Mit mehreren Zehntausend Soldaten Nato erwägt Großmanöver in Osteuropa
Die Nato erwägt in den Grenzregionen zu Russland und zur Ukraine Manöver mit mehreren Zehntausend Soldaten durchzuführen. "Wir haben bisher Großmanöver von 25.000 bis 40.000 Mann nur in den westlichen Nato-Ländern durchgeführt. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir das in Zukunft auch in Osteuropa und im Baltikum machen", sagte der deutsche Nato-General Hans-Lothar Domröse der Tageszeitung "Die Welt".
Details nannte Domröse nach Angaben des Blattes allerdings nicht. Der General ist innerhalb der Nato unter anderem für Osteuropa zuständig. Die Bundesregierung erklärte, sie wisse nichts von konkreten Plänen für ein derartiges Nato-Manöver. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, Manöver dieser Größenordnung seien auf absehbare Zeit im östlichen Bündnisgebiet nicht vorgesehen. Er fügte hinzu: "Möglichst konstruktive und gute Beziehungen zu Russland zu erhalten - das nehmen wir ernst."
Präsenz seit Annexion der Ukraine massiv ausgeweitet
Großmanöver der Nato an ihrer Ostgrenze dürften Russland verärgern, das dem westlichen Bündnis immer wieder vorwirft, seine Einflusssphäre stetig auszudehnen. Die Nato hat ihre Präsenz in Osteuropa seit der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland bereits massiv ausgeweitet.
Unter anderem verstärkt das westliche Bündnis Standorte und baut eine schnelle und schlagkräftige "Speerspitze" der Schnellen Eingreiftruppe (Nato Response Force) auf. Die russischen Streitkräfte wiederum flogen westlichen Angaben zufolge zuletzt "außergewöhnlich umfangreiche Manöver" im europäischen Luftraum.
"Speerspitze" soll größer werden als bisher bekannt
Nach den Worten Domröses soll die "Speerspitze" nun größer werden als bisher bekannt. "Wir werden eine Schnelle Eingreiftruppe der Nato aufbauen, die aus etwa 5000 bis 7000 Mann besteht und die innerhalb von zwei bis fünf Tagen im Einsatzgebiet sein kann", sagte er. Bislang wurde eine Zahl von 3000 bis 5000 Soldaten genannt. Wenn alles planmäßig verlaufe, könne die Truppe bis Ende 2015 einsatzbereit sein, so Domröses.
Der Westen wirft Russland vor, die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel Krim völkerrechtswidrig annektiert zu haben und die prorussischen Separatisten in der Ostukraine zu unterstützen. Als Konsequenz wurden Wirtschaftssanktionen gegen Moskau verhängt. Russland weist die Vorwürfe zurück und kritisiert die Strafmaßnahmen als feindselig.