. "Wir sind aber natürlich froh darüber, dass der IS besiegt wurde", sagte er der Agentur Tass zufolge. Mehr als 900 000 Menschen waren nach UN-Angaben vor der Gewalt und den Kämpfen aus der Stadt geflohen.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht einen übermäßigen und rücksichtslosen Einsatz von Gewalt seitens der Konfliktparteien im Kampf um Mossul. Von Jahresbeginn bis Mitte Mai sollen mindestens 426 Zivilisten getötet worden sein.
Es sei ein Horror gewesen, den die Menschen von Mossul mit ansehen mussten, sagte Lynn Maalouf, die stellvertretende Direktorin von Amnesty für den Nahen Osten. Zivilisten seien zum Teil vom IS in den Häusern eingesperrt, die Türen mit Sprengfallen versehen worden, um die Bewohner als menschliche Schutzschilde zu benutzen.
Aber auch den irakischen Kräften und der von den USA geführten Koalition warf Amnesty ein rücksichtsloses Vorgehen vor. Die Truppen hätten ihre Taktik nicht ausreichend an die Situation in Mossul angepasst. Sie hätten weiterhin unpräzise und schwere Waffen eingesetzt, obwohl zahlreiche Zivilisten in den engen und übervölkerten Stadtteilen Mossuls eingeschlossen worden seien.
Das Pentagon hatte zugegeben, dass bei einem Angriff der Anti-IS-Koalition im März auf ein Gebäude in Mossul mehr als 100 Zivilisten unbeabsichtigt ums Leben gekommen seien.
Im Oktober 2016 hatten irakische Sicherheitskräfte mit dem Sturm auf die nordirakische Stadt Mossul begonnen. Mit dem Verlust ihrer irakischen Hochburg und einer drohenden Niederlage auch in ihrer De-facto-Hauptstadt Al-Rakka in Syrien verlieren die Islamisten immer größere Teile ihres Herrschaftsgebiets. Beobachter befürchten jedoch, dass der IS dennoch weiter Anschläge durchführen könnte.