Lage in Aleppo "ist grauenvoll" Merkel wirft Assad und Russland Zynismus vor
Lange hat sie sich zurückgehalten, aber jetzt findet sie deutliche Worte: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist entsetzt über die Lage in der umkämpften syrischen Großstadt Aleppo und kritisiert das Vorgehen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad und Russlands scharf.
"Was sich in Aleppo zuträgt, ist grauenvoll, eine humanitäre Katastrophe", sagte Merkel der "Passauer Neuen Presse". "Die Hilferufe, die die wenigen verbliebenen Ärzte von dort aussenden, sind zutiefst erschütternd."
Die von Assad und seinem Verbündeten Russland angebotenen drei Stunden Feuerpause am Tag seien "auf keinen Fall ausreichend, sie sind zynisch angesichts allen Leids der Menschen", sagte die Kanzlerin. "Jede internationale Hilfsorganisation erklärt, dass diese Zeit nicht ausreicht, um die nötige Versorgung der leidenden Menschen aufzubauen." Dafür seien laut UNO mindestens 48 Stunden wöchentlich erforderlich.
"Nur ein allererster Schritt"
Auch dies sei "nur ein allererster kleiner Schritt, den Russland und die syrische Führung gewährleisten müssen", betonte die Kanzlerin. Russland hatte am vergangenen Dienstag angesichts der verzweifelten Lage seine Bereitschaft erklärt, ab dieser Woche eine wöchentliche 48-stündige Feuerpause in der nordsyrischen Großstadt einzuhalten.
So sollen Hilfslieferungen für die belagerte Bevölkerung ermöglicht werden. Praktisch passiert ist das allerdings noch nicht, obwohl die Lage immer verzweifelter wird.
Aleppo ist seit vier Jahren zwischen den Regierungstruppen im Westen und den islamistischen Rebellen im Osten geteilt. In den Vierteln unter Kontrolle der Rebellen leben rund 250.000 Menschen, in den von der Regierung in Syrien gehaltenen Stadtteilen sind es etwa 1,2 Millionen. Die syrische und die russische Luftwaffe greifen immer wieder von der Opposition gehaltene Wohngebiete an.