Exodus aus Idomeni Flugblatt stammt nicht von Norbert Blüm
Der Exodus aus dem griechischen Flüchtlingslager Idomeni war ganz offensichtlich eine geplante Aktion. Der Aufbruch wurde nach Ansicht der Regierung in Athen durch Flugblätter in arabischer Sprache ausgelöst. Darin wurde den Migranten gezeigt, wie sie den Zaun an der mazedonischen Grenze umgehen können.
Aber jetzt wird es kurios: Rechts unten auf dem Flugblatt, das sich in Windeseile über die sozialen Medien im Internet verbreitet, steht in Druckbuchstaben "Kommando Norbert Blüm". Was hat unser Ex-Arbeitsminister damit zu tun?
Der ehemalige CDU-Politiker und heutige Autor hatte in der letzten Woche das Lager besucht und eine Nacht in einem Zelt verbracht. Wie jedoch sein Name auf das Dokument kam, ist völlig unklar. Dass er selbst an der Aktion beteiligt war, dementierte er: "Ich habe Verständnis für die Verzweiflungstat, die ich jedoch nicht initiiert habe", sagte Norbert Blüm der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Blüm äußerte gegenüber der "Bild" Verständnis für den Wunsch der Flüchtlinge nach Weiterreise. "Die Flüchtlinge sind verzweifelt, die Lage ist schrecklich", sagte er. Er berichtete von seinem Besuch in dem Flüchtlingscamp. "Neben mir zelteten Familien mit fünf Tage alten Kindern. Die Babys lagen in den nassen Zelten und froren."
Die "Bild" mutmaßt, es könnte sich um eine Gruppe deutscher Aktivisten handeln. Ein Dementi kommt vom "Zentrum für Politische Schönheit": Die Aktivisten gaben bei Twitter an, nicht hinter dem Flugblatt zu stecken. Das Kollektiv hatte vor Monaten mit einer Aktion für bundesweites Aufsehen gesorgt, als es die Leichen von Flüchtlingen exhumierte, nach Deutschland überführte und hier beerdigte.
Auf den Flugblättern ist der Weg eingezeichnet, wie die Migranten den mazedonischen Zaun meiden und über Umwege nach Mazedonien einreisen können. Bis zu 2000 Flüchtlinge schafften Medienberichten zufolge am Montag trotz der gesperrten Grenze die illegale Einreise von Griechenland nach Mazedonien.
Der Text des Flugblatts im Wortlaut:
- Die griechisch-mazedonische Grenze ist und wird zu bleiben.
- Es gibt keine Busse oder Züge, die Sie nach Deutschland bringen werden.
- Es ist sehr gut möglich, dass wer in Griechenland bleibt (am Ende) in die Türkei abgeschoben wird.
- Wer es schafft illegal in einen anderen Staat Mittel- oder Osteuropas zu reisen, wird bleiben können. Deutschland akzeptiert noch Flüchtlinge.
- Es ist möglich, dass das Lager von Idomeni in den kommenden Tagen evakuiert wird. Möglicherweise werden Sie dann in andere Lager gebracht und danach in die Türkei ausgewiesen.
- Der Zaun, der vor Ihnen steht, soll Sie in die Irre führen, damit Sie glauben, die Grenze sei geschlossen. Der Zaun endet fünf Kilometer von hier. Danach gibt es keinen Zaun, der Sie daran hindern könnte, nach Mazedonien zu reisen. Sie können hier rübergehen (schauen Sie auf die Karte).
- Wenn Sie sich in kleinen Gruppen bewegen, werden Sie von der mazedonischen Polizei oder der Armee festgenommen und nach Griechenland zurückgebracht.
- Wenn Sie aber zu Tausenden versuchen gleichzeitig über die Grenze zu kommen, wird die Polizei Sie nicht stoppen können.
- Lasst uns alle um 14 Uhr im Camp (von Idomeni) treffen. Bitte schauen Sie auf die Karte, um den Weg zum Treffpunkt zu finden.
Die Übersetzung wurde aus griechischen Medien übernommen.
Griechische Behörden werben um Vertrauen
Athen weist Teile der Behauptungen in den Flugblättern als falsch zurück und versucht, die Migranten zu beruhigen. "Wir fordern die Migranten und Flüchtlinge auf, den griechischen Behörden zu vertrauen und es zu akzeptieren, in andere Lager gebracht zu werden", sagte Kyritsis. Die Lage im Flüchtlingslager Idomeni sei "absolut aussichtslos".
Mazedonien hat unterdessen nach eigenen Angaben rund 600 Flüchtlinge, die sich aus dem Flüchtlingslager Idomeni nach einem Fußmarsch über die Grenze durchgeschlagen haben, nach Griechenland zurück geschickt. Die meisten der Flüchtlinge seien noch am Montag oder in der Nacht mit Lastwagen zurück gebracht worden, sagte ein Polizeisprecher.
Diese Bilder zeigen den Exodus aus Idomeni. Viele Flüchtlinge haben versucht, durch den Grenzfluss Suva Reka nach Mazedonien zu gelangen. Ein gefährliches Unterfangen, denn der Fluss führt derzeit Hochwasser. Drei Menschen sind bereits ums Leben gekommen: