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Putin will Mörder von Boris Nemzow zur Rechenschaft ziehen


Nach Mordanschlag auf Kreml-Kritiker Nemzow
Putin verspricht, Täter zur Rechenschaft zu ziehen

Von afp, dpa
Aktualisiert am 01.03.2015Lesedauer: 3 Min.
Der ermordete Boris Nemzow (r.) war einer der schärfsten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin.Vergrößern des Bildes
Der ermordete Boris Nemzow (r.) war einer der schärfsten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. (Quelle: Reuters/AP)
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Die Ermordung des Kreml-Kritikers Boris Nemzow in Moskau hat im Westen und bei der russischen Opposition Bestürzung ausgelöst. Der Kreml sprach seinerseits von einer gegen die Regierung gerichteten "Provokation". Man werde die Täter zur Rechenschaft ziehen, schrieb Präsident Wladimir Putin in einem Beileidstelegramm. Weggefährten des Ermordeten vermuten derweil, dass Nemzow gerade sein jahrelanger Kampf gegen den Kreml zum Verhängnis wurde.

"Es wird alles getan, damit die Organisatoren und Täter dieses hinterhältigen und zynischen Mordes die Strafe bekommen, die sie verdienen", schrieb Putin in einem auf der Website des Kreml veröffentlichten Telegramm an die Mutter seines langjährigen Widersachers.

Nemzow habe "die Geschichte, das politische und öffentliche Leben Russlands geprägt", sp der Präsident weiter. Nach Kremlangaben beauftragte Putin die leitenden Mitarbeiter der obersten Ermittlungsbehörde, des Innenministeriums und des Inlandsgeheimdienstes FSB, dieErmittlungen persönlich in die Hand zu nehmen.

Nemzow habe den Preis dafür gezahlt, "dass er jahrelang dafür kämpfte, dass Russland ein freies und demokratisches Land wird", sagte dagegen der ehemalige Ministerpräsident Michail Kassjanow. "Im 21. Jahrhundert, im Jahr 2015, wird ein Oppositionsführer unter den Mauern des Kreml getötet - das übersteigt die Vorstellungskraft."

"Zeichen eines Auftragsmordes"

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, das "brutale Attentat" trage "die Zeichen eines Auftragsmordes" und sei eine "große Provokation". Peskow versicherte zugleich, Nemzow habe "keinerlei politische Gefahr" für Putin dargestellt. Das russische Ermittlungskomitee wertete die Tat als einen "Versuch zur Destabilisierung der politischen Lage im Land".

Der frühere Vize-Regierungschef Nemzow hatte nur drei Stunden vor dem Attentat dem Kreml-Chef im Radiosender Moskauer Echo erneut eine "unsinnige Aggression gegen die Ukraine" vorgeworfen. Nemzow soll überdies an einem Bericht über die russische Beteiligung am Ukraine-Konflikt gearbeitet haben. In dem Radiointerview, das zu seinem politischen Vermächtnis wurde, forderte er auch Putins Rücktritt.

Nemzow wurde am späten Freitagabend im Herzen Moskaus ganz in der Nähe des Kreml erschossen. Laut Innenministerium lief der 55-Jährige kurz vor Mitternacht über eine Brücke in Sichtweite des Kreml, als ihm ein Unbekannter vier Kugeln in den Rücken schoss. Die Schüsse wurden nach Angaben der Ermittler aus einem vorbeifahrenden Auto heraus abgegeben.

Möglicherweise Fluchtauto gefunden

Fernsehberichten zufolge fanden die Ermittler möglicherweise das Fluchtauto der Täter. Der TV-Sender Rossija 24 zeigte das weiße Fahrzeug mit einem Nummernschild der Teilrepublik Inguschetien, die im islamisch geprägten Konfliktgebiet Nordkaukasus liegt.

Zuletzt hatten Ermittler als einen von mehreren Ansätzen auch einen islamistischen Hintergrund nicht ausgeschlossen. Demnach hatte es gegen Nemzow Drohungen gegeben, nachdem sich der Politiker nach dem Anschlag auf das Magazin "Charlie Hebdo" in Paris solidarisch mit den Franzosen gezeigt hatte.

Der Friedensnobelpreisträger und Ex-Kremlchef Michail Gorbatschow warnte vor einer Destabilisierung der Lage in Russland. Die Situation ist angesichts des Ukraine-Konflikts angespannt. Die Opposition wollte an diesem Sonntag in Moskau Tausende unzufriedene Russen auf die Straße bringen.

Trauerkundgebung am Sonntag

Oppositionsführer Kassjanow teilte nun mit, dass man nach dem Mord auf den geplanten Marsch verzichten werde. Eine Trauerkundgebung für 50.000 Menschen im Stadtzentrum wurde überraschend genehmigt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte Putin auf, "zu gewährleisten, dass der Mord aufgeklärt und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden", teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte, Nemzows Tod mache ihn "traurig und wütend".

Auch US-Präsident Barack Obama verurteilte den "brutalen und bösartigen Mord". Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem "abscheulichen Mord" an einem "Verteidiger der Demokratie". Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko erklärte, Nemzow sei "eine Brücke" zwischen der Ukraine und Russland gewesen, die durch die Schüsse eines Mörders zerstört worden sei.

Nicht der erste Anschlag auf Oppositionelle

Der Mord reiht sich ein in eine Vielzahl ähnlicher Taten, denen in den vergangenen Jahren Oppositionelle wie die Menschenrechtsaktivistin Natalja Estemirowa oder die Journalistin Anna Politkowskaja zum Opfer fielen. Nemzow hatte Einschüchterungen durch die Behörden in der Vergangenheit immer wieder getrotzt.

In einem Interview zwei Wochen vor seinem Tod sprach er über seine Angst vor möglichen Racheakten wegen seines Einsatzes gegen die Regierung. Auf die Frage, ob er um sein Leben fürchte, antwortete Nemzow: "Ja, ein bisschen." Die Angst sei aber nicht so groß, dass sie ihn davon abhalten könne, weiter gegen die Regierung zu kämpfen.

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