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Russland verletzt den Luftraum: Treibt Moskau es zu weit?


"Massive Luftraumverletzungen"
Experte: Moskau könnte es zu weit treiben

Von reuters, dpa, t-online
Aktualisiert am 30.10.2014Lesedauer: 3 Min.
Ein Verband russische Kampfbomber vom Typ Su-34Vergrößern des Bildes
Ein Verband russische Kampfbomber vom Typ Su-34 (Quelle: Archivbild/Reuters-bilder)

Die Nato spricht noch von russischen "Manövern", doch Sicherheitsexperte Rolf Clement ist sich sicher: 28 russische Kampfflugzeuge sind in den letzten zwei Tagen in europäischen Luftraum eingedrungen - erstmals sogar bis in ein Seegebiet westlich von Portugal. "Das waren massive Luftraumverletzungen, wie wir sie bislang nicht gekannt haben", so Clement im Deutschlandfunk. Nato-Abfangjäger drängten die Maschinen ab - in Zukunft könnte sich die Nato dazu gezwungen sehen, die russischen Jets abzuschießen, befürchtet Clement.

Die Nato und Deutsche Flugsicherung (DFS) bestreiten dagegen, dass der Nato-Luftraum verletzt worden sei: Die Flüge russischer Militärflugzeuge über der Nord- und Ostsee, dem Atlantik und dem Schwarzen Meer sind nach DFS-Angaben "völlig legal" gewesen. Die Bomber und Kampfjets hätten sich in internationalem Luftraum bewegt, sagte DFS-Sprecher Axel Raab.

Die Russen seien zudem nicht verpflichtet, ihre Transponder einzuschalten oder einen Flugplan mitzuteilen. "Sie müssen sich auch nicht mit der zivilen Flugsicherung in Verbindung setzen", sagte Raab. Genau dieses Unterlassen hatte zuvor ein Nato-Sprecher kritisiert und von einer potenziellen Gefahr für den Deutschen Luftraum gesprochen.

Gefahr für die zivile Luftfahrt

Für die zivile Luftsicherung sei diese Situation allerdings "nicht sehr schön", weil die Militärflugzeuge nicht unbedingt auf ihren Radargeräten sichtbar seien, bestätigte Raab.

Auch Clement sieht eine Gefährdung für zivile Flugzeuge. "Ich gehe davon aus, dass sich die Nato überlegt, ob sie die Maschinen nicht abschießen muss", sollten sie tatsächlich europäisches Festland erreichen.

Die DFL hält dagegen: In solchen Fällen begleiten oft Nato-Flugzeuge mit eingeschaltetem Transponder die Russen. Die Nato-Jets seien für die zivile Flugsicherung gut sichtbar, die Lotsen könnten zivilen Maschinen dann notfalls Ausweichrouten angeben.

Jederzeit an jedem Ort

Was steckt denn hinter den Aktionen über der See? Mit dem Muskelspiel wolle Moskau dem Militärbündnis zeigen, dass man jederzeit jeden Ort in Europa erreichen können, vermutet Clement. In diesem Jahr habe es zwar schon über hundert Luftraumverletzungen gegeben, aber "bis nach Portugal haben sie sich bisher nicht getraut".

Offenbar habe die Nato die Vorfälle jetzt öffentlich gemacht, in der Hoffnung, Moskau würde die Provokationen dann einstellen. Er habe die Hoffnung, "dass es das gewesen ist".

Nato-Abfangjäger steigen auf

Seit Dienstagnachmittag sind laut Angaben der Nato mehrere Langstreckenbomber und andere Militärflugzeuge über der Nord- und Ostsee identifiziert worden. Daraufhin seien unter anderem deutsche, britische und türkische Kampfjets im Einsatz gewesen.

Weitere russische Manöver habe es über dem Schwarzen Meer gegeben. Laut Nato waren mindestens 26 russische Militärflugzeuge in die Vorfälle verwickelt.

Am Mittwochnachmittag waren den Angaben zufolge acht russische Flugzeuge über der Nordsee, mehrere über der Ostsee sowie vier über dem schwarzen Meer entdeckt worden und bereits am Vortag sieben Flugzeuge der russischen Luftstreitkräfte über der Ostsee.

An den Einsätzen der Nato waren auch Kampfjets aus Norwegen und Portugal beteiligt. Die russischen Flugzeuge stießen bis in den Luftraum Großbritanniens und über dem Atlantik westlich von Portugal vor.

Nach Nato-Angaben hat das westliche Bündnis in diesem Jahr mehr als 100 Mal russische Flugzeuge im europäischen Luftraum entdeckt, dreimal so viel wie im vergangenen Jahr.

Nato zieht Jets an Außengrenze zusammen

Kurz vor dem Beginn der russischen Aktivitäten über der Ostsee hatte der neue Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag mitgeteilt, dass die Zahl der Nato-Jets im Luftraum der östlichen Alliierten in den vergangenen Monaten verfünffacht wurde.

Ziel sei es, die durch Russlands Verhalten in der Ukraine-Krise besorgten Nato-Partner wie die Balten und Polen zu beruhigen. Zudem hat die Allianz unter anderem weitere Nato-Schiffe ins Schwarze Meer geschickt. Auch dort flogen russische Militärflugzeuge jetzt Übungen.

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