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Islamischer Staat: USA und Verbündete bombardieren Syrien


Luftangriffe auf Syrien
"Himmel ist voller Drohnen"

dpa, Von Johannes Schmitt-Tegge

23.09.2014Lesedauer: 3 Min.
Eine Tomahawk-Rakete wird von einem amerikanischen Kriegsschiff abgefeuert (Archivbild)Vergrößern des BildesEine Tomahawk-Rakete wird von einem amerikanischen Kriegsschiff abgefeuert (Archivbild): Die USA bombardieren IS-Stellungen in Syrien (Quelle: dpa-bilder)

Mitten in der Nacht beginnen die USA mit einem arabischen Fünferbündnis den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. Es gibt die Hoffnung, dass die Angriffe den Wendepunkt im Krieg gegen die Extremisten bedeuten. Doch in Washington weiß man, dass der Einsatz Jahre dauern könnte.

"Gewaltige Explosionen erschütterten die Stadt zum möglichen Beginn von US-Luftangriffen gegen IS-Hauptquartiere in Al-Rakka", twitterte Abdulkader Hariri als einer der Ersten am frühen Morgen. Direkt aus Al-Rakka, der Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien, setzte er demnach seine Nachricht in abgekürzter Form ab.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht im Internet. "Die Geräusche von Kriegsflugzeugen sind deutlich zu hören", schrieb er Minuten später. Und dann: "Der Himmel über Al-Rakka ist jetzt voller Drohnen."

USA weiten Angriffe aus

Keine Stunde später war klar: US-Präsident Barack Obama hat den Angriffsbefehl erteilt. Sechs Wochen nach Beginn der Bombardements gegen IS-Stellungen im Irak weiten die USA ihre Luftangriffe auf das benachbarte Syrien aus. Das Ziel sind Kommandozentren, Führungsposten, Waffenlager und Trainingscamps der Dschihadisten. Mehr als einen Monat hatten Kampfflieger auf Überwachungsflügen Informationen gesammelt, um mehr Erkenntnisse über das Chaos in dem schwer umkämpften Land zu gewinnen.

Anders als im Irak, wo die Amerikaner alleine losschlugen und erst nach und nach militärische Unterstützung etwa von Frankreich bekamen, sicherten sie sich bei ihrer Syrien-Strategie schon vorher breiten Rückhalt in der Region. Saudi-Arabien, Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Katar greifen nun an Seite des US-Militärs an, wie die "Washington Post" unter Berufung auf Regierungsvertreter berichtet.

Diese Partner gelten als Schlüssel, um die Extremisten zurückzudrängen. Europäische Länder sind bei den Angriffen in Syrien bislang nicht dabei.

Tomahawks, Kampfdrohnen und Präzisionsbomben

Schon die ersten Attacken waren auch eine Demonstration der Macht. Anders als die eher schnellen und gezielten Schläge auf Fahrzeuge und Panzer im Irak, die das Pentagon fast täglich in knappen Depeschen protokolliert, schlugen die USA und ihre fünf Verbündeten in Syrien härter zu.

Kampfjets, Bomber und Tomahawk-Marschflugkörper flogen laut Pentagon. Auch Kampfdrohnen und das sündhaft teure Jagdflugzeug F-22 "Raptor" waren im Einsatz. Eine ganze Angriffswelle aus Raketen und Präzisionsbomben ging auf Al-Rakka und Orte entlang der syrisch-irakischen Grenzen nieder, wie US-Medien berichteten.

Stunden nach den ersten Berichten über Explosionen wurden die Bombardements demnach noch fortgesetzt. Al-Rakka sei Hauptziel der Aktion, aber andere Stellungen würden ebenfalls befeuert, sagte ein Angehöriger des Militärs dem Sender CNN. "Umfangreich und nachhaltig" werde der Anti-Terror-Krieg gegen IS sein, hatte Obama den Amerikanern bei seiner Rede an die Nation vor zwei Wochen gesagt, als er sie auf einen langen Krieg gegen die laut CIA bis zu 31.000 Kämpfer starke Terrormiliz eingeschworen hatte.

Türkei beteiligt sich nicht

Die Bevölkerung Syriens, wo seit dreieinhalb Jahren ein erbitterter Bürgerkrieg tobt, der Menschenmassen in die Flucht gezwungen hat, muss sich nun auf noch schwerere Kämpfe und ein noch größeres Chaos gefasst machen. Zugleich können die Menschen hoffen, dass die breit angelegte Attacke gegen IS einen Wendepunkt bedeutet.

"Was für ein bedeutsamer Tag, ein Tag auf den wir uns so, so lang gefreut haben", sagte ein Angehöriger der syrischen Opposition im Sender CNN. Der Moderator bemerkte, dass die Türkei sich nicht an dem amerikanisch-arabischen Sechserbündnis beteiligt habe. Das einzige Nato-Mitglied in der Region hatte sich zum Schutz von 49 im Irak entführten Geiseln erst nicht an Attacken auf IS-Ziele beteiligen wollen. Ankara habe nach deren Befreiung aber keinen Vorwand mehr, sich herauszuhalten, bemerkten Moderatoren in Washington.

Die Luftangriffe allein werden den IS kaum besiegen. Als zweite Säule der Strategie gegen die Islamisten in Syrien soll eine Trainings- und Bewaffnungsmission des US-Militärs für die als gemäßigt geltenden Gruppe der Rebellen folgen. Noch wird gerätselt, wie das Pentagon die schwarzen Schafe bei dieser Operation aussieben und "gute" von "bösen" Rebellen unterscheiden will. Dass Präsident Baschar al-Assad indirekt von den Angriffen der Amerikaner und der arabischen Länder profitiert, müssen die IS-Gegner zunächst als kleineres Übel hinnehmen.

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