Harte Linie nach Putschversuch Türkei verhängt Ausreiseverbot für Akademiker
Nach dem Putschversuch greift die türkische Regierung weiter hart durch. Jetzt hat die Hochschulverwaltung allen Akademikern bis auf weiteres die Ausreise verboten. Zudem soll Zehntausenden Lehrern an Privatschulen die Genehmigung entzogen werden.
Uni-Mitarbeiter, die sich bereits zu Dienst- oder Forschungsaufenthalten im Ausland aufhielten, sollten überprüft werden und "so schnell wie möglich" in die Heimat zurückkehren, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Am Dienstag hatte die Verwaltung die Demission von 1577 Dekanen an allen Universitäten des Landes angeordnet.
Gleichzeitig forderte der Rat alle Hochschulrektoren auf, ihre Mitarbeiter im Lehrbetrieb und in der Verwaltung auf etwaige Verbindungen zur Bewegung des Erdogan-Gegners Fethullah Gülen zu überprüfen. Ihre Berichte würden bis zum 5. August erwartet.
21.000 Lehrer werden kaltgestellt
Zudem will die Regierung 21.000 Lehrern an Privatschulen die Genehmigung entziehen. Ihnen werde ebenfalls vorgeworfen, Beziehungen zu Gülen zu haben.
Präsident Recep Tayyip Erdogan verdächtigt seinen einstigen Verbündeten Gülen, hinter dem Putschversuch vom vergangenen Wochenende zu stehen - der in den USA lebende islamische Prediger weist die Vorwürfe zurük.
Staatsführung, Regierung und Militär beraten am Mittwoch über neue Maßnahmen im Kampf gegen Gülen. Der Nationale Sicherheitsrat kam in Ankara zu einer Sondersitzung unter dem Vorsitz von Erdogan zusammen. Dieser hatte zuvor angekündigt, bei den Sitzungen werde eine "wichtige Entscheidung" fallen. Zu Details äußerte er sich nicht.
WikiLeaks gesperrt
Seit dem Putschversuch am Freitag hat die Regierung etwa 50.000 Soldaten, Polizisten, Richter und Lehrer festgenommen oder suspendiert. Zudem sperrte das Amt für Telekommunikation am Mittwoch den Zugang zu WikiLeaks. Die Internet-Enthüllungsplattform hatte am Tag zuvor fast 300.000 E-Mails von Mitgliedern der regierenden AK-Partei veröffentlicht.
Am Mittwoch berät Erdogan das weitere Vorgehen mit dem nationalen Sicherheitsrat. Dabei würden wichtige Entscheidungen getroffen, hat er angekündigt.