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Iranischer General Ghasem Soleimani treibt IS vor sich her


Geheimnisvolle Figur
Dieser General treibt IS vor sich her

ap, Qassim Abdul-Zahra und Vivian Salama

Aktualisiert am 07.11.2014Lesedauer: 4 Min.
Der iranische General Ghasem Soleimani ist eine der Schlüsselfiguren im Kampf gegen den Islamischen Staat.Vergrößern des Bildes
Der iranische General Ghasem Soleimani ist eine der Schlüsselfiguren im Kampf gegen den Islamischen Staat. (Quelle: Reuters / AFP)

Ghasem Soleimani wird als furchtlos beschrieben. Der iranische Topgeneral soll in den Bodenkämpfen gegen den IS im Irak kräftig mitmischen - direkt an den Frontlinien. Diese Hilfe hat für die USA allerdings eine Kehrseite.

Als sich Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat kürzlich aus der seit August besetzten Stadt Dschurf al-Sachr zurückzogen, brüstete sich das irakische Militär ohne Hemmungen mit diesem Sieg. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder von Panzern und Humvees, die in einer Parade durch die Stadt zogen, und von Soldaten, die Regierungsgebäude inspizierten. Aber schon kurz darauf tauchten auf einer unabhängigen irakischen Webseite Fotos auf, die eine diskretere Präsenz im irakischen Bodenkrieg gegen den IS enthüllten: den iranischen General Ghasem Soleimani.

Hemmnis für den Frieden?

Sein Name ist zu einem Synonym für die seltenen Siege geworden, die den irakischen Bodentruppen zugeschrieben werden. Und auch die vom Iran gestützte libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah hat nach Angaben örtlicher Kommandeure eine Rolle gespielt. Die USA befinden sich damit in einer unangenehmen Situation - sie stehen im Kampf gegen den IS auf derselben Seite wie der rivalisierende Iran und die Hisbollah.

Während US-Militärberater auf geschützten Stützpunkten die Luftangriffe der USA und ihrer Verbündeten gegen die sunnitischen Dschihadisten koordinieren, stehen Soleimani und dessen Kommandeure an den Frontlinien. Bei der Rückeroberung größerer Städte dürften sie damit eine Schlüsselrolle spielen, und das könnte sich als ein bedeutendes Hemmnis für die Befriedung des Landes erweisen.

Brutalität gegen Sunniten

Der Iran und die Hisbollah sind eng mit den irakischen schiitischen Milizen verbunden, die bei der Vertreibung des IS aus dem Gürtel von sunnitischen Dörfern um Bagdad ebenfalls kräftig mitgemischt haben. Den Milizen wird seit langem Brutalität gegen die Sunniten angelastet, und ihr Vordringen könnte Versuche untergraben, das Land zusammenzuschweißen.

Wie Befehlshaber der Milizen schilderten, waren Dutzende Berater aus den Reihen von Hisbollah und der iranischen Revolutionsgarden an den Frontlinien von Dschurf al-Sachr. Sie hätten rund 7000 irakische Soldaten und Aufständische im Umgang mit Waffen geschult und sich vor der Operation zur Befreiung der Stadt mit irakischen Kommandeuren abgestimmt. Einem Befehlshaber zufolge begann Soleimani vor drei Monaten mit den Planungen für den Einsatz. Dschurf al-Sachr liegt rund 50 Kilometer südlich von Bagdad, an einer Straße, die häufig von schiitischen Pilgern benutzt wird.

Spannung zwischen den Bevölkerungsgruppen

Irakische Militärvertreter haben es abgelehnt, sich zu Soleimanis Präsenz in der Stadt oder seiner Rolle bei vorausgegangenen Siegen zu äußern, so beim Stopp des IS-Vormarsches in Amirli im August und Samarra im Juni. Aber höherrangige Mitglieder der Revolutionsgarden haben öffentlich eingeräumt, dass der General im Krieg gegen den IS im Irak seine Hände im Spiel hat.

Hisbollah kämpft in Syrien offen an der Seite der Truppen von Präsident Baschar al-Assad gegen zumeist sunnitische Rebellen - ein Schritt, der im Libanon Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen angeheizt hat. Eine Stellungnahme zu Berichten über eine Verwicklung in Kämpfe im Irak hat die Schiiten-Miliz abgelehnt.

Direkte Beteiligung unbekannt

Im Juli hatten Regierungsbeamte im Libanon berichtet, dass ein Hisbollah-Kommandeur während einer "Dschihad-Mission" im Irak getötet worden sei. Ibrahim Mohammed al-Hadsch wurde im Libanon im Beisein hochrangiger Hisbollah-Vertreter beerdigt. Es war der erste Bericht über den Tod eines Mitglieds der Miliz im Irak seit dem blitzartigen Vordringen des IS im Juni.

Nach Angaben eines libanesischen Offiziellen mit engen Verbindungen zu der Gruppe weiß man, dass Hisbollah eine "begrenzte Zahl von Beratern" im Irak hat, die nicht direkt in Kämpfe verwickelt seien. Dazu habe Al-Hadsch gezählt. Auch irakische Regierungsbeamte sagen, dass einige Hisbollah-Angehörige schiitische Milizionäre im Kampf gegen sunnitische Extremisten nördlich von Bagdad beraten hätten. Aber es sei unbekannt, ob es eine direkte Beteiligung an den Kämpfen gebe.

Schaden für die Souveränität des Irak

Schiitischen Milizen im Irak werden Massentötungen von Sunniten in den Jahren 2006 und 2007 sowie in der jüngeren Vergangenheit brutale Übergriffe gegen sunnitische Gefangene angelastet. Sunniten hegen außerdem ein tiefes Misstrauen gegen die schiitische Macht Iran, die seit dem Sturz von Diktator Saddam Hussein 2003 im Zuge der US-geführten Invasion eine übergroße Rolle in irakischen Angelegenheiten gespielt hat.

"Es trifft zu, dass der Irak in der jetzigen Lage jede Art von Hilfe braucht, aber diese Hilfe sollte öffentlich erfolgen und Teil internationaler Bemühungen sein", sagte der sunnitische Parlamentarier Hamid al-Mutlak. "Die unerklärte iranische Hilfe schadet der nationalen Versöhnung und der Souveränität des Irak."

"Der Tod ist der Beginn des Lebens"

Soleimani Al-Kuds-Streitmacht, die Eliteeinheit der Revolutionsgarden, ist seit Jahren in die Ausbildung und Finanzierung irakischer Schiiten-Milizen involviert. Sie arbeitet außerdem seit langem mit der Hisbollah im Libanon zusammen und hat Assads Kräfte unterstützt.

Im Juni haben Berater aus den Kreisen der Revolutionsgarden unter Soleimani schiitischen Milizionären Anleitungen beim Beschuss von Stellungen sunnitischer Rebellen um Samarra gegeben. Soleimani wird auch eine Schlüsselrolle bei der Beendigung der IS-Besetzung der Turkmenen-Stadt Amirli zugeschrieben. Und ein Spitzengeneral der Revolutionsgarden sagte im September, dass Soleimani sogar kurdischen Kämpfern bei der Verteidigung ihrer Regionalhauptstadt Erbil geholfen habe.

Kommandeure der Milizen, die anonym bleiben wollten, beschreiben Soleimani als furchtlos. So trage der General auch an den Kampffronten niemals eine Schutzweste. Ein Kommandeur sagte: "Soleimani hat uns gelehrt, dass Tod der Beginn des Lebens ist, nicht das Ende."

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