Krisen & Konflikte Nordkoreas Rüstungsindustrie läuft auf Hochtouren
Bereits vor Wochen hat der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un eine Steigerung der Produktion von Artilleriegeschützen und Granaten angeordnet, um einen schnellen Präventivschlag gegen die Feinde des Regimes zu gewährleisten. Dies geht aus einer vom nordkoreanischen Fernsehen ausgestrahlten Dokumentation hervor, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap.
Diese zeige ein Treffen Kims mit Arbeitern der Rüstungsindustrie von Mitte März. "Wenn erst der Krieg ausbricht, müssen wir die Schlüsselpositionen des feindlichen Militärs und die Regierungseinrichtungen mit einem schnellen und überraschenden Schlag zerstören", sagte Kim demnach.
Die Qualität der Geschütze und Granaten müsse garantiert sein, "um einen schnellen Präventivschlag gegen unsere Feinde sicherzustellen."
Diplomaten bleiben in Pjöngjang
Derweil bleiben ungeachtet aller Warnungen Nordkoreas vor möglichen Gefahren für ausländische Botschaften die Diplomaten und ihre Mitarbeiter vorerst in Pjöngjang. Bislang habe kein Land Botschaftspersonal aus dem kommunistischen Land abgezogen, berichtete Yonhap.
Auch Deutschland belässt seine Diplomaten zunächst in Nordkorea. "Bis auf weiteres ist die Arbeitsfähigkeit der Botschaft hergestellt", erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Die Sicherheit werde laufend überprüft. Zudem stimme man sich mit den internationalen Partnern ab, die ebenfalls Botschafter in Pjöngjang haben.
"Wir glauben nicht, dass irgendeine ausländische Vertretung dabei ist, aus Pjöngjang abzuziehen", sagte ein Regierungsvertreter in Seoul laut Yonhap. "Die meisten ausländischen Regierungen sehen in der nordkoreanischen Nachricht den Versuch, die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel weiter anzuheizen."
Rund 30 Deutsche in Nordkorea
Vor dem Hintergrund immer neuer Kriegsdrohungen Nordkoreas gegen die USA und die Landsleute im Süden hatte die Regierung in Pjöngjang am Freitag mehreren Ländern die Evakuierung ihres Botschaftspersonals nahegelegt. Nach ersten Informationen war darunter neben Russland, China, Großbritannien und Rumänien auch Deutschland.
Derzeit sind acht aus Deutschland entsandte Diplomaten in Pjöngjang. Zudem beschäftigt die Botschaft einige Ortskräfte. Daneben halten sich gut 30 Deutsche in Nordkorea auf - etwa 20 Touristen und ein gutes Dutzend Mitarbeiter humanitärer Organisationen.
USA will Drohne in Region stationieren
Das US-Außenministerium nannte die Warnungen aus Pjöngjang "nur eine eskalierende Serie rhetorischer Stellungnahmen". Dennoch schließt Washington einen erneuten Raketenstart der Nordkoreaner nicht aus. "Wir wären nicht überrascht, wenn wir eine solche Aktion sehen würden", sagte der Regierungssprecher. Ein solcher Schritt würde zur kriegerischen Rhetorik des Regimes passen.
Nach japanischen Berichten erwägt das US-Militär angesichts der angespannten Lage die Stationierung einer Aufklärungsdrohne in der Krisenregion. Der unbemannte Flugkörper vom Typ "Global Hawk", der in großer Höhe operieren kann, solle auf einem US-Stützpunkt in Japan stationiert werden, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo.
Nordkorea verlegt Raketen an die Ostküste
Nordkoreas Militär hatte am Freitag eine zweite Mittelstreckenrakete an die Ostküste des Landes verlegt. Die Flugkörper haben eine Reichweite von bis zu 4000 Kilometern und könnten Südkorea, Japan oder eine US-Militärbasis auf der Insel Guam im Pazifik treffen.
Als Reaktion entsandte die südkoreanische Marine zwei mit speziellem Radar ausgestattete Zerstörer. Diese könnten einen Raketenbeschuss so früh aufzeichnen, dass noch Gegenmaßnahmen möglich sind. Die Südkoreaner fürchten einen "Überraschungsangriff" des Nordens.
Beobachter schließen nicht aus, dass das kommunistische Regime anlässlich der Feierlichkeiten zum 101. Geburtstag von Staatsgründer Kim Il Sung am 15. April die Raketen abschießen könnte, dem Großvater des heutigen Machthabers Kim Jong Un.
Lage seit drittem Atomtest angespannt
Die Lage auf der koreanischen Halbinsel gilt seit dem dritten Atomtest in Nordkorea im Februar als extrem gespannt. Pjöngjang hatte als Reaktion auf die Ausweitung von UN-Sanktionen und südkoreanisch- amerikanische Militärmanöver den Waffenstillstandsvertrag von 1953 aufgekündigt.
Letzte Woche rief Pjöngjang den "Kriegszustand" im Verhältnis zu Südkorea aus. Seit dem Ende des Korea-Krieges 1953 befinden sich die Nachbarn formell weiter im Krieg.