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Wladimir Putin: Türkei wollte IS mit Kampfjet-Abschuss helfen


Schwere Vorwürfe
Putin: Türkei wollte IS mit Flugzeug-Abschuss helfen

Von dpa, afp, reuters, t-online
Aktualisiert am 30.11.2015Lesedauer: 3 Min.
Das russische Kampfflugzeug ist nahe der türkischen Grenze auf syrischem Boden abgestürzt.Vergrößern des Bildes
Das russische Kampfflugzeug ist nahe der türkischen Grenze auf syrischem Boden abgestürzt. (Quelle: dpa-bilder)

Keine Annäherung zwischen Russland und der Türkei - ganz im Gegenteil: Der russische Präsident Wladimir Putin hat Ankara nun bewusste Schützenhilfe für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vorgeworfen.

Mit dem Abschuss eines russischen Bombers habe die Türkei den Ölhandel des IS sichern wollen, sagte Putin am Rande der internationalen Klimakonferenz im Pariser Vorort Le Bourget.

"Massive" Öllieferungen in die Türkei

In vom IS und "anderen terroristischen Organisationen" kontrollierten Gebieten gefördertes Erdöl werde "massiv", und zwar in industriellem Maßstab, in die Türkei geliefert. Der Schutz der Turkmenen sei nur ein Vorwand.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte russische Vorwürfe, wonach sein Land mit dem IS Ölgeschäfte macht, bereits zurückgewiesen. Dies sei Verleumdung. Die Türkei kaufe Öl nur von bekannten Anbietern, hatte Erdogan in der vergangenen Woche erklärt.

Putin-Sprecher: Keine Gespräche

Zuvor hatte ein Sprecher Putins bekräftigt, ein Gespräch mit Erdogan werde es auch bei der Klimakonferenz nicht geben. Die Türkei bleibt indes weiterhin eine Entschuldigung für den Abschuss eines russischen Kampfjets schuldig.

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu bekräftigte die Weigerung seiner Regierung, für den Abschuss des Kampfjets im türkisch-syrischen Grenzgebiet am vergangenen Dienstag um Verzeihung zu bitten.

"Unser Militär hat seinen Job gemacht und unseren Luftraum geschützt", sagte er nach einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel. "Wenn es keine Luftraumverletzung gegeben hätte, würde es jetzt nicht so eine Krise geben."

Merkel versucht zu schlichten

Davutoglu forderte Russland auf, die Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei zu überdenken. "Diese Maßnahmen werden den Interessen beider Seiten schaden." Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nutzte den UN-Klimagipfel in Paris für getrennte Gespräche mit Putin und Erdogan. Wie ein Regierungssprecher mitteilte, sprachen Merkel und Putin unter anderem über die Situation in Syrien und den Kampf gegen den IS.

Putin hatte am Wochenende wegen des Kampfjet-Abschusses Sanktionen gegen die Türkei erlassen. Vizeregierungschef Igor Schuwalow sagte, alle Charterflüge in die Türkei würden eingestellt. Agenturen dürfen keine Reisen mehr in das Land anbieten. Zudem benötigen Türken ab 2016 wieder ein Visum für Reisen nach Russland.

Die Einfuhr von Gemüse und Obst soll erst in mehreren Wochen verboten werden. Russland kauft der Agentur Interfax zufolge etwa 20 Prozent seines Gemüse- und 25 Prozent seines Bedarfs an Zitrusfrüchten in der Türkei ein. Industriewaren wie etwa Textilien würden zunächst nicht mit einem Importstopp belegt, sagte Schuwalow. Beobachter hatten weiterreichende Einfuhrbeschränkungen erwartet.

Selbst der Fußball ist betroffen

Der Konflikt hat inzwischen auch Auswirkungen auf den Fußball. Der russische Sportminister Witali Mutko habe russischen Vereinen die Verpflichtung türkischer Spieler vorläufig verboten, berichtete die Moskauer Zeitung "Sport Express".

Nach dem Abschuss des Kampfjets arbeitet die Nato an neuen Sicherheitsmechanismen. "Der Vorfall der vergangenen Woche zeigt, wie wichtig es ist, für Transparenz, Stabilität und Berechenbarkeit in unserer Beziehung zu Russland zu sorgen", sagte Generalsekretär Stoltenberg nach dem Treffen mit Davutoglu. Bereits beim Nato-Außenministertreffen an diesem Dienstag und Mittwoch solle über Maßnahmen zur Risikoreduzierung und Deeskalation diskutiert werden.

Die Leiche des bei dem Abschuss getöteten russischen Piloten wurde unterdessen nach Russland gebracht, wie Anadolu meldete. Der zweite Pilot war gerettet worden. Die Türkei hatte das russische Kampfflugzeug am 24. November im türkisch-syrischen Grenzgebiet mit der Begründung abgeschossen, der Jet habe unerlaubt die Grenze überflogen. Moskau bestreitet dies.

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