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Gegen Erdoğans perfiden Plan: Wir müssen die Türken umarmen!


Kommentar
Gerade jetzt müssen wir die Türken umarmen!

t-online, Carsten Werner

Aktualisiert am 17.05.2017Lesedauer: 3 Min.
Erdogan will die Türkei und den Westen spalten. Auf dieses Spiel dürfen wir uns nicht länger einlassen.Vergrößern des Bildes
Erdogan will die Türkei und den Westen spalten. Auf dieses Spiel dürfen wir uns nicht länger einlassen. (Quelle: dpa-bilder)

Mit dem Verbot eines Truppenbesuchs bei der Bundeswehr in Incirlik stößt Erdogan mal wieder türkische Verbündete vor den Kopf. Die Reaktion eines Verrückten? Keineswegs! Er verfolgt einen perfiden Plan. Und den müssen wir durchkreuzen.

Ein Kommentar von Carsten Werner

Deutschland und die Türkei sind seit vielen Jahren Verbündete. In der Nato arbeiten beide Staaten zusammen, wenn auch nicht immer konfliktfrei. Trotz aller Skepsis hätte das Land auf der Grenze zwischen Asien und Europa irgendwann Teil der Europäischen Union werden können. Doch dann sorgte Recep Tayyip Erdoğan für eine Kehrtwende.

Der heutige Staatspräsident und frühere Regierungschef schränkte die Bürgerrechte in seinem Land massiv ein. Pressefreiheit gibt es praktisch nur noch auf dem Papier. Ausländische Reporter werden als Geiseln festgehalten. Die Justiz arbeitet ganz nach seinen Wünschen. Oppositionelle müssen jederzeit damit rechnen, verhaftet, als Terroristen verunglimpft und für Jahre ins Gefängnis gesteckt zu werden.

Auf Kritik aus dem Ausland reagiert Erdogan regelmäßig mit wüsten Beschimpfungen. Selbst Verbündete und vor allem seine Kritiker in Europa bezeichnet er als Faschisten. Trotz aller internationaler Empörung will er die Todesstrafe in der Türkei wieder einführen. Und jetzt verweigert er erneut deutschen Politikern, die Bundeswehr-Soldaten zu besuchen, die für den Schutz der Türkei an der Grenze zu Syrien ihren Dienst leisten.

Schluss mit Erdogans Spiel

Das alles ist ein Skandal. Es ist eines demokratischen Politikers und Verbündeten unwürdig. Und es muss Konsequenzen haben! Erdogan hat den letzten Kredit verspielt. Mit jeder weiteren Provokation entfernt er sich mehr vom Westen. Doch wie sollten Deutschland und Europa reagieren? Schluss mit den EU-Beitrittsverhandlungen! Raus mit der Türkei aus der Nato! Solche Forderungen erscheinen zwar logisch, es wären aber genau die falschen Reaktionen.

Erdogan ist nicht verrückt. Seine Provokationen gehören zu einem perfiden Psychospiel mit ausländischen Freunden der Türkei, vor allem aber mit seinem eigenen Volk. Erdogan will sein Land in die Isolation treiben. Sein Plan ist es, den Türken die Europäer, die Amerikaner und ja, vermutlich auch alle Nicht-Muslime, als Feinde der Türkei zu verkaufen.

Denen könnt ihr nicht trauen! Sie hassen uns! Ich aber liebe euch und ich sorge dafür, dass wir stark sind und dass es uns trotz der Feinde „da draußen“ gut geht. Das ist, was Erdogan den Türken glauben machen will. Das ist der Weg, auf dem der türkische Präsident endgültig zum geliebten Führer aufsteigen will. Der Sultan hat sein Sultanat fest im Visier.

Die Türkei in die EU? Ja!

Wir dürfen uns auf dieses Spiel nicht länger einlassen! Erdogan verdient eine harte diplomatische Gangart. Doch anstatt die Türken ziehen zu lassen auf ihrem Weg in die Diktatur, müssen wir für sie die Tür in die EU offen halten. Mehr noch, wir müssen ihnen einen klaren Fahrplan vorlegen und ihnen so eine positive Alternative zu Erdogans Reich aufzeigen. Wir müssen zeigen: Seht her, das bekommt ihr, wenn ihr den Spalter in die Schranken weist. Ein erster Schritt wäre es, die im Flüchtlingsdeal vereinbarten Visaerleichterungen umzusetzen.

Klar ist, dass für die Türkei die gleichen Regeln gelten müssen wie für jedes andere EU-Land. Ausnahmen darf es nicht geben. Angesichts des aktuellen politischen Zustands der Türkei wirkt eine rasche Aufnahme in die Europäische Union utopisch. Doch wir und die Türken müssen wieder anfangen, diese Vision zu leben und hart daran zu arbeiten. Wir müssen sie willkommen heißen, wenn sie Erdogan in die Wüste schicken.

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