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Russland wirft Erdogan Geschäfte mit dem IS vor


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Schmutziger Ölhandel mit dem IS?
Moskau bringt Erdogan in die Bredouille

ckr mit Material von dpa und AFP

Aktualisiert am 03.12.2015Lesedauer: 3 Min.
Moskau weist mit Satellitenbildern angeblich Erdogans Ölhandel mit dem IS nach.Vergrößern des Bildes
Russland weist mit Satellitenbildern angeblich Verwicklung der Erdogan-Familie in illegalen Ölhandel mit dem IS nach. (Quelle: Reuters-bilder)
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Nach dem Abschuss einer russischen Kampfmaschine will Moskau den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan offenbar am Boden sehen. Heute startete Russlands Regierung ihre bisher heftigste Attacke.

Der Kreml wirft Erdogan vor, er und seine Familie profitierten persönlich vom illegalen Ölhandel mit Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Der Präsident reagiert empört.

Grenzenloser Zynismus

Russlands stellvertretender Verteidigungsminister Anatoli Antonow sagte, sein Land habe Beweise, dass Erdogan und dessen Angehörige mit dem IS-Ölhandel in Verbindung stünden.

Antonow warf der türkischen Führung vor, einen grenzenlosen Zynismus an den Tag zu legen. "Sie sind in ein anderes Land gegangen. Sie plündern es ohne Gewissensbisse aus", sagte er. Die Türkei sei der wichtigste Abnehmer für das Öl, das der IS in Syrien und im Irak stehle.

Die Anschuldigungen fielen vor Dutzenden ausländischen Militärattachés und Hunderten Reportern in Moskau. Antonow präsentierte etliche Satellitenbilder, die den Ölexport aus Gebieten des IS in die Türkei angeblich dokumentieren.

"Wir kennen den Preis von Erdogans Worten"

Moskau scheint es dabei aber vor allem darum zu gehen, Erdogan zu diskreditieren. "Präsident Erdogan und seine Familie sind in dieses kriminelle Geschäft involviert. Wir kennen den Preis von Erdogans Worten ... türkische Anführer werden nicht zurücktreten und sie werden nichts einräumen, selbst wenn ihre Gesichter mit dem gestohlenen Öl verschmiert sind", ätzte Antonow.

Der Vorwurf, dass die Türkei vom IS Öl kauft und ihn umgekehrt militärisch unterstützt, ist nicht neu: Bereits 2014 hatten dies britische Wissenschaftler herausgefunden.

Erdogan-Sohn verwickelt?

Neu sind laut dem Mainzer Nahostexperten Günter Meyer die offenen Behauptungen, Erdogans Sohn Bilal Erdogan stecke mit seiner Schifffahrtsgesellschaft BMZ Group hinter dem illegalen Ölhandel. Das Öl werde demnach vom türkischen Verladehafen Ceyhan aus vor allem nach Japan transportiert, so Meyer zu t-online.de.

Unter Verdacht steht auch der neue Energieminister Berat Albayrak - ein Schwiegersohn Erdogans.

In der Türkei greift die gerade bei den Wahlen geschlagene Opposition diese Vorwürfe auf und attackiert ihrerseits Erdogan.

Das könnte gefährlich für den türkischen Präsidenten werden - selbst angesichts der Tatsache, dass derzeit weder Russland noch sonst jemand Beweise für die Behauptung vorlegen kann.

Erdogan spricht von Rücktritt - wenn Beweise folgen

"Niemand hat das Recht, eine solche Verleumdung zu äußern", sagte Erdogan am Mittwoch in Katar. Die Türkei halte moralische Werte hoch und würde nie das Öl von einer Terrororganisation kaufen.

Wer solche Anschuldigungen vorbringe, müsse sie auch beweisen, sagte Erdogan in Richtung des stellvertretenden russischen Verteidigungsminister Anatoli Antonow. Sollten sie wahr sein, würde er das Präsidentenamt sofort aufgeben, sagte der Staatschef. "Aber diejenigen, die so etwas behaupten, müssen ihren Sitz ebenfalls aufgeben, wenn sie es nicht beweisen können."

Unterstützung erhält Erdogan von den USA. "Das ist grotesk", sagte der Sprecher der US-Armee im Irak, Steven Warren, am Mittwoch. "Wir weisen strikt jeden Gedanken daran zurück, dass die Türkei in irgendeiner Weise mit dem IS zusammenarbeitet."

War der Abschuss der russischen Maschine ein Racheakt?

Antonow sagte, IS-Extremisten zögen jährlich zwei Milliarden Dollar (etwa 1,9 Milliarden Euro) aus dem illegalen Ölhandel. Generalleutnant Sergej Rudskoi vom russischen Generalstab sagte, russische Luftangriffe auf die Öl-Infrastruktur des IS in Syrien hätten die Profite der Terroristen halbiert.

Gemeint sind damit vor allem Tanklaster: Russland soll in den vergangenen Wochen rund 500 davon aus der Luft zerstört haben. Auch die USA haben angeblich mindestens 400 der Tanklaster zerstört, um den Ölhandel des IS zu unterbinden. Meyer sagte, durch die große Zahl zerstörter Fahrzeuge sei der Ölfluss selbst innerhalb Syriens empfindlich gestört.

Derweil gibt es das Gerücht, der Abschuss der russischen Maschine durch die türkische Luftabwehr sei in Wahrheit die Rache für die Zerstörung der Tankfahrzeuge und ihrer für die Türkei gewinnbringenden Fracht gewesen.

Der Abschuss des Kampfflugzeugs im türkisch-syrischen Grenzgebiet am Dienstag vor einer Woche hat einen Streit zwischen Russland und der Türkei ausgelöst - zwei Länder, die vor dem Vorfall enge wirtschaftliche Beziehungen aufgebaut hatten.

Ankara besteht darauf, dass der Kampfjet den türkischen Luftraum verletzt habe und will sich nicht entschuldigen. Moskau hat wegen des Zwischenfalls Sanktionen gegen türkische Produkte verhängt.

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