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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Besonders ein Körperkomplex erstaunt Kremlkritiker traf Putin mehrfach – und wurde überrascht
Dmitry Glukhovsky begegnete Wladimir Putin mehrfach. Vor der t-online-Kamera findet er deutliche Worte für den Präsidenten und nennt dessen Komplexe.
Seine scharfe Kritik am Kreml und Wladimir Putin brachte den Russen Dmitry Glukhovsky auf eine Fahndungsliste. Seit Beginn des Angriffskrieges in der Ukraine lebt der Buchautor und frühere Journalist deshalb im Exil – in Russland wird ihm währenddessen der Prozess gemacht. Seiner Haltung dem Regime seines Heimatlandes gegenüber tut das allerdings keinen Abbruch.
Ganz im Gegenteil: In seinen Romanen beschreibt Glukhovsky Dystopien, die metaphorisch für Putins Machtphantasien, den Krieg in der Ukraine und die Zukunft Russlands stehen. Um der Kremlpropaganda entgegenzuwirken, teilt er seine Werke in russischer Sprache in sozialen Netzwerken – kostenlos.
Seine Haltung zum Kreml und Wladimir Putin stärkt auch seine Erinnerung an mehrere Begegnungen: Glukhovsky gehörte einst zum Kreis der Kremlreporter und kam dem Machthaber ganz nah. Von den Treffen berichtet er schonungslos vor der t-online-Kamera.
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"Die einzige Sache, um die Wladimir Putins Regime kümmert, ist sein Überleben. Sie haben den Macht ergriffen, und Sie wollen es nicht gehen lassen."
Dmitry Glukhovsky ist russischer Autor. Früher arbeitete er als Journalist und berichtete auch über den Kreml. Dabei kam er dem Präsidenten Wladimir Putin mehrfach ganz nah. Vor der t-online-Kamera erzählt er von den Begegnungen.
In der Zeit von 2005 bis 2007 gehörte Glukhovsky zum Kreis der Kreml-Berichterstatter, habe sich dem Präsidenten auf bis zu drei Meter genähert, erzählt er. Dabei habe der Journalist einen Mann mit vielen Komplexen erlebt.
"Also für mich war natürlich seine Größe, physische Größe, war eine kleine Überraschung. Als er nur 1 Meter 65 misst, glaube ich. Und es war komplett verboten für die Kameramänner, ihn von höher zu filmen. Also die Kamera, die für größer als er waren, müssten sich hinsetzen, um die Kamera auf der Ebene von seine Augen halten, so dass die die Zuschauer nicht sehen, dass er eigentlich klein ist."
"Grundsätzlich das ist eine Person, die mehrere Komplexe hat, inklusive Minderwertigkeitskomplexe, vielleicht von seiner Kindheit oder Jugend, und er eigentlich mit dieser unbegrenzte Macht und und seiner Bewusstsein, dass er auch Gewalt treiben kann, diese diese Komplexe kompensiert."
"Am Anfang hat Putin überhaupt anders. Und hatte bestimmte Charme, insbesondere für die Frauen. Mehrere russische Frauen hatten gestanden, dass sie sich in ihn in erotische Träume mit Putin gesehen haben."
Glukhovsky steht auf einer russischen Fahndungsliste und lebt irgendwo in Europa im Exil. Grund dafür: Er verurteilt in seinen Romanen die Propaganda des Kremls, Wladimir Putin und den Angriff auf die Ukraine. Er ist sicher: Der Krieg war von langer Hand geplant. Und zwar aus innenpolitischen Gründe. Putin wolle Russland wieder zu einem aristokratischen Großreich machen und mithilfe des Krieges kritische Stimmen unterdrücken. Die Entnazifizierung als Legitimation also - für eine Machtphantasie.
"Wenn du fast ein Vierteljahrhundert an der Macht verbringst, dann dann wahrscheinlich das zersetzt das dich und und du verlierst jene Verbindung zu Wirklichkeit. Und du hast keine Geduld für Kritik. Du entwickelst eine Abhängigkeit davon. Das ist die Evolution, die wir seit 1999 in Wladimir Putin alles zusammengebracht haben."
Seit Kriegsbeginn sieht man Wladimir Putin immer wieder vor den Kameras - mal in seinem Büro in Moskau, mal bei Besuchen seiner Truppen in der Ukraine. Doch es gibt Zweifel an der Echtheit einiger Aufnahmen und Gerüchte um einen Doppelgänger. Für Glukhovsky eine eindeutige Sache.
"Da gibt es zwei verschiedene Wladimir Putins. Einer hat Angst, sich näher als zehn Meter sogar zu sein Verteidigungsminister zu kommen und spricht immer nur von einer große Distanz mit dem Kreml. Mit Botschaften von anderen Ländern. Distanz ist 50 Meter oder so. Der andere ohne Furcht, ohne Angst kommt und und das hängt mit einfacher Leute in Ukraine. Das ist sehr verdächtig. Das für mich ist ein Zeichen von, ja, von einem Doppelgänger. Das war die Praxis für verschiedenen Diktatoren. Und ich sehe keinen Grund dafür, dass Wladimir Putin nicht einen Doppelgänger haben kann."
Dmitry Glukhovsky hat gerade erst seinen neuesten Roman veröffentlicht: “Outpost - der Aufbruch”. Auch in dieser Dystopie geht er mit der Regierung seines Heimatlandes hart ins Gericht, zeigt Propaganda und Machtphantasien auf. Ein Roman, der der Wirklichkeit erschreckend ähnlich ist.
Welche massiven Komplexe Putins den Autor überraschten und warum er davon überzeugt ist, dass der Präsident einen Doppelgänger hat, erfahren Sie hier oder oben im Video.
- Eigenes Interview mit Dmitry Glukhovsky
- Videomaterial über Reuters
- Pressematerial