Machtkampf um Nahen Osten Der Westen will Chinas Seidenstraße Konkurrenz machen
Auf dem G20-Gipfel könnte ein Projekt beschlossen werden, das Peking verärgern dürfte. Es stünde in direkter Konkurrenz zu Chinas Seidenstraße.
Die Europäische Union, die USA und weitere Partner haben ein riesiges Schienen- und Schifffahrtsprojekt gestartet. Es soll Europa, den Nahen Osten und Indien besser miteinander verbinden, wie US-Präsident Joe Biden am Samstag beim G20-Gipfel in Neu Delhi ankündigte.
Bereits zuvor war bekannt geworden, dass die USA unter Beteiligung der EU und weiterer Länder den Ausbau von Bahnstrecken und Häfen im Nahen Osten und Südasien planen. Nach US-Angaben solle das Vorhaben in Konkurrenz zum chinesischen Seidenstraßen-Projekt stehen.
"Die Verknüpfung dieser Schlüsselregionen ist unserer Meinung nach eine große Chance", sagte der stellvertretende nationale Sicherheitsberater der USA, Jon Finer, am Samstag am Rande des G20-Gipfels in Neu-Delhi. Details zur Höhe der geplanten Investitionen wurden zunächst nicht genannt.
USA und China ringen um den Nahen Osten
Die Pläne kommen zu einem kritischen Zeitpunkt. US-Präsident Joe Biden versucht, Chinas Handelsprojekt einer "Neuen Seidenstraße" etwas entgegenzusetzen. Die Volksrepublik baut seit Jahren mit mehreren hundert Milliarden Dollar entlang der legendären Seidenstraße eine neue Route, die zahlreiche Länder erreichen soll, darunter auch die Staaten Osteuropas. Die EU kritisiert, China mache mit diesem Projekt ärmere Länder von sich abhängig.
Das Abkommen werde Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen in der Region zugutekommen und dem Nahen Osten eine wichtige Rolle im globalen Handel ermöglichen, sagte Finer. Es ziele darauf ab, die Länder des Nahen Ostens per Bahn zu vernetzen und sie über Häfen mit Indien zu verbinden. Das solle auch einen besseren Energie- und Handelsaustausch vom Golf nach Europa fördern, indem Transportzeiten, Kosten und Treibstoffverbrauch reduziert werden, wie es von US-Seite hieß.
Das Vorhaben fällt mitten in die Bemühungen der Vereinigten Staaten um ein umfassenderes diplomatisches Abkommen im Nahen Osten. Dieses sieht auch eine Anerkennung Israels durch Saudi-Arabien vor. Doch auch China hat seine Beziehungen zum Nahen Osten in der Vergangenheit ausgebaut. So erreichte Peking etwa zu Beginn des Jahres eine Annäherung zwischen Saudi-Arabien und dem islamischen Regime des Iran.
Der chinesische Staatschef Xi Jinping war dem G20-Gipfel am Samstag ferngeblieben, nachdem die beiden Weltmächte monatelang versucht hatten, ihre durch Handelsstreitigkeiten und geopolitische Spannungen zerrütteten Beziehungen zu verbessern. Eine Reaktion Pekings auf die Ankündigung der USA blieb zunächst aus.
- Nachrichtenagenturen Reuters und dpa