Putin im US-Fernsehen "Habt ihr denn alle den Verstand verloren?"
Der russische Präsident dementiert mehr oder weniger alles, was US-Medien vor der Anhörung des ehemaligen FBI-Chefs Comey umtreibt. Es gebe keine Sonderbeziehung zu Trumps Team, Hacker gebe es überall und die USA mischten sich selbst überall in der Welt in Wahlen ein.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat Moskauer Einflussnahmen auf die US-Wahl 2016 und von seiner Regierung dabei sanktionierte Hackerangriffe zurückgewiesen. Mutmaßungen amerikanischer Medien, Russland könnte schädliche Informationen über Präsident Donald Trump haben, bezeichnete er als "völligen Unfug" und stellte der US-Fernsehmoderatorin Megyn Kelly die Frage: "Haben Sie da drüben alle Ihren Verstand verloren?"
Putins Interview für die NBC-Sendung "Sunday Night with Megyn Kelly" kam wenige Tage vor der Anhörung des früheren FBI-Direktors James Comey, den Trump entließ, nachdem er ihn gebeten haben soll, Ermittlungen über seinen kurzzeitigen Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn und dessen Russlandkontakte einzustellen. Kongressmitglieder beider Parteien forderten am Wochenende Trump auf, nicht von seiner Möglichkeit Gebrauch zu machen, Comeys Aussage zu verhindern. Dass Trump diese Sondervollmacht nutzt, die er in sicherheitsrelevanten Fragen hat, galt aber sowieso als unwahrscheinlich.
"Amerikaner mischen sich ein"
Putin sagte, die US-Geheimdienste seien bezüglich möglicher Kontakte von Trumps Team zu Russland in die Irre geführt worden. Berichte, Moskau habe möglicherweise für Trump schädliche Informationen, wies er als "völligen Unfug" zurück. "Wo würden wir diese Informationen herhaben? Warum, hatten wir irgendeine besondere Beziehung zu ihm? Wir hatten überhaupt keine Beziehung."
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Auch er selbst habe keinen persönlichen Kontakt zu Trump. "Ich habe mich nie mit ihm getroffen", sagte er. "Wir haben viele Amerikaner, die uns besuchen. Denken Sie, wir sammeln im Moment kompromittierende Informationen über alle von ihnen oder so?"
Darüber hinaus bekräftigte er erneut, Russland habe sich nicht in die US-Präsidentenwahl eingemischt. Raffinierte Hacker gebe es überall in der Welt, und die könnten auch einfach eine Spur nach Russland gelegt haben. Bei der Gelegenheit warf Putin den USA vor, sich selbst überall in der Welt in Wahlen einzumischen. "Zeigen Sie mit Ihrem Finger irgendwo auf einer Weltkarte hin, und überall werden Sie Beschwerden über Amerikaner hören, die sich in innere Wahlprozesse einmischen", sagte Putin.
"Sensation aus dem Nichts"
Mit Blick auf einen geheimen Kommunikationsdraht, den Trump-Berater Jared Kushner nach Medienberichten angeblich nach Russland aufbauen wollte, sagte Putin, auch davon wisse er nichts. Und nichts Entsprechendes habe er mit dem russischen Botschafter in den USA, Sergej Kisljak, besprochen. "Hätte es irgendetwas Bedeutendes gegeben, hätte er (Kisljak) das dem Minister berichtet (...) und der Minister mir." Er warf den Medien vor, eine "Sensation aus dem Nichts" geschaffen zu haben. "Mich bringt das zum Staunen."
US-Geheimdienste gehen davon aus, dass Russland auf die Wahl im vergangenen Jahr Einfluss genommen hat, um der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zu schaden. Ein Sonderermittler des Justizministeriums untersucht die Vorwürfe, ebenso der US-Kongress in diversen Ausschüssen. Trump gibt an, keine Verbindungen nach Russland zu haben und nichts über mögliche Kontakte seiner Verbündeten zu wissen.
Im Zuge der Ermittlungen in der Russland-Affäre wird der frühere FBI-Direktor Comey am kommenden Donnerstag im US-Senat aussagen. Der Geheimdienstausschuss der Kammer will wissen, welche Rolle er bei der Einschätzung des FBI gespielt hat, Russland habe sich in die US-Wahl eingemischt.