Zerstörung hätte verheerende Folgen Verstecken sich die IS-Anführer in diesem gewaltigen Staudamm?
Im Krieg gegen den Islamischen Staat (IS) im Irak und Syrien konzentrieren sich die Gefechte immer wieder auf die großen Staudämme in der Region. Die gigantischen Bauwerke spielen strategisch eine herausragende Rolle. In der Tabqa-Talsperre sollen sich nun die IS-Anführer mit ihren wichtigsten Geiseln verschanzt haben.
Wie das "Wall Street Journal" berichtet, erscheint der Rückzugsort gut gewählt. Denn eine Bombardierung des Damms durch die von den USA geführte Anti-IS-Allianz hätte verheerende Folgen. Nicht nur Teile des Irak würden überflutet, in ganz Ostsyrien gäbe es zudem keine Elektrizität mehr. "Es wäre ein ökologisches Desaster für den Irak und eine humanitäre Katastrophe für Syrien", zitiert die Zeitung den Wissenschaftler Ariel Ahram von der Universität Virginia Tech.
Terroristen könnten Damm auch selbst zerstören
Dem Bericht zufolge fürchten Experten auch, dass die Islamisten den Damm selbst in die Luft jagen könnten, wenn sie sich zusehends in die Enge getrieben sehen. "Das sind nicht die Leute, die die Lebensadern der Region kontrollieren sollten", sagte Aaron Wolf von der Oregon State Universität dem "Wall Street Journal".
Die Tabqa-Talsperre liegt etwa 40 Kilometer westlich der IS-Hochburg Rakka. Der Damm wurde in den 70er Jahren gebaut und staut mit dem Assad-Stausee das größte Wasser-Reservoir Syriens auf. 2013 eroberte der IS das Bauwerk und soll Medienberichten zufolge auch wirtschaftlich von den Einnahmen aus der dortigen Stromerzeugung profitiert haben.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Dschihadisten einen Staudamm strategisch nutzen. Der Mossul-Damm im Irak sei ebenfalls als vermeintlich sicherer Rückzugsort betrachtet worden, heißt es in dem Bericht weiter. 2014 wurde der Damm aber von kurdischen Bodentruppen zurückerobert.
Keine Bodentruppen in der Gegend
Auch die Kontrolle über den Tischrin-Staudamm in Nordsyrien hat der IS vor wenigen Wochen an Kämpfer der Demokratischen Kräfte Syriens (DFS) - einer Allianz aus Kurden und Arabern - verloren. Die Transportstrecke über den Damm war eine wichtige Nachschubroute zwischen der Hochburg Rakka und den Gebieten des Islamischen Staats westlich des Euphrat.
Eine Einnahme der Tabqa-Talsperre wäre laut "Wall Street Journal" aber ungleich schwerer, da in der Gegend keine Bodentruppen aktiv sind - und die Bombardierung des Damms scheint aus gutem Grund ausgeschlossen.