"Wessen Freund seid ihr?" Erdogan verlangt Bekenntnis von USA in Syrien-Krise
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will weiterhin die Kurdenmiliz YPG jenseits der Grenze zu Syrien bekämpfen. Erdogan hat nun Washington aufgefordert klar und ehrlich zu sagen, ob die Türkei oder die YPG der Freund der USA sei.
Die Verbindung zwischen der kurdischen Arbeiterpartei PKK und YPG zu ignorieren sei ein feindlicher Akt, kritisiert der türkische Präsident. Die mit der PKK verbündete Miliz gilt als letzte schlagkräftige Rebelleneinheit im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) und wird von den USA unterstützt.
Der Forderung, die Türkei solle die Angriffe auf die YPG-Milizen in Syrien einstellen, erteilte Erdogan eine harsche Absage: "Wir werden niemals erlauben, dass an unserer Südgrenze ein neues Kandil entsteht." Die PKK hat im nordirakischen Kandil-Gebirge ihr Hauptquartier. Der Präsident teilte weiterhin mit, dass Angriffe auf die Türkei in vielfacher Stärke vergolten würden.
"Jeder unserer Schritte ist legitim", sagte Erdogan und kritisierte die Zusammenarbeit der USA mit den syrischen Kurden. Zuletz hatte der UN-Sicherheitsrat die Türkei wegen der Bombardements auf dem Territorium des Nachbarstaates kritisiert und Ankara aufgefordert, die Regeln des Völkerrechts zu beachten. Erdogan warf der Weltorganisation vor, tatenlos dabei zuzusehen, wie in Syrien von Regierungstruppen und Russland Verbrechen begangen würden.
Schutzzone an der türkischen Grenze
Sowohl die Türkei, als auch Kanzlerin Angela Merkel warb für eine zehn Kilometer breite Flugverbotszone an der syrischen Grenze zur Türkei. Diese Zone soll auch die umkämpfte Stadt Asas beinhalten. Kritiker werfen Ankara vor, mit der Schutzzone vor allem gegen das Autonmiestreben der syrischen Kurden vorgehen zu wollen. Die YPG hatte zuletzt im Windschatten der russischen Bombardements große Geländegewinne gemacht.
Russland hat der Forderung nach einer Flugverbotszone eine Absage erteilt. Eine solche Entscheidung könne nicht ohne die Zustimmung Syriens und des UN-Sicherheitsrates getroffen werden, sagte der russische Vizeaußenminister Gennadi Gatilow. Im Sicherheitsrat hat Russland ein Veto-Recht.
Obama: Was will Russland mit einem zerstörten Land gewinnen
Russland kritisierte seinerseits die türkischen Angriffe auf die kurdischen YPG-Stellungen im Norden Syriens: "Was an der türkisch-syrischen Grenze passiert, ist absolut widerrechtlich", sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Moskau.
US-Präsident Barack Obama forderte von Putin eine politische Lösung und kritisierte den russischen Militäreinsatz zugunsten des syrischen Machthabers Assad. Russland habe damit vielleicht zunächst Fortschritte erzielt, sagte er, doch drei Viertel des Landes seien außer Kontrolle. Es stelle sich die Frage, was Russland mit einem völlig zerstörten Land gewinnen wolle. Es wäre für Präsident Wladimir Putin klüger, einen politischen Übergang zu vermitteln.
Weitere Tote bei Luftangriffen
Während Russland die Truppen des syrischen Präsidenten Assad unterstützen, kämpft eine von den USA geführte internationale Koalition mit der YPG zusammen. Bei einem Luftangriff der US-geführten Koalition im Nordosten Syriens wurden laut Aktivisten mindestens 15 Zivilisten getötet. Es wurde eine Bäckerei in der Region um den Ort Schadadi getroffen, der unter Kontrolle der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) steht, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte.
Den Menschenrechtsbeobachtern zufolge gingen der Angriff sowie weitere Luftschläge der Koalition in der Region einher mit einer Offensive der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) gegen den IS.