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Aleppo: emotionale Abschiedsbotschaften aus Syrien


"Hier werden Leute eliminiert"
Die letzten Nachrichten aus Aleppo

ap, Anette le Riche

Aktualisiert am 15.12.2016Lesedauer: 2 Min.
Trotz Waffenruhe in Aleppo: Die Bombardements gehen durch syrische und russische Truppen in der einstigen Handelsstadt weiter.Vergrößern des Bildes
Trotz Waffenruhe in Aleppo: Die Bombardements gehen durch syrische und russische Truppen in der einstigen Handelsstadt weiter. (Quelle: ap-bilder)

Zunächst waren es Hilferufe von Ärzten aus unterirdischen Schutzräumen und Leichenhäusern, die auf den sozialen Netzwerken die Runde machten. Dann kamen Postings von Einwohnern aus der stetig schrumpfenden Rebellenenklave hinzu - emotionale Abschiedsbotschaften aus dem umkämpften syrischen Aleppo.

"Es gibt ein Problem mit diesem Planeten", schrieb einer von ihnen, der 28-jährige Grafikdesigner Monther Etaky. "Dieser Planet will nicht, dass die Leute in Freiheit leben oder als Menschen."

Durch Videos und Botschaften von Amateuren wurde der Syrienkonflikt zu einem der bestdokumentierten Kriege der Welt. YouTube, Twitter und Facebook bestimmten zu einem großen Teil den weltweiten Blick auf den gnadenlosen Bürgerkrieg. Mit ihrer Berichterstattung hatten die Aktivisten Einfluss auf die weltweite Reaktion, doch nach fast sechs Jahren Krieg beklagen sie die Gleichgültigkeit der internationalen Gemeinschaft.

"Hier werden Leute eliminiert"

"Warum dieses Schweigen? Hier werden Leute eliminiert", twitterte Abdulkafi Alhamdo, ein Englischlehrer und Kritiker der Regierung von Präsident Baschar al-Assad. Dann schrieb er: "Die letzte (Nachricht). Danke für Alles. Wir haben viele Momente geteilt. Die letzten Tweets kamen von einem emotional aufgewühlten Vater. Lebewohl #Aleppo." Später meldete er per Live-Video auf Periscope, die Truppen des Regimes kämen näher: "Ich hoffe, dass Ihr uns in Erinnerung behalten könnt."

Auch ein humanitärer Helfer namens Omar nahm eine bewegende Nachricht auf, die sich auf WhatsApp verbreitete: "Die Regierungstruppen sind am anderen Ende der Straße", heißt es da. Und dann bat er um Entschuldigung, dass seine Leute die Eingeschlossenen in den Rebellenvierteln nicht schützen könnten: "Vergebt uns."

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Aleppo war einst Syriens Wirtschaftsmetropole und die größte Stadt des Landes. Zehntausende Bewohner hatten die vergangenen vier Jahre in den Rebellengebieten im Ostteil der Stadt ausgeharrt. Inzwischen sind sie in einem winzigen Gebiet eingeschlossen und sollen eigentlich im Zuge einer Waffenruhevereinbarung in Sicherheit gebracht werden. Doch der Abtransport von Kämpfern und Zivilisten verzögerte sich auch am Donnerstag.

Eine Niederlage der Rebellen in Aleppo hatte sich durch die im November begonnene Regierungsoffensive bereits abgezeichnet. Der Aktivist Etaky erklärte, nach jahrelanger Belagerung hätten die Rebellen einfach keine Kraft mehr. Weil ihre Familien mit ihnen in der Stadt festsitzen, verließen viele Kämpfer die Front, um sich um die Sicherheit ihrer Verwandten zu kümmern. Doch am schwersten wiege "das Schweigen der Welt".

Eigentlich müsste er nach jahrelangem Krieg an die Gewalt gewöhnt sein, findet Etaky. Seit er 2012 ins Rebellengebiet zog, habe er rund 50 Freunde verloren. Doch die eigenen Abschiedsbotschaften gingen ihm dennoch nahe: "Weil es das letzte Mal war." Stolz macht ihn seine Rolle bei der Dokumentation des Krieges: "Wenn mein Sohn aufwächst und im Internet nachforscht, kann er seinen Vater sehen, und was er dokumentiert hat, und dann kann er stolz sein, dass sein Vater ein Held war", sagte der 28-Jährige mit tränenerstickter Stimme. Von der Niederschlagung früherer Aufstände durch Regierungskräfte wie in den 1980er Jahren in Hama und Aleppo gebe es dagegen keine Berichte.

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