Hilfe für Kurdenhochburg Arabische Kämpfer erreichen überraschend Kobane
Überraschend haben bis zu 200 arabische Kämpfer der Freien Syrischen Armee (FSA) die eingeschlossene Kurdenhochburg Kobane erreicht. Laut CNN gelangten sie mit Mörsern und schweren automatischen Waffen über türkisches Gebiet in die Stadt um die Kurden im Kampf gegen IS-Angreifer zu unterstützen. Hilfe naht auch von anderer Seite: Am Morgen landete eine Maschine mit Dutzenden Peschmerga-Kämpfern aus dem Nordirak im südtürkischen Sanliurfa.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte, dass sich FSA-Kämpfer in der Stadt aufhielten. Über deren genaue Anzahl gibt es aber unterschiedliche Angaben. Kurden-Sprecher Idriss Nassan sprach von 50 bis 70 Mann.
Zuvor war am frühen Mittwochmorgen bereits eine erste Gruppe von insgesamt 150 Peschmerga-Kämpfern auf ihrem Weg nach Kobane in der Türkei angekommen.
Artillerie im Gepäck
Ein Konvoi aus Jeeps und schweren Lastwagen mit Waffen und Munition sei an der Grenze und warte auf die Genehmigung in die Türkei einfahren zu können, berichtete der Nachrichtensender Al-Dschasira.
Auf Fernsehbildern war zu sehen, dass die Peschmerga auch Geschütze Richtung Kobane transportierten. Sie hätten jedoch keine Waffen dabei, die von westlichen Staaten, darunter auch Deutschland, geliefert worden seien, habe Halgort Hekmat, Sprecher der kurdischen Regionalregierung im Nordirak, gesagt.
Angriffe von allen Seiten
Die kurdischen Volksschutzeinheiten in Kobane brauchen dringend Unterstützung, um die IS-Angriffe abzuwehren. Die Terroristen versuchen seit Wochen, die überwiegend von Kurden bewohnte Stadt einzunehmen. Sie kontrollieren bereits das Umland und attackieren die Stadt von mehreren Seiten.
Die FSA ist mit dem syrischen Oppositionsbündnis Nationale Syrische Koalition verbunden, das vom Westen und der Türkei unterstützt wird. Die Beziehungen zwischen der FSA und den kurdischen Volksschutzeinheiten waren in der Vergangenheit angespannt: Regierungsgegner hatten den syrischen Kurden vorgeworfen, mit dem Regime zu kooperieren. Im IS haben sie jedoch einen gemeinsamen Feind.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, rund 1300 FSA-Kämpfer sollten den Verteidigern von Kobane Hilfe leisten.
Auch die Peschmerga erhielten die Erlaubnis, über türkisches Gebiet nach Kobane zu fahren. Die Regierung in Ankara tut sich mit jeder Hilfe für die Kurden in Kobane schwer, weil die dortigen Volksschutzeinheiten mit der kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden sind. Diese ist in der Türkei als Terrororganisation verboten.
Live-Bilder aus Kobane von der türkisch-syrischen Grenze (Quelle: The Telegraph/APTN)
Wieder US-Bombardements
Die Kämpfe um die Stadt zwischen den kurdischen Volksschutzeinheiten und den Extremisten gingen auch am Mittwoch weiter. Laut den Menschenrechtsbeobachtern bombardierten die USA und ihre arabischen Verbündeten erneut IS-Stellungen.
Demnach verloren die Terroristen den Kontakt zu rund 30 Kämpfern. Es sei unklar, ob sie getötet worden oder Richtung türkische Grenze geflüchtet seien, so die Menschenrechtler.