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Syrien: Schweres Zerwürfnis zwischen USA und Russland nach Luftangriff


US-Allianz bombardiert syrische Armee
Schweres Zerwürfnis zwischen USA und Russland

Von ap, dpa
Aktualisiert am 18.09.2016Lesedauer: 3 Min.
Kampfjet der US-Luftwaffe in Syrien.Vergrößern des Bildes
Kampfjet der US-Luftwaffe in Syrien. (Quelle: Reuters-bilder)

Die von den USA geführte Anti-Terror-Allianz hat Stellungen der syrischen Armee bombardiert. Nach russischen Angaben sind dabei mindestens 60 Soldaten getötet worden. Die Amerikaner sprechen von einem Versehen. Die Waffenruhe hängt am seidenen Faden.

Der Luftangriff hat ein schweres Zerwürfnis zwischen Washington und Moskau ausgelöst. Russlands UN-Botschafter Witali Tschurkin verließ eine kurzfristig einberufene Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats am Samstagabend bei Ankunft seiner amerikanischen Kollegin Samantha Power. Zudem bezeichnete er den Angriff, bei dem mindestens 60 Menschen ums Leben kamen und 100 weitere verletzt wurden, als möglicherweise gewollt.

USA will Waffenruhe erhalten

Die US-Regierung hatte zuvor "Bedauern" über den Irrtum geäußert, der zum Verlust von Menschenleben geführt habe. Sie habe dieses Bedauern über Russland auch Syrien übermittelt, zitierte CNN einen Regierungsbeamten. Die USA würden sich weiterhin an die Bedingungen der Waffenruhe halten und zugleich - gemäß der Vereinbarung - die Terrormiliz IS weiter bekämpfen.

"Weiß nicht, was der nächste Schritt sein wird"

Tschurkin erklärte, es sei möglich, dass der "rücksichtslose" Luftangriff ausgeführt wurde, um die Umsetzung der mühsam ausgehandelten Syrien-Vereinbarung zu behindern. Zur aus seiner Sicht von den USA verletzten Einhaltung der Waffenruhe sagte er: "Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was der nächste Schritt sein wird." Als endgültig gescheitert bezeichnete er die Vereinbarung aber nicht.

Power, die wegen ihres Statements vor Journalisten laut Tschurkin einen Teil von dessen Kommentaren im höchsten UN-Gremium verpasste, bezichtigte Russland der Effekthascherei. "Selbst nach russischen Standards ist der Stunt von heute Abend - ein Stunt voller Moralismus und Effekthascherei - auf einzigartige Weise zynisch und scheinheilig", sagte Power.

Power zeigt sich empört

Sie zeigte sich empört, dass Russland eine Dringlichkeitssitzung einberief, unzählige Angriffe auf die Bevölkerung durch das syrische Regime aber unbeantwortet gelassen hatte.

Nach Angaben des US-Zentralkommandos brach die Koalition den Angriff sofort ab, als russische Vertreter Verantwortliche der Koalition darauf aufmerksam gemacht hätten, dass das Ziel möglicherweise syrische Regierungssoldaten waren.

Für IS-Stellungen gehalten

Die Koalition sei davon ausgegangen, dass es sich um Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gehandelt habe, teilte das US-Zentralkommando am Samstag mit. Die Einheiten hätten die Zielposition für eine erhebliche Zeit beobachtet. Opferzahlen bestätigte das Kommando nicht.

Das russische Verteidigungsministerium sprach am Samstagabend unter Berufung auf das örtliche syrische Kommando von mehr als 60 getöteten Regierungssoldaten. Etwa 100 seien verletzt worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte geht von mindestens 83 Toten und mehr als 120 Verletzten aus.

Wie die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, seien Stellungen der Armee in der Nähe eines Militärflughafens in der Provinz Dair as-Saur angegriffen worden. Es ist das Kernland der Islamisten, syrische Regierungstruppen kontrollieren hier nur kleine Gebiete. Direkt nach dem Luftangriff seien Kämpfer des IS am Boden in die Offensive gegen den Stützpunkt gegangen. Auch das IS-Sprachrohr Amak berichtete vom Vorrücken der Dschihadisten.

Kampfjets kamen aus dem Irak

Den Moskauer Angaben zufolge kamen die Flugzeuge der Koalition aus dem Irak in den syrischen Luftraum und flogen vier Angriffe. Auch Kampfhubschrauber waren nach Berichten der Beobachtungsstelle für Menschenrechte an dem Angriff beteiligt.

Igor Konaschenkow, Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, schloss nicht aus, dass die Attacke ein Versehen sei. Er führte den Fehler auf die Weigerung der USA zurück, ihr militärisches Vorgehen gegen terroristische Gruppen in Syrien mit Russland abzustimmen.

"Komplexe" Situation

Das US-Zentralkommando verwies auf die "komplexe" Situation in Syrien mit verschiedenen militärischen Kräften und Milizen in nächster Nähe zueinander. "Aber Koalitionskräfte würden keine syrische Einheit wissentlich und absichtlich angreifen."

Am Montagabend war eine Waffenruhe in dem Bürgerkriegsland in Kraft getreten, die die USA und Russland verhandelt hatten. Angriffe gegen islamistische Gruppen sind von der Feuerpause ausgenommen. Während die Gewalt in Syrien zunächst auch deutlich zurückgegangen war, waren die Kämpfe in den vergangenen Tagen immer häufiger aufgeflammt und es kam zu zahlreichen Brüchen der Waffenruhe. Auch humanitäre Hilfe der Vereinten Nationen gelangte bislang noch nicht in die umkämpften Gebiete.

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