Kampf um Kobane tobt heftig USA fliegen neue Luftangriffe gegen IS-Terrormiliz
Die USA haben neue Luftangriffe gegen Stellungen der IS-Terrormiliz nahe der umkämpften Kurden-Stadt Kobane im Norden von Syrien geflogen. Dennoch rückten Kämpfer des Islamischen Staats, die die Stadt seit Wochen belagern, weiter vor und liefern sich noch immer Straßenkämpfe mit den kurdischen Verteidigern. Die Stadtführung von Kobane wies jedoch Berichte zurück, dass der IS bereits mehr als ein Drittel der Stadt kontrolliere.
Seit Montag haben die USA und ihre Bündnispartner damit mehr als 30 Angriffe gegen IS-Ziele rund um Kobane (arabisch: Ain al-Arab) geflogen. Wie das Zentralkommando des US-Militärs in Tampa (Florida) mitteilte, wurden von den neun jüngsten Luftschlägen sechs Ziele südlich von Kobane angegriffen, drei weitere richteten sich gegen IS-Stellungen nördlich der Stadt an der syrisch-türkischen Grenze.
Südlich der Stadt seien zwei von IS-Kämpfern besetzte Gebäude sowie ein Panzer und ein schweres Maschinengewehr zerstört worden, hieß es. Eine Kampfstellung des IS sei von den Bombern beschädigt, eine kleinere sowie eine größere IS-Einheit getroffen worden.
Bei den drei Angriffen im Norden der Stadt hätten die Piloten zwei Gebäude der Terrormiliz zerstört und zwei kleinere IS-Einheiten getroffen. Auch im Irak seien Angriffe gegen die Dschihadisten geflogen worden.
USA: Türkei soll sich beteiligen
Nach den Vorstellungen der USA soll sich die Türkei, deren Armee dem Geschehen auf der anderen Seite der Grenze bisher nur tatenlos zusieht, stärker am Kampf gegen die brutalen Gotteskrieger beteiligen: durch die Bereitstellung eines Luftwaffenstützpunktes sowie die Unterstützung moderater Syrer. Auf der Basis Incirlik nahe der syrischen Grenze sollen US-Verteidigungsminister Chuck Hagel zufolge mehrere Flugzeuge des US-Militärs stationiert werden. Zudem soll die Türkei der Ausbildung und Ausrüstung moderater syrischer Rebellen zustimmen.
Darüber diskutierten Regierungsbeamte der Vereinigten Staaten derzeit mit der Türkei, sagte Hagel während einer Südamerikareise in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Er stellte fest, dass die Türkei durchaus die militärischen Möglichkeiten habe, gegen den IS zu kämpfen. Gleichzeitig sagte er, dass die von Ankara gewünschte Sicherheitszone entlang der türkisch-syrischen Grenze derzeit von den USA nicht aktiv in Betracht gezogen werde. Washington sei aber bereit, darüber zu verhandeln.
Komplizierter Interessenlage
Die Regierung von US-Präsident Barack Obama hatte die Türkei vermehrt aufgefordert, sich stärker am Kampf gegen IS zu beteiligen. Am Donnerstag waren der US-Gesandte für den Einsatz, John Allen, sowie Nato-Chef Jens Stoltenberg in die Türkei gereist, um das Land zu einer Unterstützung der Militäroperationen zu drängen.
Die USA befürchten allerdings, dass das türkische Militär bei einer Intervention auch die kurdischen Kräfte rund um Kobane ins Visier nehmen könnte, die wiederum gegen den IS kämpfen. Zu der komplizierten Situation kommt es, weil die Kurden mit der syrischen Opposition verknüpft sind.
Die wiederum setzt sich für mehr Autonomie der kurdischen Bevölkerung auch innerhalb der Türkei ein - was die türkische Regierung unter Recep Tayyip Erdogan bekanntermaßen ablehnt.
Was tun mit Assad?
Eine weitere Ungereimtheit ist der Umgang mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad. Türkische Regierungsbeamte sagten, ihr Land werde keine größere Rolle im Kampf um Kobane spielen, solange die Koalition ihre Strategie durch Attacken auf Assads Regierungstruppen ausweite. Es wird vermutet, dass Assad durch die Kämpfe des Westens gegen den IS profitieren wird.
Auch die USA wollen Assad langfristig von der Macht verdrängen. Attacken auf das Regime seien jedoch nicht der Fokus der internationalen Koalition, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki. Der liege stattdessen eindeutig auf der Zerstörung der IS-Miliz.
Die Extremisten haben mittlerweile große Teile des Nordirak und Syriens unter ihre Kontrolle gebracht. Um die an der syrisch-türkischen Grenze gelegene, aber gleichwohl eingekesselte Stadt Kobane toben seit Tagen ununterbrochen heftige Gefechte.