Wichtiger Beitrag Deutschlands in Nato Blitzschnelle Eingreiftruppe soll "leicht reisen und hart zuschlagen"
Die Spannungen mit Russland halten an und die Nato muss vor allem den osteuropäischen Bündnispartnern Unterstützung zusichern. Beim Aufbau einer schnellen Eingreiftruppe drückt die Nato nun aufs Tempo.
Beim Treffen der Außenminister der Allianz kündigte Generalsekretär Jens Stoltenberg an, erste Einheiten der sogenannten Speerspitze sollten bereits "Anfang kommenden Jahres" einsatzbereit sein. Deutschland kommt beim Aufbau der Truppe eine zentrale Rolle zu.
Schon lange vor der Annexion der Krim und den Kämpfen in der Ostukraine verfügte die Nato über eine schnelle Eingreiftruppe. Diese Nato Response Force (NRF) wurde erstmals 2003 aufgestellt. Ihre Truppenteile bleiben ein Jahr in ständiger Bereitschaft. Teile der NRF wurden etwa 2004 zum Schutz der Olympischen Spiele in Athen eingesetzt. Kampfeinsätze gab es aber noch nie.
Innerhalb weniger Tage bereit
Bisher musste die Nato Response Force innerhalb von 30 Tagen weltweit einsatzbereit sein. Unter dem Eindruck der Ukraine-Krise beschlossen die Nato-Staats- und Regierungschefs Anfang September, diese Zeit für einen Teil der Eingreiftruppe auf "wenige Tage" zu verkürzen. Ziel ist es nun, den Verband binnen zwei bis fünf Tagen vor Ort zu haben. Die Einheit solle "leicht reisen und hart zuschlagen, wenn nötig", beschrieb der damalige Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen die Idee.
Dazu wird innerhalb der NRF eine neue Einheit aufgebaut, die Very High Readiness Joint Task Force (VJTF - Deutsch: Gemeinsame Einsatztruppe mit sehr hohem Bereitschaftsgrad). Sie soll aus Landstreitkräften bestehen, denen auch Luft-, See- und Spezialkräfte zugeordnet werden. Derzeit wird mit rund 4000 Soldaten geplant.
Exponierte Stellung für Deutschland
Dass Deutschland beim Aufbau der Nato-Speerspitze eine exponierte Stellung erhält, ist Zufall. Das 1995 gegründete Deutsch-Niederländische Korps in Münster diente schon zweimal - 2005 und 2008 - als Nato-Bereitschaftstruppe nach dem alten Modell. Schon vor der Ukraine-Krise war klar, dass das Korps 2015 erneut an der Reihe sein wird und einen beträchtlichen Teil der Landstreitkräfte beisteuern wird.
Der stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr, Peter Schelzig, sagte im November, die Bundeswehr werde nun "eine besonders prominente Rolle" bei der Entwicklung der Speerspitze spielen. Unter Führung des Deutsch-Niederländischen Korps werde der NRF-Einsatz "Prüfstand für das tatsächlich Leistbare" sein.
Testbataillon als Prototyp
Beteiligt an der Eingreiftruppe soll auch das Panzergrenadierbataillon 371 aus Marienberg in Sachsen sein. Der Gefechtsverband ist als zweiter großer Beitrag der Bundeswehr neben dem Deutsch-Niederländischen Korps in Münster vorgesehen. Zu dem Bataillon "Marienberger Jäger" gehören rund 900 Soldaten.
US-Nato-Botschafter Douglas Lute sprach von einem "Test-Bataillon" Anfang 2015, das als "Prototyp" der neuen Einheit fungieren soll. Ein Bataillon kann 300 bis 1200 Soldaten umfassen. Neben den Deutschen und Niederländern sind laut Stoltenberg auch norwegische Soldaten beteiligt.
Neue Stützpunkte in Osteuropa
Parallel mit der schnellen Eingreiftruppe hatte der Nato-Gipfel beschlossen, neue Stützpunkte mit Führungs- und Logistikexperten in Osteuropa einzurichten. Diese könnten in den drei Baltenstaaten sowie Polen, Rumänien und Bulgarien entstehen und würden die Speerspitze für Übungen oder auch im Ernstfall aufnehmen.
Nato-Personal wird dort zu normalen Zeiten nur in geringem Maße stationiert. Dies hatte insbesondere Deutschland gefordert, das an der Nato-Russland-Grundakte festhalten will, die eine dauerhafte Truppenstationierung in Osteuropa untersagt.
Denkbar wäre aber, Waffen, Treibstoff, medizinische Einrichtung und sonstiges Material direkt in den Stützpunkten zu lagern, um die Stationierung der Eingreiftruppe tatsächlich so schnell wie möglich zu gewährleisten. Konkrete Pläne sollen möglichst bis zum Treffen der Nato-Verteidigungsminister im Februar beschlussreif sein. Nach der Testphase mit Deutschland soll die Speerspitze der Nato Stoltenberg zufolge dann ab 2016 voll einsatzbereit sein.