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Extremisten des IS erobern Chemiewaffen-Anlage


Verfügen Islamisten über Sarin?
Extremisten des IS erobern Chemiewaffen-Anlage

Von afp
09.07.2014Lesedauer: 2 Min.
Aufnahmen aus einer Dokumentation über die Chemiewaffen-Anlage von Muthanna: Auf dem Gelände lagern große Mengen an Raketen und GranatenVergrößern des Bildes
Aufnahmen aus einer Dokumentation über die Chemiewaffen-Anlage von Muthanna: Auf dem Gelände lagern große Mengen an Raketen und Granaten (Quelle: Reuters-bilder)

Eine frühere Chemiewaffenanlage im Nordwesten Bagdads befindet sich seit Wochen in der Gewalt der Extremistengruppe Islamischer Staat (IS). Auf dem weitläufigen Gelände seien unter anderem 2500 Raketen gelagert, die vor Jahrzehnten mit dem Nervengas Sarin gefüllt seien, teilte der irakische UN-Botschafter Mohammed Ali Alhakim in einem Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mit.

Darin heißt es weiter, "Terroristen" seien am 11. Juni in die riesige Muthanna-Anlage eingedrungen. Den Wachleuten hätten die sunnitischen Extremisten dann Waffen und Ausrüstung abgenommen. Am Morgen darauf habe der zuständige Manager auf Aufnahmen von Überwachungskameras gesehen, dass etliche Geräte geplündert worden seien. Die Angreifer hätten das Warnsystem dann jedoch abgeschaltet.

Lager mit Nervengift und Senfgas-Granaten

Iraks UN-Botschafter Alhakim wies auf die von den Extremisten eroberten Bunker 13 und 41 des Muthanna-Komplexes hin, die laut einem UN-Bericht von 2004 auch den Giftstoff Natriumcyanid enthalten, aus dem der Nervenkampfstoff Tabun hergestellt werden kann. Zudem würden dort mit Senfgas bestückte Granaten gelagert.

Zustand der Kampfstoffe ist unklar

Als Folge der Einnahme der Muthanna-Anlage könne der Irak wegen der schlechten Sicherheitslage seiner "Verpflichtung zur Zerstörung von Chemiewaffen" nicht nachkommen.

Der letzte umfassende UN-Bericht über den Status der Waffenbestände im Irak wurde 2004 veröffentlicht, also rund ein Jahr, nachdem die zuständigen Inspektoren das Land verließen. Demnach sind die dort befindlichen Sarin-Kampfmittel jedoch von "dürftiger Qualität" und seien nach Jahren der Lagerung unter diesen Bedingungen kaum noch brauchbar.

Auch US-Außenamtssprecherin Jen Psaki äußerte zwar Besorgnis über die Eroberung der Chemiewaffen-Anlage, spielte dies jedoch mit Blick auf den Zustand der Kampfstoffe zugleich herunter. Das Material stamme aus den 1980er Jahren und sei dort gelagert worden, nachdem es in den 1990er Jahren von UN-Inspektoren unschädlich gemacht worden sei.

Die IS kontrolliert Teile Syriens und schickte einen Teil ihrer Kämpfer im vergangenen Monat in den benachbarten Irak, wo sie rasch große Areale unter ihre Gewalt brachten. Vergangene Woche rief ihr Führer Abu Bakr al-Baghdadi in den von ihm gehaltenen Gebiete ein Kalifat aus.

Anlage soll der Vernichtung der Chemiewaffen dienen

Die Anlage 72 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Bagdad wurde nach Angaben des US-Geheimdienstes CIA unter dem irakischen Machthaber Saddam Hussein in den 1980er Jahren zur Herstellung von Senfgas und anderen Giftgasen wie Sarin verwendet. Während des Iran-Irak-Kriegs, bei dem Saddam Hussein massiv Giftgas einsetzte, wurden dort große Mengen Sarin produziert.

Nach der irakischen Niederlage im ersten Golfkrieg 1991 wurde die Anlage gemäß einer UN-Resolution geschlossen und später zur Zerstörung der Chemiewaffenbestände genutzt.

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