US-Unterstützung für IS-Miliz? Russland blamiert sich mit "unwiderlegbaren Beweisen"
Russland will "unwiderlegbare" Beweise vorlegen, dass die USA den Islamischen Staat in Syrien unterstützen – und blamiert sich damit bis auf die Knochen. Die "unwiderlegbaren" Beweise sind Ausschnitte aus Computerspielen und alten Videos.
Das russische Verteidigungsministerium hat am Dienstag in sozialen Medien "Beweise" verbreitet, dass "die USA IS-Kampfeinheiten Schutz bieten". Die Fotos sollten US-Aktivitäten in der Nähe der syrisch irakischen Grenze zeigen. Die Dschihadisten-Miliz werde von der US-Regierung "benutzt, um amerikanische Interessen zu befördern", so der Vorwurf. Die Bilder zeigten, dass US-Streitkräfte nicht eingriffen, als ein IS-Konvoi am 9. November die umkämpfte Stadt Abu-Kamal verließen.
Auffällige Ähnlichkeiten mit Smartphone-Spiel
Das Problem: Die "unwiderlegbaren Beweise" stellten sich schnell als äußerst widerlegbar heraus. Innerhalb kürzester Zeit fielen Social-Media-Nutzern die auffälligen Ähnlichkeiten der Bilder mit Ausschnitten aus einem Computerspiel und alten Videos aus dem Irak auf.
Eines der verbreiteten Bilder stammte aus einem Werbevideo des Smartphone-Spiels "AC-130 Gunship Simulator: Special Ops Squadron". Der vom russischen Ministerium verbreitete Bildausschnitt zeigte allerdings nicht die Schriftzüge der Hersteller "Development Footage. This is a work in progress". Zu deutsch etwa: Die gezeigten Bilder sind nur vorläufig und die Arbeit befindet sich noch in Entwicklung. Lediglich ein kleines Buchstabenfragment war von dieser Mitteilung im von Russland zugeschnitten Bild erhalten.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Youtube-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Youtube-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Ein weiteres verbreitetes Bild stammt aus einem vom irakischen Verteidigungsministerium im Juni verbreiteten Video – das westlich von Falludscha Luftschläge der us-geführten Anti-IS-Koalition auf einen IS-Konvoi zeigt. Bei den Luftschlägen wurden nach irakischen Angaben 440 IS-Kämpfer getötet und 688 Fahrzeuge zerstört.
Nicht das erste Mal blamiert
Stunden nach der Blamage ersetzte das russische Ministerium die Bilder, sprach von einem "Fehler", blieb aber bei dem Vorwurf. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass von Russland verbreitete Bilder äußerst zweifelhafte Quellen haben. Präsident Wladimir Putin gab Filmmaterial vom Kampf des US-Militärs gegen die Taliban in Afghanistan als Bilder von den Erfolgen der russischen Luftwaffe in Syrien aus. Im Mai 2016 verwendete die russische Botschaft in London ein Bild des Computerspiel-Klassikers "Command & Conquer", um seine Behauptung zu illustrieren, Extremisten – und nicht das Assad-Regime – seien für Giftgas-Angriffe in Syrien verantwortlich.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Ein Sprecher der us-geführten Anti-IS-Koaltion wies die neuen Vorwürfe nicht überrascht zurück. Angaben des russischen Verteidigungsministeriums seien meistens "haltlos, inakkurat und komplett falsch", sagt Col. Ryan Dillon gegenüber BBC. Auch die US-Botschaft in Moskau äußerte sich kurz angebunden auf Twitter: Die Vorwürfe seien "Nonsens" und basierten auf Videospielen und alten Fotos. "Wir sollten uns darauf konzentrieren, den gemeinsamen Feind zu schlagen, nicht Spiele spielen."