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Trump zeigt der Welt den "ausgestreckten Mittelfinger"


Pressestimmen zu US-Absage an Klimaabkommen
Trump zeigt der Welt den "ausgestreckten Mittelfinger"

Von dpa
02.06.2017Lesedauer: 4 Min.
Donald Trump gab im Garten des Weißen Hauses den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen bekanntVergrößern des Bildes
Donald Trump gab im Garten des Weißen Hauses den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen bekannt (Quelle: REUTERS/Kevin Lamarque/Reuters-bilder)
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Es ist das Top-Thema in den Kommentarspalten der internationalen Presse:

Die "Washington Post" sieht die USA in ihrer Bedeutung für den Fortschritt auf der Welt schrumpfen: "Mit seiner rückwärts gewandten Politik und seinen ermüdenden Eskapaden scheint Präsident Trump sein Bestes geben zu wollen, um zu schaffen, was unmöglich sein sollte: die US-Präsidentschaft unbedeutend für den Fortschritt der Welt zu machen. Der Klimawandel ist ein Beispiel."

"De Standaard" aus Belgien hält die Entscheidung für einen Affront an die Staatengemeinschaft: "Es kann sein, dass die Auswirkungen von Trumps Entscheidung sich so in Grenzen halten, wie es Experten voraussagen. Dass die Hinwendung zu erneuerbarer Energie nicht mehr aufzuhalten ist und vor allem die Wirtschaft keine Rückkehr zur großen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen will. Es ist möglich, dass die Entscheidung lediglich einen symbolischen Charakter haben wird, da Steinkohle in den USA längst nicht mehr rentabel abgebaut werden kann und Bundesstaaten wie Kalifornien bei der Nachhaltigkeit noch einen Zahn zulegen werden. Doch darum geht es nicht. Es geht vielmehr darum, dass die Vereinigten Staaten einseitig ein Versprechen brechen, das sie der Welt gegeben haben. Das ist das politische Äquivalent zu einem ausgestreckten Mittelfinger. Europa kann das nicht als erneute Torheit eines Witzbolds abtun. Die einzig mögliche Antwort auf diese Entscheidung ist, die Illusion aufzugeben, dass die transatlantischen Beziehungen unter dem jetzigen Präsidenten tatsächlich noch freundschaftlich sein können."

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" erwartet indes keinen Rückfall der USA beim CO2-Ausstoß: "Der von Präsident Donald Trump am Donnerstagabend bekannt gegebene Rückzug der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaabkommen hat keine unmittelbaren Auswirkungen. Weder steigt dadurch das Volumen der Treibhausgase, das Amerika als zweitgrößter Emittent der Welt in die Luft bläst. Noch ist damit eine Kehrtwende in der Klimagesetzgebung verbunden. Besser wird es allerdings auch nicht."

Der "Tages-Anzeiger" aus der Schweiz meint: "Vermutlich wird die klimafeindliche Politik Trumps durch die nachhaltige Strategie vieler (US-)Bundesstaaten aufgewogen. Das heißt: In den USA werden in den nächsten Jahren die Emissionen nicht sinken, sondern stabil bleiben. (...) Bedeutsamer ist aber, dass vor allem China und Indien, die neben den USA zu den größten CO2-Produzenten der Welt gehören, den eingeschlagenen Weg ins postfossile Zeitalter weiterhin beibehalten."

Die "Süddeutsche Zeitung" sieht sogar Chancen für Europa und China im Wachstumsmarkt Klimatechnologie: "Die beiden verbliebenen Stützen der Klima-Allianz (Europa und China, die Red.) lauern schon auf die zusätzlichen Milliarden, die sich ohne amerikanische Konkurrenz mit erneuerbaren Energien oder Technologien zur Energieeffizienz verdienen lassen werden. Eines sollte nur nicht vergessen werden: China ist und bleibt ein schwieriger Partner, aus vielerlei Gründen. Die Europäer wären deshalb gut beraten, Distanz zu wahren - und an den Tag zu denken, an dem die USA hoffentlich ins Reich der Vernunft zurückkehren."

Die "Times" aus London betont den langfristigen Nutzen der Abkehr von fossilen Energieträgern: "Donald Trump hatte mit der Behauptung Wahlkampf betrieben, der Klimawandel sei eine Falschmeldung, die China fabriziert habe, um den USA einen Wettbewerbsnachteil aufzudrängen, indem Umweltgruppen ermutigt werden, unhaltbare Subventionen für saubere Energien zu fordern. (...) Man mag über das Ausmaß debattieren, in dem die globalen Durchschnittstemperaturen in unserem Zeitalter als Folge der von Menschen verursachten Schadstoffemissionen ansteigen. Doch die langfristigen Vorteile eines Wandels von fossilen Brennstoffen zu sauberer Energie für alle Volkswirtschaften sind eindeutig."

"La Vanguardia" aus Spanien sieht indes noch Hoffnung für künftige Verhandlungen: "Trump hat den Weg gewählt, der am wenigsten abrupt ist, um den internationalen Kampf gegen den Klimawandel zu verlassen. Tatsächlich sieht das Pariser Abkommen von 2015 vor, dass die Länder den unterschriebenen Pakt erst drei Jahre nach dem Inkrafttreten kündigen können. (...) Es ist Teil von Obamas Erbe, was jetzt diese Situation provoziert hat (...). Trump hat die Tür zugeschlagen, aber sie lässt sich nicht ganz schließen. Für den Moment...."

"Jyllands-Posten" aus Dänemark hingegen sieht die USA im Abseits: "Präsident Trump glaubt, dass er in der Lage sein wird, ein Klimaabkommen neu zu verhandeln, hinter dem 190 Länder stehen, was man im besten Fall als einen naiven Zugang zur globalen Diplomatie verstehen kann, im schlimmsten Fall aber als Ausdruck eines grundlegenden Mangels an Respekt für die Hunderttausenden, wenn nicht Millionen von Arbeitsstunden, die Politiker, Diplomaten, Wissenschaftler und andere in das Klimaschutzabkommen gesteckt haben, das in Paris erzielt wurde. (...) Niemand sollte Präsident Trump anklagen, dass er "Amerika zuerst" setzt, aber ebenso legitim ist es, dass Amerikas engste Freunde, zu denen Dänemark gehört, alles tun, um zu verhindern, dass die Trump-Ära in ein "Amerika zuletzt" ausartet."

"De Telegraaf" aus den Niederlanden sieht große Gefahren für den Erfolg des Pariser Klimaabkommens: "Die Folge davon ist in jedem Fall, dass Amerika weiter umfangreich Öl, Gas und Kohle fördern wird, um Energie zu erzeugen. Das wiederum hat zur Folge, dass die Preise für diese Rohstoffe niedrig bleiben. Kurzfristig sind Investitionen in die grüne Energiegewinnung daher weniger rentabel. Die UN-Klimaagentur ist zwar enttäuscht, sie meint aber, die Welt könne auch ohne die USA zur Nachhaltigkeit (bei der Energieerzeugung) übergehen. Wissenschaftler warnen hingegen in einer Studie vor einem Szenario, bei dem andere Länder dem Vorbild der USA folgen könnten, weil sie erwarten, auf diese Weise Energie billiger produzieren zu können. Sollten mehrere größere Länder diesen Weg gehen, sind die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht mehr zu erreichen. Zudem bedeutet der Abgang der USA, dass den UN Milliarden von Dollar für Projekte zur Eindämmung des Klimawandels fehlen werden. Mit dem Geld sollten zum Beispiel Länder der Dritten Welt unterstützt werden, die das nicht allein finanzieren können."

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