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Kim Jong Un besucht Putin: Waffenkooperation? Was hinter dem Treffen steckt


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Waffen aus Nordkorea für Russland
Putins letzter Ausweg?


Aktualisiert am 05.09.2023Lesedauer: 4 Min.
Nordkoreas Diktator Kim Jong Un und Kremlchef Wladimir Putin posieren bei ihrem Treffen in Wladiwostok im April 2019 für ein Foto. (Archivbild)Vergrößern des Bildes
Nordkoreas Diktator Kim Jong Un und Kremlchef Wladimir Putin posieren bei ihrem Treffen in Wladiwostok im April 2019 für ein Foto. (Archivbild) (Quelle: AP Photo/Alexander Zemlianichenko/dpa)

Kim Jong Un will wohl noch im September nach Russland reisen. Dort soll er mit Kremlchef Putin eine Waffenkooperation beschließen. Nordkorea-Experte Eric Ballbach erklärt, was dahinter steckt.

Das Enfant terrible der Weltpolitik geht auf Reisen: Nordkoreas Diktator Kim Jong Un soll laut US-Berichten noch im September Kremlchef Wladimir Putin in Russland besuchen. Selbst eine Visite in Moskau scheint den Berichten zufolge möglich zu sein.

Nordkorea und Russland könnten bei dem Treffen einen Waffendeal beschließen, der die Kremltruppen in ihrem Angriffskrieg gegen die Ukraine sowohl mit Waffen als auch mit Munition versorgen soll. Dabei soll es laut Vertretern der US-Regierung insbesondere um Artilleriemunition und Panzerabwehrraketen gehen, mit denen Moskau die ukrainischen Truppen bekämpfen will.

Aber auch Kim Jong Un will nicht mit leeren Händen wieder zurück nach Pjöngjang fahren: Den Berichten zufolge könnte der nordkoreanische Machthaber Putin um fortschrittliche Waffentechnologie etwa für Atom-U-Boote bitten. Zudem erhoffe sich Kim Lebensmittelhilfen für seine Bevölkerung.

Für beide Länder ergäben sich darüber hinaus aus einer engen Kooperation geostrategische Vorteile, die westliche Staaten unter Druck setzen würden. Russland sucht händeringend nach Zulieferern von Munition und Waffen, die man nun in Nordkorea gefunden haben könnte. Nordkorea andererseits will sein Bedrohungspotenzial ausbauen und insbesondere die USA aus der Region verdrängen.

Russland braucht für seinen Krieg dringend Munition

Eine engere Kooperation beider Länder wäre also eine "Win-win-Situation", wie der Nordkorea-Experte Eric Ballbach von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) t-online erklärt. "Russland würde für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine dringend benötigte Munition erhalten." Die Kremltruppen klagen bereits seit Monaten über Munitionsmangel, der sich angesichts der derzeit laufenden ukrainischen Gegenoffensive verschärft haben dürfte. "Nordkorea würde sich diese Hilfe aber auch entsprechend entlohnen lassen", sagt Ballbach.

Russland könne Nordkorea mit seiner fortschrittlichen Satelliten- und Atomtechnologie einiges bieten, so der Experte. "Man darf nicht vergessen, dass Nordkoreas Atomprogramm seinen Ursprung in einer engen Kooperation mit der Sowjetunion nahm."

Zudem könnte Moskau Pjöngjang sowohl mit Lebensmitteln als auch mit Energie unterstützen. Nordkorea hatte bereits im Februar Alarm geschlagen: dem Land drohe eine beispiellose Lebensmittelknappheit. Millionen Nordkoreanerinnen und Nordkoreaner gelten als mangelernährt. Die nordkoreanische Landwirtschaft sollte daraufhin ihre Produktion steigern, wirft aber offensichtlich noch immer nicht genug ab.

Gleichzeitig seien beide Länder "stark isoliert", gibt Ballbach zu bedenken: "Überspitzt könnte man von einem Treffen der Anführer zweier Pariastaaten sprechen." Eine engere Kooperation würde Russland und Nordkorea die Möglichkeit bieten, "Sanktionsregime zumindest punktuell auszuhebeln". Waffenlieferungen für die Kremltruppen "würden jedoch einen klaren Verstoß gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats bedeuten, die auch Russland mitgetragen hatte".

Sanktionen gegen Pjöngjang wurden wegen des fortgeschrittenen nordkoreanischen Atomprogramms erstmals im Jahr 2006 vom UN-Sicherheitsrat beschlossen und seitdem sukzessive verstärkt. Die Beschränkungen umfassen sowohl den Verkauf, die Weitergabe und die Ausfuhr etwa von Rüstungsgütern, Rohöl oder Dienstleistungen nach Nordkorea als auch den Import solcher Güter aus dem Land. Seit 2017 gab es keine neuen Resolutionen gegen Nordkorea, was auch auf deren Blockade durch China und Russland im UN-Sicherheitsrat zurückgeht.

Russland und Nordkorea wollen Einfluss der USA zurückdrängen

Bereits im vergangenen Jahr haben die USA Nordkorea vorgeworfen, Artilleriemunition nach Russland geliefert zu haben, die für die Söldner der Gruppe Wagner bestimmt gewesen sei. Sowohl der mittlerweile gestorbene Anführer der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, als auch das Regime in Pjöngjang wiesen die Anschuldigungen zurück.

Nicht zuletzt habe Nordkorea einen "hohen strategischen Wert" für Russland, erklärt der Experte. Denn das Land sei eine regionale Bedrohung. Kooperierten Moskau und Pjöngjang enger – eine Zusammenarbeit, die auch China einschließen könnte –, so würde dies "eine große geostrategische Herausforderung für den Westen und die Nachbarn in der Region, allen voran Südkorea und Japan", darstellen. "Letztlich teilen sowohl Russland als auch Nordkorea das Bestreben danach, den Einfluss der USA in der Region zurückzudrängen."

Das wohl bevorstehende Treffen "käme nicht überraschend", sagt Ballbach: Bereits im vergangenen Juli besuchte Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu Nordkorea, um an den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des propagandierten "Siegs" Nordkoreas über Südkorea im bis 1953 andauernden Krieg teilzunehmen. Damals schaute sich Schoigu nicht nur nordkoreanische Waffentechnologie an, sondern lud Kim Jong Un kurzerhand nach Russland ein. Im Anschluss sollen Putin und Kim Briefe ausgetauscht haben.

Bereits 2019 war Kim Jong Un in Russland

Laut der "New York Times" reiste zudem eine nordkoreanische Delegation Ende August für gut zehn Tage nach Russland, um ein mögliches Treffen zwischen Putin und Kim vorzubereiten. Im Gegenzug soll infolge des Besuchs von Schoigu auch eine russische Delegation in Nordkorea Gespräche über Waffenkooperationen fortgesetzt haben, wie John Kirby, Sprecher des Weißen Hauses, in Bezug auf Geheimdienstinformationen am vergangenen Mittwoch mitteilte.

Laut den US-Berichten könnte die erste Station von Kims Russland-Visite in Wladiwostok nahe der russisch-nordkoreanischen Grenze sein. Dort findet vom 10. bis 13. September ein Wirtschaftstreffen statt. Anreisen wird Nordkoreas Machthaber wohl mit einem speziellen Panzerzug. Mehr über das Gefährt Kims lesen Sie hier. Im Anschluss könnte Kim laut Aussagen Kirbys gar bis nach Moskau fliegen.

Der nordkoreanische Diktator begibt sich nur selten auf Reisen ins Ausland: 2018 traf er sich mit Chinas Präsident Xi Jinping, bevor er im selben Jahr zu einem USA-Nordkorea-Gipfel in Singapur mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump zusammenkam. In 2019 traf er sich in Hanoi abermals mit Trump und reiste erstmals nach Wladiwostok – für ein Treffen mit Putin.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Dr. Eric J. Ballbach
  • nytimes.com: "Kim Jong-un and Putin Plan to Meet in Russia to Discuss Weapons" (englisch)
  • washingtonpost.com: "Vladimir Putin and Kim Jong Un plan to meet in Russia, U.S. officials say" (englisch)
  • bafa.de: "Außenwirtschaft Nordkorea" (Stand: 05. September 2023)
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