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Benjamin Netanjahu lud sich selbst zum Paris-Trauermarsch ein


Israelische Presse
Netanjahu hat sich selbst nach Paris eingeladen

Von afp
Aktualisiert am 12.01.2015Lesedauer: 2 Min.
Benjamin Netanjahu war eigentlich nicht zu den Gedenkveranstaltungen in Paris eingeladen.Vergrößern des Bildes
Benjamin Netanjahu war eigentlich nicht zu den Gedenkveranstaltungen in Paris eingeladen. (Quelle: dpa-bilder)

Israel

Darüber verärgert, dass Netanjahu auf sein Kommen zu der Demonstration bestand, habe das französische Präsidialamt auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas eingeladen, meldeten der private Fernsehsender "Kanal 2" und auch mehrere israelische Tageszeitungen.

Aus Wahlkampfgründen angereist

Der derzeitige Wahlkampf in Israel sei der Grund für das forsche Verhalten Netanjahus, mutmaßten die israelischen Medien. Die Regierungen in Israel und Frankreich reagierten zunächst nicht auf Anfragen zu den Berichten.

Der Auftritt von Abbas und Netanjahu nur drei Meter voneinander entfernt in der ersten Reihe des von Frankreichs Staatschef François Hollande angeführten Trauermarschs hatte Spekulationen über eine mögliche Annäherung im Nahostkonflikt ausgelöst. Die Tageszeitung "Haaretz" berichtete dagegen, Hollandes diplomatischer Berater Jacques Audibert habe dem israelischen Sicherheitsberater Jossi Cohen mitgeteilt, der französische Präsident zöge es vor, dass Netanjahu nicht komme. Als Quelle nannte die Zeitung beteiligte Regierungskreise in Israel.

Nahostkonflikt sollte Trauerzug nicht dominieren

Hollande wollte den Angaben zufolge vermeiden, dass der Nahostkonflikt oder die Beziehungen zwischen Juden und Muslimen den Trauerzug dominieren. Der israelische Regierungschef habe sich zunächst auch einverstanden erklärt. Erst als am Samstagabend bekannt wurde, dass sein Außenminister Avigdor Lieberman und Wirtschaftsminister Naftali Bennett in Paris dabei sein würden, habe Netanjahu Frankreich mitgeteilt, dass er doch komme, berichteten mehrere Zeitungen. Die beiden Minister treten als Chefs von mit Netanjahu konkurrierenden Rechtsparteien am 17. März bei den Knesset-Wahlen an.

In Paris wurde daraufhin den Berichten zufolge entschieden, auch Abbas nach Paris zu bitten. Die Teilnahme beider Politiker war am Samstagabend erst sehr spät angekündigt worden. Abbas hatte laut seinem Außenminister Riad al-Malki sogar dem französischen Präsidialamt zunächst mitgeteilt, er könne aus mehreren Gründen, darunter die herrschenden Unwetter, nicht am Trauermarsch teilnehmen.

"Wie konnte er es wagen, nach Paris zu fahren?"

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Netanjahu mit scharfen Worten für dessen Teilnahme an der Demonstration kritisiert. Er könne "nur schwer verstehen", wie Netanjahu es habe "wagen" können, nach Paris zu fahren, sagte Erdogan nach einem Treffen mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Netanjahu sei für "Staatsterrorismus" gegen die Palästinenser verantwortlich, sagte Erdogan.

Er frage sich, wie ein "Individuum, dass Staatsterrorismus verübt, indem es 2400 Menschen in Gaza massakriert", in die Menge winken könne, so als ob "die Menschen sehr begeistert auf ihn warten", sagte Erdogan mit Blick auf den jüngsten Gaza-Krieg zwischen Israel und den Palästinensern im vergangenen Jahr mit fast 2200 getöteten Palästinensern, die meisten von ihnen Zivilisten. Erdogan ist bekannt für heftige verbale Attacken gegen Israel und Netanjahu. Unter dem früheren türkischen Regierungschef und heutigen Präsidenten verschlechterten sich die bilateralen Beziehungen zusehends.

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